Unsere Kindheit hinterlässt Spuren, die uns bis ins Erwachsenenalter verfolgen können. Manchmal leiden wir, ohne es zu wissen, an diesen unsichtbaren Narben. Wie Sie erkennen können, ob Sie an einem Kindheitstrauma leiden, zeigen wir hier.

- Kindheitstraumata sind unsichtbare Narben
- Oft bleiben sie lange Zeit unentdeckt
- Auf diese Anzeichen sollten Sie achten
Was in unserer Kindheit geschieht, beeinflusst uns auch im späteren Leben. Oft sind es schöne Erinnerungen, an die wir gern zurückdenken. Doch in einigen Fällen kommt es zu seelischen Wunden, die bis ins Erwachsenenalter unsichtbar bleiben. Solche unsichtbaren Traumata werden häufig viel zu spät erkannt – zum einen, weil Betroffene die Ursachen verdrängen, zum anderen, weil sie oft subtiler als körperliche Gewalt sind. Wie erkennt man, dass man an einem Kindheitstrauma leidet?
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Negative Kindheitserlebnisse ziehen gesundheitliche Folgen nach sich
In der Psychologie spricht man bei benachteiligenden Erfahrungen in der Kindheit konkret auch von Aversiven Kindheitserlebnissen (ACE). Körperlicher, sexueller oder emotionaler Missbrauch, Vernachlässigung, häusliche Gewalt an Dritten, Gefängnisaufenthalte, Drogenmissbrauch, Verlust der Eltern, psychische Probleme der Eltern oder der Zerfall der Familie können das familiäre Umfeld eines Kindes negativ prägen. Einer Meta-Analyse von über 200 Studien zufolge schätzen Forscher, dass rund 60 Prozent der Erwachsenen rund um den Globus an mindestens eine Form von ACEs in ihrer Kindheit erfahren haben. Heute weiß man, dass sich diese Erlebnisse nicht nur auf die Kindheit selbst auswirken, sondern auch vielseitige negative Konsequenzen im Erwachsenenalter haben können. Unter anderem leidet auch die Gesundheit stark unter ACEs: Betroffene sind öfter krank, haben häufiger Schwierigkeiten bei Gesundheitsverhaltensänderungen (beispielsweise beim Aufhören mit dem Rauchen) und werden auch häufiger rückfällig.
Betroffene leiden möglicherweise unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung
In einigen Fällen entwickeln Betroffene auch eine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS). Das trifft allerdings bei weitem nicht auf alle zu, die als Kind eine Form von ACEs erfahren haben: Laut Studien entwickeln etwa 6 Prozent aller Jungen eine PTBS. Bei Mädchen sind es 15 Prozent. Wird diese nicht behandelt, kann sie auch im Erwachsenenalter noch Auswirkungen haben. Einige Anzeichen einer PTBS sind Flashbacks, Vermeidungsverhalten, Angststörungen, Depression, Vertrauensprobleme, selbstzerstörerisches oder risikoreiches Verhalten und Zurückgezogenheit. Wer diese Anzeichen bei sich erkennt, könnte es mit einem ungeklärten Kindheitstrauma zu tun haben.
Ein Kindheitstrauma kann Beziehungen schaden
Ein weiteres Warnzeichen ist der Bindungsstil in Beziehungen zu anderen Menschen. Diese können auch im Erwachsenenalter durch ACEs beeinträchtigt werden. Vor allem, wenn das Trauma durch eine erwachsene Person ausgelöst wurde, kann es sein, dass Betroffene anderen Erwachsenen nicht mehr vertrauen können. Das beeinflusst die Fähigkeit, funktionale Bindungen zu anderen einzugehen, immens. Andererseits lassen sich Betroffene auch häufiger auf dysfunktionale Beziehungen ein – ungesunde Bindungen, die die Situation, in der das Trauma entstanden ist, häufig nachahmen. So gehen Menschen, die in ihrer Kindheit Gewalt erfahren haben, oft Bindungen zu gewalttätigen Partnern ein. Ein gestörtes Bindungsverhalten ist also möglicherweise ein Anzeichen für eine traumatische Erfahrung in der Kindheit.
Beeinträchtigung von Gefühlswelt und Selbstbild
Unbehandelte Traumata können zudem die Emotionsregulation stark beeinträchtigen. Einige Betroffene haben Schwierigkeiten, ihre Emotionen zu kontrollieren, sind schnell gereizt, depressiv oder in sich zurückgezogen. Andere können wiederum ihre Emotionen nicht richtig ausdrücken. Bei Fragen wie "Wie geht es dir?" kommt dann ein unangenehmes Gefühl hoch. Häufig leidet auch das Selbstbild unter einem versteckten Kindheitstrauma. Betroffene haben dann das Gefühl, dass sie wertlos sind, dass sie es verdienen, wenn ihnen schlechtes widerfährt oder haben Schwierigkeiten, gegenüber anderen für sich einzustehen. Häufig spielen dabei insbesondere Scham und das Gefühl von Hilflosigkeit oder Ohnmacht eine große Rolle.
Wenn Sie oder ein Angehöriger unter Depressionen oder Selbstmordgedanken leiden, sollten Sie sich Hilfe bei Experten holen, die Ihnen Wege aus dieser Situation aufzeigen. Die Telefonseelsorge ist kostenlos, anonym und 24 Stunden lang unter den Telefonnummern 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Weitere Hilfsmöglichkeiten finden Sie hier.
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