Experten schlagen Alarm. In Europa nehmen die Keuchhustenfälle zu, besonders bei Kleinkindern. Deshalb wird sogar vor einer Epidemie gewarnt. Weitet sich der Ausbruch wirklich aus?
- Keuchhustenfälle bei Kleinkindern nehmen in Europa zu
- Infektionen in Deutschland sind angestiegen
- Expertin spricht von einer möglichen Epidemie
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Die Zahl der Keuchhustenfälle steigt in vielen europäischen Ländern an. Im Zeitraum 2023/24 wurden in der EU und im Europäischen Wirtschaftsraum fast 60.000 Fälle von Keuchhusten gemeldet, berichtet "Euractiv". Im Vergleich zum Zeitraum 2022/2021 haben sich die Zahlen Verzehnfacht. Damals waren es rund 6.000. Besonders junge Menschen erkranken immer häufiger an der Infektionskrankheit.Experten in Europa schlagen deshalb Alarm.
Immer mehr Kinder erkranken in Europa an Keuchhusten
Im April wurden dem MSIS (Meldesystem für Infektionskrankheiten) in Norwegen 534 Fälle von Keuchhusten gemeldet. Das sind 206 Fälle mehr als im März. Das ist der höchste Wert in einem einzigen Monat seit 2012. Die Zunahme der Fälle bestätigte auch Margrethe Greve-Isdahl, leitende Beraterin und Leiterin des Impfprogramms für Kinder beim NIPH, gegenüber "Dagbladet":
- "Wir haben in Norwegen einen starken Anstieg der Keuchhustenfälle zu verzeichnen, nachdem es fast vier Jahre lang nur sehr wenige Erkrankungen gab. Das könnte darauf hindeuten, dass wir hier eine Epidemie haben könnten."
Eine ähnliche Situation gibt es in England. Allein im größten britischen Landesteil erkrankten zwischen Jahresbeginn und Ende März knapp 2.800 Menschen an Keuchhusten - mehr als dreimal so viele wie im gesamten vergangenen Jahr, heißt es in einer Mitteilung. Fünf Babys starben demnach im ersten Quartal 2024 an der Krankheit. In den Niederlanden starben im Februar und März vier Babys. In Deutschland erhöhen sich die Fälle ebenfalls. Das Robert-Koch-Institut meldet in diesem Jahr bereits 4.180 Fälle. Im vergangenen Jahr waren es im selben Zeitraum 1.446.
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Bricht eine Keuchhusten-Epidemie aus?
Wie Greve-Isdahl sprechen andere Experten von einer Epidemie. Die dänische Gesundheitsbehörde rief im vergangenen Jahr eine "sehr starke epidemische Lage" aus. Generell handelt es sich bei dem 100-Tage-Husten, wie die Krankheit umgangssprachlich bezeichnet wird, um eine endemische Erkrankung. Sie breche "alle drei bis fünf Jahre aus, selbst in Staaten mit einer hohen Impfquote", schreibt "Euractiv".
Was ist Keuchhusten?
Keuchhusten (Pertussis) wird durch Bakterien - meist durch das Bakterium Bordetella pertussis - ausgelöst, ist hoch ansteckend und gehört weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten. Die Erkrankung beginnt oft mit leichten Erkältungssymptomen, denen nach ein bis zwei Wochen heftige, krampfartige Hustenanfälle folgen, die teils Monate anhalten können. Besonders bei Säuglinge kann es zu schweren Komplikationen kommen. "Ein hoher Anteil aller Krankenhausbehandlungen und fast alle Todesfälle betreffen dementsprechend junge, ungeimpfte Säuglinge unter 6 Monaten", schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI). Es können zerebrale Krampfanfälle oder eine Pneumonie auftreten.
Experten sehen Impfmüdigkeit als Grund für steigende Keuchhustenfälle
Grund für den starken Anstieg ist nach Einschätzung von Experten unter anderem, dass es bei der zyklisch auftretenden Krankheit schon seit 2016 keinen größeren Ausbruch mehr gegeben hat. Zudem sei die Immunität in der Bevölkerung während der Pandemie gesunken. Auch die Impfrate sei zurückgegangen. Neugeborene und Säuglinge sind nach Angaben der UKHSA besonders von lebensgefährlichen Komplikationen bedroht. Es sei daher entsprechend wichtig, dass schwangere Frauen und Babys ihre Impfungen zum richtigen Zeitpunkt erhielten, sagte UKHSA-Epidemiologin Gayatri Amirthalingam der Mitteilung zufolge. Die Ständige Impfkommission empfiehlt Schwangeren eine Impfung im letzten Schwangerschaftsdrittel und für Neugeborene das 2+1-Schema. Das bedeutet: Babys erhalten die ersten zwei Dosen im Abstand von zwei Monaten (im Alter von zwei und vier Monaten). Die dritte Impfung sollte mit elf Monaten erfolgen. Auch Erwachsene sollten auf ihren Impfschutz achten und ihn auch später auffrischen lassen.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) spricht sich für eine Auffrischung der Impfung und eine frühzeitige Immunisierung aus.
- "Ziele der gegenwärtigen Impfstrategie in Deutschland sind daher ein möglichst frühzeitiger und vollständiger Impfschutz für die durch B. pertussis besonders gefährdeten Säuglinge und Kleinkinder (Grundimmunisierung). Darüber hinaus ist die Auffrischung der Immunität sowohl im Vorschul- und Jugendalter als auch bei Erwachsenen notwendig, um die klinische Wirksamkeit des Impfschutzes aufrecht zu erhalten und die Übertragung auf ungeimpfte und nicht-immune Personen zu minimieren."
Hinweis: Dieser Artikel dient der Information und ersetzt keine ärztliche Beratung. Sollten Sie an Keuchhusten erkrankt sein oder typische Symptome der Infektionskrankheit an sich oder anderen Personen bemerken, wenden Sie sich bitte an einen Arzt.
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bos/bua/news.de/dpa
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