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Schlimmer als Corona?: Pandemie-Gefahr: 4 mögliche Auslöser

Nachdem das Oropouche-Fieber jetzt auch in Deutschland angekommen ist, steigt die Angst vor einer erneuten Seuchengefahr. Wie hoch ist das aktuelle Seuchenpotential und droht gar eine neue Pandemie?

Forschende sind unermüdlich dabei, Viren zu untersuchen, die potenziell die nächste Pandemie auslösen könnten. (Foto) Suche
Forschende sind unermüdlich dabei, Viren zu untersuchen, die potenziell die nächste Pandemie auslösen könnten. Bild: picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Nachdem das Robert-Koch-Institut (RKI) jüngst in einem aktuellen Bericht über zwei Reisende informierte, die erstmals das tropische Oropouche-Fieber mit nach Deutschland brachten, fragen sich viele: Welche Krankheiten kommen da noch? Und wie gefährlich sind diese? Diese 4. möglichen Pandemie-Auslöser grassieren.

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Gefährliche Zoonosen als Pandemie-Gefahr: Übertragungen von Tier zu Mensch

Circa 75 Prozent aller neuen Erkrankungen, die der Mensch in den letzten zehn Jahren entwickelt hat, stammen aus sogenannten Zoonosen, wie die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit berichtet. Unter Zoonosen versteht man Infektionskrankheiten, die wechselseitig vom Tier auf den Menschen übertragen werden können. Darunter zählt unter anderem das Coronavirus, aber auch die Vogelgrippe oder Tollwut.

Das Problematische: Die Ansteckung von Tier zu Mensch wird aktuell durch viele Faktoren wie zum Beispiel das enge Zusammenleben verstärkt, sodass seltene, bisher nur beim Tier diagnostizierte Krankheiten auf den Menschen übertragen werden. Die Folge: Das Potenzial für eine mögliche Endemie (Ausbreitung einer Erkrankung in einer bestimmten Region) oder gar Pandemie (weltweite Ausbreitung einer Erkrankung) steigt.

Seit der Corona-Pandemie sind Forschende besonders wachsam. Virologen wie Christian Drosten zeigen sich sogar alarmiert und warnen unlängst vor einer erneuten Pandemie. Welche bisher eher seltenen Krankheiten dafür infrage kämen?

Nächste Pandemie durch Vogelgrippe? H5N1 breitet sich aus

In einem Interview mit dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" warnt der Chef-Virologe der Berliner Charité ausdrücklich über die besorgniserregende Ausbreitung des Vogelgrippevirus H5N1. Zuletzt breitete sich das Virus unter anderem vermehrt bei Kühen und Katzen in den USA aus. Der Hauptübertragungsweg ist in der Regel der Kontakt mit infizierten Vogelarten. "So etwas hat es vorher noch nicht gegeben, solche extrem großen Ausbrüche bei Kühen – alle Fachleute sind besorgt", erklärt Drosten gegenüber dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.

Und nicht nur unter Tieren wird das Vogelgrippe-Virus verbreitet. Auch eine Ansteckung von Tier zu Mensch erfolgte in den letzten Jahren. Die meisten Fälle beim Menschen wurden bisher hauptsächlich in den Gebieten Asien, Afrika und im Nahen Osten verzeichnet.

Erster Todesfall durch Vogelgrippe-Variante

Im Juni dieses Jahres wurde erstmals ein Todesfall durch den Erreger H5N2 verzeichnet. Die Variante H5N2 der Vogelgrippe gilt in der Regel als weniger krankheitserregend. Ein Mann aus Mexiko starb infolge einer Erkrankung mit dem Vogelgrippe-Virus. Wie genau sich der Mann mit dem Virus infizierte, ist unklar.

Vogelgrippe-Symptome schwer zu erkennen

Eine Infektion mit dem Vogelgrippe-Erreger ist meldepflichtig. Jedoch besonders tückisch: Die Symptome gleichen typischen Erkältungssymptomen, sodass die Dunkelziffer deutlich höher sein könnte als die offiziell gemeldeten Zahlen. Zu den Symptomen zählen unter anderem:

  • Fieber
  • Husten
  • Atemnot
  • Durchfall
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Halsschmerzen
  • Kopf- und Gliederschmerzen

Nipah-Virus in Indien: Keine Impfung gegen tödliches Virus

Das sogenannte Nipah-Virus ist bereits seit über 20 Jahren bekannt, rückt allerdings unlängst durch mehrere Fälle in Indien, darunter einen Todesfall, in den Fokus. Ein 14-Jähriger im südindischen Kerala starb an den Folgen des Virus im Sommer dieses Jahres. Besonders brisant: Bereits im vergangenen Jahr wurden mehrere Fälle in genau dieser Region verzeichnet. Zwei Menschen starben, zahlreiche Kontaktpersonen standen unter Beobachtung. Nach Quarantäne-Maßnahmen und Maskenpflicht wurde im Herbst letzten Jahres dann sogar ein Lockdown verhängt. Aber ist das Nipah-Virus wirklich so gefährlich?

