Männergrippe echt: Laut Forschern leiden Männer wirklich mehr unter Krankheiten

Starkes Geschlecht? Wohl kaum: Schon bei leichten Erkrankungen liegen auch die härtesten Kerle tagelang jammernd im Bett. Dass Männer tatsächlich anfälliger für Krankheiten sind, zeigt das neu erschienene Buch "All about men".

Von news.de-Redakteur - Uhr

Männer klagen schon bei leichten Erkrankungen mehr - das hat allerdings auch genetische Ursachen. (Foto) Suche
Männer klagen schon bei leichten Erkrankungen mehr - das hat allerdings auch genetische Ursachen. Bild: stock.adobe.com / wayhome.studio
  • Die Männergrippe gibt es laut Forschern wirklich
  • Männer leiden häufiger stärker unter Krankheiten
  • Ihr Immunsystem ist oftmals schwächer als das von Frauen

Wer selbst ein Mann ist oder mal mit einem zusammen war, kennt es vielleicht: Selbst die härtesten und taffsten Typen knicken schon bei einem leichten Schnupfen ein und müssen erstmal ein paar Tage umsorgt werden. Das als "Männergrippe" oder "Männerschnupfen" bekannte Phänomen wird meist als übertriebene Reaktion auf Wehwehchen abgetan. Doch das neue Buch "All about men" der Medizinerin Prof. Marion Kiechle und der Journalistin Julie Gorkow zeigt, dass Männer laut Forschern tatsächlich stärker unter bestimmten Erkrankungen leiden.

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Männer erkranken tatsächlich schneller und schwerer

Natürlich spielt auch die subjektive Bewertung von Unwohlsein und Schmerzen eine Rolle bei der Einschätzung der Schwere von Erkrankungen. Zudem bringen Männer laut Forschern ihre Beschwerden häufiger zum Ausdruck, was auch mit der unterschiedlichen Sozialisierung der Geschlechter zu tun hat. Doch tatsächlich gibt es auch eine objektive Grundlage für diese Beobachtungen: So sollen die Immunsysteme von Männern denen von Frauen im Kampf gegen Viren, Bakterien, Pilze und andere Erreger deutlich unterliegen sein. Männer erkranken häufiger und leichter an Infektionskrankheiten als Frauen, selbst, wenn es die gleichen Erreger sind. Zudem verlaufen die Erkrankungen häufig schwerer als bei Frauen. So landen Männer mit COVID-19 etwa 1,7-mal häufiger auf der Intensivstation und ihre Sterblichkeit ist 1,3-mal höher als bei Frauen. Auch Hepatitis B und C-Infektionen verlaufen bei Männern schwerer.

Frauen haben das bessere Immunsystem

Ist das Immunsystem der Männer nun also "schlechter" als das von Frauen? Immerhin bis zur Menopause sind Frauen in der Tat besser geschützt, da ihre Immunsysteme Erregern gegenüber aggressiver sind. Das zeigen bisherige Forschungsergebnisse. Durch die Überschussreaktionen kann es dadurch allerdings auch häufiger zu Autoimmunerkrankungen und chronischen Entzündungserkrankungen kommen. Dabei wendet sich das Immunsystem dann gegen den eigenen Körper.

Es gibt mehrere Gründe für die Unterschiede zwischen den Reaktionen der Immunsysteme von Männern und Frauen. Die Hauptursache ist genetisch verankert:Männer haben ein X- und ein Y-Chromosom. Frauen hingegen verfügen über zwei X-Chromosome. Auf den X-Chromosomen sind viele Gene abgespeichert, die für Faktoren zuständig sind, die das Immunsystem potenziell stärker machen, beispielsweise für die Erkennung von Viren. Früher wurde angenommen, dass das zweite X-Chromosom von Frauen inaktiv ist. Heute weiß man jedoch, dass zweite X-Chromosom in der Regel zumindest teilweise aktiv ist. Das bedeutet, dass Frauen eine bessere Chance als Männer haben, ein besonders starkes Immunsystem zu entwickeln.

Hormone spielen eine wesentliche Rolle

Auch die Hormone, die im Körper produziert werden, spielen eine wichtige Rolle bei der Abwehr von Krankheitserregern. Bei Frauen sind es insbesondere die Östrogene. Diese verstärken die Abwehr, indem sie für mehr Antikörper sorgen und bestimmte Entzündungsbotenstoffe stimulieren. Entzündungsfaktoren brauchen wir für die Immunantwort, etwa um Fieber entwickeln zu können. Im Unterschied zu Östrogen hemmt das männliche Hormon Testosteron allerdings eher die Immunantwort.

Das Hormon schränkt etwa die Antwort von natürlichen Killerzellen ein, die beispielsweise im Kampf gegen Viruserkrankungen helfen. Dass Östrogene die Abwehr stärken, ist übrigens evolutionär bedingt: Dadurch sollen Frauen im gebärfähigen Alter so gestärkt werden, dass sie mit Schwangerschaften besser zurechtkommen und gesund bleiben. Welchen Einfluss Hormonpräparate, beispielsweise zur Verhütung, auf das Immunsystem haben, wird derzeit noch erforscht.

"Männergrippe" wird oft auch durch ungesunden Lebensstil bedingt

Ein ganz wesentlicher Faktor, der ebenfalls dafür sorgt, dass Männer insgesamt ein schwächeres Immunsystem haben, ist der Lebensstil. Männer leben häufig weniger gesundheitsbewusst - das zeigt auch eine Studie aus dem Jahr 2024: Etwa 67 Prozent aller Männer leben einen ungesunden Lebensstil. Generell konsumieren Männer auch häufiger Alkohol, rauchen häufiger und essen eher ungesund. Das schwächt das Immunsystem gewaltig und hemmt die Abwehrzellen. Hinzu kommt, dass Männer auch öfter in typischen "Männerberufen" arbeiten und deutlich öfter Feinstaubbelastung und anderen Umweltstoffen ausgesetzt sind.

Dieser Artikel wurde nach umfassender Recherche erstellt und ersetzt keinen ärztlichen Rat. Im Notfall sollten Sie immer einen Mediziner oder den Rettungsdienst um Hilfe bitten.

Verwendete Quellen:

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