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Digital Detox: Weshalb hält Dopamin-Fasten Ihr Gehirn gesund?

Im Zeitalter von TikTok, Instagram und Co. tendieren immer mehr Menschen dazu, sehr viel Zeit am Handy zu verbringen. Dabei verspüren viele das Gefühl, abhängig von der ständigen Online-Beschallung zu werden. Dagegen soll ein neuer Trend helfen: Digital Detox.

Hängen Sie pausenlos am Handy? Dann ist es Zeit für eine Pause. (Foto) Suche
Hängen Sie pausenlos am Handy? Dann ist es Zeit für eine Pause. Bild: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow
  • Durch das Internet werden wir dauerhaft stimuliert
  • Digital Detox sorgt für Balance im Gehirn
  • Auch laut Studien kann eine Pause von der Reizflut sehr gesund sein

Egal ob Videos auf YouTube, Instagram-Posts, Musik und Podcasts auf Spotify oder endloses Scrollen auf TikTok: Mittlerweile sehen wir uns einer Informations- und Reizflut ausgesetzt, die unser Gehirn dauerhaft stimuliert. Dass unser Gehirn aber dadurch dauerhaft verändert wird, wissen nur die Wenigsten. Als Gegenentwurf wird nun ein neuer Trend gefeiert: Mithilfe von Digital Detox soll man der Online-Welt entfliehen können und eine gesunde Balance für das Gehirn finden. Worum es genau geht, erfahren Sie hier.

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Die Gefahr andauernder Glücksgefühle

Wer die viel Zeit damit verbringt, am Handy zu hängen, läuft Gefahr, abhängig zu werden. Das bestätigen auch erste Studien. Schuld daran ist die endlose Flut an Reizen - die sorgt dafür, dass unser Gehirn große Mengen an Dopamin ausschüttet. Dopamin ist ein Botenstoff, der im Gehirn Glücksgefühle auslöst. Durch positive Erlebnisse wird das Gehirn also für Erfolge sozusagen belohnt. Das ist erstmal etwas Gutes - wenn wir eine Klausur bestehen, eine Gehaltserhöhung bekommen oder Erfolge beim Abnehmen feiern, dann werden wir belohnt.

Allerdings löst Dopamin auch aus, dass wir uns immer wieder nach diesen Gefühlen sehnen. Wir fangen an, Dinge, die uns glücklich machen, immer wieder zu tun. Bei manchen Dopamin-Quellen, etwa bei Drogen oder Glücksspiel, kann das in eine gefährliche Sucht führen. Gleichzeitig ist es so, dass eine dauerhafte Ausschüttung auch den eigenen Dopamin-Haushalt des Körpers erschöpft - bis die Reserven mehr oder weniger leer sind. Ab diesem Punkt können erstmal nur noch die Dopamin-Booster, die einen in erster Linie in die Sucht geführt haben, für Dopamin sorgen. Vermeiden wir die Befriedigung des Suchtdrucks, fühlen wir uns besonders zu Anfang schlapp, matt und schlichtweg depressiv.

Süchtig nach dem Smartphone?

So eine Sucht kann auch bei übermäßigem Konsum von Online-Medien eintreten, insbesondere, wenn wir uns mit zu wenig anderen Tätigkeiten beschäftigen, die uns glücklich machen. Forscher stellen besonders nach der Corona-Pandemie fest, dass vor allem junge Menschen eine solche Sucht entwickelten, da Kontakte in der realen Welt beschränkt waren und sie sich stattdessen ins Internet zurückzogen. Die Folge: Internetsucht. Nicht zuletzt aus diesem Grund ist Achtsamkeit in den vergangenen Jahren ein immer wichtigeres Thema geworden. Im Rahmen des Trends um Achtsamkeit wurde auch eine Strategie entwickelt, die gegen den übermäßigen Konsum digitaler Medien helfen soll: Digital Detox.

Digital Detox sagt der Sucht den Kampf an

Das Prinzip ist recht simpel: Um das Gehirn wieder in die richtige Balance zu bringen, soll die digitale Reizflut erstmal abgestellt werden. Dabei sollten neben dem Smartphone und anderen Geräten auch einige weitere Verhaltensweisen vermieden werden. So sollten Sie sich nicht sofort nach anderen Nervenkitzeln und Neuheiten umschauen - auch Drogen, Glücksspiel und ähnliche Laser sind tabu, denn es droht eine Suchtverlagerung.

Ebenso sollten Sie Ihr Essverhalten im Auge behalten. Insbesondere emotionales Essen, also beispielsweise Frustessen, sollten Sie meiden. Aktuelle Studien stützen den Hype um Digital Detox: So konnten Forscher eindeutig positive Effekte der eingeschränkten Nutzung digitaler Medien beweisen. Vor allem die mentale Gesundheit von Detox-Teilnehmern wurde durch die Internet-Abstinenz verbessert. Insgesamt scheint die digitale Entwöhnung sehr gesund zu sein - eine Pause vom Handy für ein paar Tage kann also nicht schaden.

Wann sollte ich Digital Detox machen?

Wann Sie sich eine Pause vom Smartphone gönnen sollten, ist nicht nur abhängig davon, wie viel Sie es nutzen. Auch bestimmte Verhaltensweisen können Anzeichen einer Sucht sein. Achten Sie darauf, in welcher Regelmäßigkeit Sie auf Ihr Handy schauen, wenn Sie es weglegen und ob Sie sich dann ängstlich oder gestresst fühlen. Falls Sie bemerken, dass schon eine kurze Pause solche Gefühle auslöst, ist es möglicherweise an der Zeit, dass Sie Digital Detox probieren.

Dabei stehen Ihnen mehrere Wege offen: Es kann bereits helfen, bestimmte Apps zu löschen oder sich ein neues Hobby zuzulegen, mit dem Sie stattdessen Zeit verbringen. Wer radikal das Smartphone verbannen will, kann sich auch ein sogenanntes "Dumbphone" besorgen - Handys, mit denen Sie zwar Telefonieren und Schreiben können, aber keinen Internetzugang haben. Am wichtigsten sind aber soziale Kontakte im echten Leben fernab des Smartphones-Displays - mit Freunden, Partnern und der Familie fällt der Entzug leichter.

Dieser Artikel wurde nach umfassender Recherche erstellt und ersetzt keinen ärztlichen Rat. Im Notfall sollten Sie immer einen Mediziner oder den Rettungsdienst um Hilfe bitten.

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Verwendete Quellen:

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