Eine Pandemie-Gefahr besteht laut Mediziner:innen aktuell nicht. Das liegt vor allem an dem Übertragungsweg. Anders als beim Coronavirus wird das Nipah-Virus nicht über die sogenannte Tröpfcheninfektion (Einatmen der Erreger über die Luft) übertragen, sondern über Schmierinfektionen. Das heißt: Die Ansteckung erfolgt über den Verzehr von zum Beispiel kontaminierten Essensresten. Überträger des Virus sind in der Regel Schweine und Flughunde.

Auch wenn das Virus nicht so schnell übertragbar ist, ist es dennoch nicht weniger gefährlich. Vor allem die hohe Mortalitätsrate ist besorgniserregend. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) listet das Nipah-Virus als gefährlichen Krankheitserreger ähnlich wie Ebola oder SARS-CoV-2 mit einer Sterblichkeitsrate von 40 bis 75 Prozent.

Nipah-Virus: Schwere Symptome möglich

Zu den Symptomen zählen:

  • hohes Fieber
  • Erbrechen
  • Atemwegsinfektionen
  • Gehirnentzündung
  • Krampfanfälle
  • Koma

Einen Impfstoff gegen das Virus gibt es nicht. Lediglich die Symptome können behandelt werden.

Q-Fieber: Ausbruch in Norddeutschland

Auch hierzulande gibt es vereinzelt Ausbrüche von zoonotischen Krankheiten, die laut dem RKI durchaus Pandemie-Potenzial entwickeln können. Eines davon ist das sogenannte Q-Fieber. Anfang letzten Jahres wurden mehrere Fälle in Norddeutschland gemeldet. Aufgrund der Seltenheit der Erkrankung ist das Q-Fieber jedoch schwer zu diagnostizieren.

Q-Fieber: Wie häufig ist die Übertragung auf den Mensch?

Das Q-Fieber ist eine bakterielle Erkrankung, die durch das Bakterium Coxiella burnetii verursacht wird. Dabei kann eine Übertragung vom Tier auf den Menschen stattfinden. In Deutschland wurden in den letzten 20 Jahren zwischen 50 und 400 Fälle jährlich gemeldet. Rinder, Schafe und Ziegen gelten als Hauptüberträger des Q-Fiebers. Durch den engen Kontakt zu den infizierten Tieren kann eine Übertragung von Tier zum Menschen stattfinden. Auch eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist - wenn auch sehr selten - möglich.

Seltenes Q-Fieber: Behandlung und Symptome

Da es sich bei dem Q-Fieber anders als bei der Vogelgrippe oder SARS-CoV-2 nicht um eine Viruserkrankung, sondern um eine bakterielle Infektion handelt, kann das Q-Fieber antibiotisch behandelt werden. Die Erkrankung verläuft in der Regel recht mild und ähnelt einem grippalen Infekt. Zu den Symptomen zählen unter anderem:

  • Fieber
  • Gliederschmerzen
  • Schüttelfrost
  • Kopfschmerzen 

In schweren Fällen kann eine Lungen- oder Leberentzündung auftreten. Herzmuskelentzündungen und Hirnhautentzündungen sind möglich, allerdings eher selten.

Alarmierende Virusmutationen: Wie hoch ist die Pandemie-Gefahr wirklich?

Die Verbreitung neuer und wiederkehrender zoonotischer Krankheiten wie dem Oropouche-Fieber, der Vogelgrippe, dem Nipah-Virus und dem Q-Fieber stellt eine erhebliche Herausforderung dar. Obwohl das Übertragungsrisiko dieser Erreger derzeit geringer als beim Coronavirus ist, bleibt die Möglichkeit einer weiteren Pandemie aufgrund der schnellen Anpassungsfähigkeit von Viren und Bakterien allgegenwärtig. Denn die jüngste Vergangenheit zeigt: Eine Anpassung der Erreger kann schneller gehen als gedacht.

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