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Neues Mpox-Virus : Experten warnen vor nächster Pandemie: Was sich jetzt geändert hat

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief aufgrund der Ausbreitung des Mpox-Virus, ehemals Affenpocken, unlängst die Notlage aus. Nun gab es auch einen ersten Fall in Deutschland. Experten warnen - was genau bedeutet das?

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat aufgrund der Affenpocken-Ausbreitung die Notlage ausgerufen. (Foto) Suche
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat aufgrund der Affenpocken-Ausbreitung die Notlage ausgerufen. Bild: dpa/National Institute of Allergy and Infectious Diseases/AP

Alles nur Angstmacherei oder wirklich eine Bedrohung? Seitdem die WHO unlängst im Bezug auf die Ausbreitung des Mpox-Virus die Notlage ausgerufen hat, wächst die Besorgnis vor weiteren Fällen und die Angst, eine pandemische Notlage wie in den Höchstzeiten des Coronavirus könnte sich bald wiederholen. Auch in Deutschland wurde das neue Mpox-Virus erstmals nachgewiesen. Dass die Angst durchaus einen realen Hintergrund hat, darüber berichtet Wissenschaftsjournalistin Debora MacKenzie aktuell im "Guardian".

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Mpox-Viren mutiert: Darum besteht Pandemie-Gefahr

So sei das Mpox-Virus in den letzten Jahren mutiert. Es gäbe mehrere genetische Varianten des Virus, die ursprüngliche Klade I in Zentralafrika und die Klade II in Westafrika, sowie erst kürzlich entstandene B-Versionen beider Kladen, erklärt MacKenzie. Die unter anderem sexuell übertragbare Ib-Version bereite derzeit die größte Besorgnis. Laut der Wissenschaftsjournalistin könnte sie die nächste Pandemie auslösen.

Mpox-B-Virus: Klade I mit erhöhter Sterberate

Laut Bernard Moss, Virologe am U.S. National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) habe die Klade I, die für den aktuellen Ausbruch verantwortlich ist, eine Sterberate von eins zu zehn. Klade II, die frühere Variante, die im Jahr 2022 für einen Anstieg der Infektionen sorgte, eine Sterberate von unter einem Prozent.

Ausbreitung des Mpox-Virus: Angstbegriff Pandemie

Die Befürchtung der Experten: Nach dem Ausbruch der Klade II im Jahr 2022 könne nun die Ib-Variante eine potentielle Pandemie auslösen. Dabei ist laut Wissenschaftsjournalistin Debora MacKenzie das Wort "Pandemie" als Angstbegriff nicht falsch zu verstehen. Es bedeute lediglich, dass sich eine Epidemie weltweit ausbreite und viele Menschen betreffe, so MacKenzie.

Epidemie oder Pandemie: Wo ist der Unterschied?

  • Eine Pandemie ist eine weltweite Epidemie.
  • Das bedeutet: Eine Infektionskrankheit tritt in einem bestimmten Zeitraum gehäuft auf und verbreitet sich weltweit.
  • Eine Epidemie tritt hingegen in bestimmten Regionen gehäuft auf.

Mpox-Virus mutiert: Darum verbreitet es sich jetzt schnell

Warum ausgerechnet jetzt sich das Mpox-Virus der Klade I schneller verbreitet? Laut MacKenzie sei dies allem voran deshalb möglich, weil man verpasst habe, die Ausbreitung rechtzeitig zu verhindern und das Virus so unbemerkt mutieren konnte. "Mehr Fälle bedeuten mehr Gelegenheiten für Mpox-Viren, sich anzupassen, effizienter zu übertragen und anderen Viren zuvorzukommen. So geschehen mit Klade I des Mpox-Virus. Die Ausbreitung von Klade I in der Demokratischen Republik Kongo, zeige dies ganz deutlich. Dort seien die Infektionszahlen mit Klade I von weniger als 6.000 im Jahr 2022 auf heute über 16.000 gestiegen. 2023 sei dann erstmals Klade Ib verzeichnet worden, die sich in den vergangenen Wochen erstmals in Großbritannien ausbreitete.

Schnellere Ausbreitung und schwerere Verläufe bei Mpox-Klade-Ib

Laut Bernard Moss, Virologe am NIAID, ist die Klade 1b schneller übertragbarer und zieht schwerere Verläufe nach sich. Betroffen sind davon vor allem Jüngere - rund fünf Prozent der Infizierten starben an Klade I in der Demokratischen Republik Kongo, wo sich das Virus anfänglich ausbreitete - darunter vor allem Kinder, berichtet aktuell der "Guardian".

Mpox-Variante 1b - Ansteckung durch engen Kontakt mit Tieren

Während beim Ausbruch 2022 mit der Klade II noch sexueller Kontakt der Hauptübertragungsweg war, ist es bei Klade Ib vor allem der enge Kontakt mit infizierten Tieren und Menschen, so mutmaßen Experten. Zum Hintergrund: Mpox-Viren gelten als sogenannte Zoonosen, das heißt eine Übertragung von Tier auf den Menschen ist möglich. In ärmeren Regionen wie dem Kongo ist der Verzehr von kontaminierten Fleisch, das enge Zusammenleben von Tier und Mensch sowie schlechte Hygiene-Bedingungen laut MacKenzie ein guter Nährboden für weitere Ausbreitungen.

Häufige Ansteckung von Mpock-Viren durch:

  • Enger Kontakt mit kontaminierten Gegenständen wie Kleidung, Bettzeug und Handtücher
  • Enger Kontakt mit infizierten Tieren
  • Mensch-zu-Mensch-Übertragung durch engen Körperkontakt und sogenannter Tröpfcheninfektion (Austausch von Körperflüssigkeiten beispielsweise während eines Gesprächs, durch Küsse oder ähnliches)

Um einer schnellen Ausbreitung entgegenzuwirken, gebe es bereits einen Impfstoff, der aber aufgrund Regularien der WHO von ärmeren Ländern wie dem Kongo jedoch erst gekauft werden könne, wenn ein offizieller Notstand vorliegt. Diesen hat die WHO nun ausgerufen. Für viele Experten jedoch zu spät.

Denn die Impfstoffhersteller können der Nachfrage kaum gerecht werden, bezweifelt Debora MacKenzie. Auch hier habe man aus der Corona-Pandemie nichts gelernt.

Biontech entwickelt Impfstoff gegen Mpox-Virus

Ein kleiner Hoffnungsschimmer in Sachen Impfstoff kommt aus Deutschland: Biontech hat auch gegen das Mpox-Virus einen neuen Impfstoff entwickelt, der schneller und billiger herzustellen ist als der bisherige. Ob und wann dieser jedoch auf den Markt kommt, bleibt abzuwarten.

Das Fazit im Hinblick auf die Entwicklung des Infektionsgeschehens von Mpox fällt für die Autorin und Wissenschaftsjournalistin Debora MacKenzie, die sich in ihrem Werk "The Next Pandemic: Wie Covid-19 uns helfen kann, die Menschheit zu retten", ausgiebig mit der Prävention künftiger Pandemien beschäftigt - ziemlich ernüchternd aus.

Man habe aus der Corona-Pandemie wenig gelernt. Und eine neue Pandemie, ausgelöst durch Mpox-Viren, sei durchaus möglich - auch wenn die Folgen durch die geringe Sterblichkeit im Verhältnis zu Covid nicht so schlimm sein dürften.

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/loc/news.de

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