Epilepsien gehören zu den neurologischen Erkrankungen. Um auf die Erkrankung aufmerksam zu machen, wurde am 5. Oktober der Tag der Epilepsie ins Leben gerufen. Was Sie über Symptome und andere Aspekte der Krankheit wissen sollten, erfahren Sie hier.
- Tag der Epilepsie am 5. Oktober
- Alle wichtigen Informationen über Symptome, Behandlung oder Erste Hilfe
Etwa 400.000 bis 800.000 Menschen sind in Deutschland an Epilepsie erkrankt, schreibt das Bundesministerium für Bildung und Forschung. Epilepsien können in jedem Alter auftreten. Es handelt sich um eine neurologische Erkrankung mit einem vielfältigen Erscheinungsbild. Im folgenden Artikel gehen wir auf Ursachen, Diagnostik, Therapie und weitere wichtige Aspekte der Krankheit ein.
Lesen Sie noch weitere Gesundheitsratgeber:
- Schlaganfall-Schock? So gefährlich sind Schmerzmittel wirklich
- Diese Symptome kennt fast niemand
- Das sollten Sie im Notfall immer zuhause haben
Was ist Epilepsie?
Epilepsien lassen sich mit einem Gewitter im Kopf vergleichen. Man kann sich das so vorstellen: Nervenzellen leiten sich untereinander elektrische und chemische Impulse weiter. Ist dieser Prozess gestört, geben einzelne Bereiche im Gehirn oder in den Hirnarealen zu viele Signale ab. Dadurch kann es zu epileptischen Anfällen kommen.
Einen epileptischen Anfall erleiden etwa fünf Prozent in ihrem Leben, berichtet die Deutsche Epilepsie Vereinigung. Dann spricht man aber noch nicht von einer Epilepsie. Dafür müssen bestimmte Kriterien auftreten. "Von einer Epilepsie wird gesprochen, wenn mindestens zwei nicht provozierte epileptische Anfälle aufgetreten sind oder nach einem ersten Anfall ein deutlich erhöhtes Risiko für weitere Anfälle besteht", schreibt die Vereinigung. Besonders die Häufigkeit spielt bei der Diagnose eine wichtige Rolle. Außerdem gibt es noch verschiedene Epilepsieformen (Epilepsiesyndrom), die bei der Diagnosestellung wichtig werden.
Welche Symptome treten bei einer Epilepsie auf?
Bei einem epileptischen Anfall können verschiedene Hirnbereiche betroffen sein. Je nach Epilepsieform unterscheiden sich die Symptome bei Patienten. Es können Zuckungen an einzelnen Gliedmaßen oder am ganzen Körper auftreten. Einige Patienten werden bewusstlos, andere hingegen nicht. Manche sind auch nur kurz abwesend. Dafür zeigen andere auch keine Symptome. Typisch sind auch Störungen der Sinneswahrnehmung, Geschmacks-, Gefühls- oder Sehstörungen. Meistens dauert ein Anfall nur wenige Sekunden oder Minuten. Hält ein epileptischer Anfall länger als fünf Minuten an, wird vom "Status epilepticus" gesprochen. Hierbei handelt es sich um einen Notfall, bei dem sofort Erste Hilfe geleistet werden muss (mehr dazu weiter unten).
Die meisten Betroffenen haben nach einem Anfall keine Beschwerden. Nach einem schweren Anfall können kurzzeitig Sprachstörungen, depressive Verstimmungen oder Gedächtnisprobleme auftreten. Viele müssen sich länger erholen und schlafen viel.
Folgende Anfallsformen gibt es:
- Absence: Betroffene leiden unter Bewusstseinsstörungen und sind nicht ansprechbar. Die Anfälle verlaufen und kurz. Diese Form tritt häufig im Kindesalter auf.
- Myoklonischer Anfall: Patienten sind bei Bewusstsein, aber einzelne Muskelgruppen zucken kurzeitig.
- Fokale Anfälle: Hier treten die epileptischen Anfälle in begrenzen Hirnregionen auf. Typisch dafür kann eine Aura sein. Bei Betroffenen verändert sich die Wahrnehmung und es kann zu Halluzinationen, Angstzuständen oder Schwindel kommen. Es können später noch weitere Symptome wie Zuckungen, automatisierte Bewegungen, Bewusstseinstrübung, Missempfinden, Sprachstörungen oder ein starrer Blick.
- Generalisierter tonisch-klonischer Anfall (Grand Mal Anfall): Hier sind beide Hirnhälften betroffen. Betroffene haben Zuckungen an Extremitäten oder dem ganzen Körper und werden bewusstlos.
Haben Epileptiker ein erhöhtes Sterberisiko?
Anfälle sind unvorhersehbar, was sie so gefährlich macht. Gerade bei einem schweren Anfall können sich Betroffene verletzen, wenn sie fallen oder spitze Gegenstände in der Hand halten. Wie der NDR berichtet, haben Epileptiker und Epileptikerinnen ein erhöhtes Sterberisiko. Zum Beispiel kann eine Person nach einem Anfall im Bett durch einen Atemstillstand sterben. Viele Betroffene belastet ihre Erkrankung auch seelisch und einige entwickeln eine Depression.
Ursachen einer Epilepsie
Es gibt verschiedene Ursachen. Darunter fallen zum Beispiel Tumore, Gehirnverletzungen, Stoffwechselstörungen, Schlaganfälle, Gehirn- oder Hirnhautentzündungen, genetische Veränderungen, Autoimmune Enzephalitis und vorgeburtliche Hirnverletzungen. In manchen Fällen finden Ärzte aber auch keine eindeutige Ursache. Die Ursachen lassen sich wieder in drei Formen einordnen. Bei einer strukturellen Epilepsie sind Krankheiten und Veränderungen des Gehirns verantwortlich. Eine genetische Epilepsie beruht auf einer genetischen Veranlagung und bei einer kryptogenen Epilepsie liegt keine Ursache vor.
Was kann eine Epilepsie auslösen?
Reize oder Verhaltensweisen können das Risiko für einen Anfall erhöhen. Dazu zählen Schlafmangel, flackerndes Licht, Alkohol-, Drogen- oder Schlafmittelentzug, Medikamente, seelische oder körperliche Überanstrengung oder sehr hohes Fieber. Diese Faktoren können einen Anfall auslösen - müssen es aber nicht.
Wie wird eine Epilepsie diagnostiziert?
Wichtig ist zu wissen, dass hinter den typischen Symptomen keine Epilepsie stecken muss. Ein Ohnmachtsanfall weist noch nicht eindeutig auf die neurologische Erkrankung hin. Um das abzuklären bedarf es einer Reihe von Tests, bevor eine Diagnose feststeht. Wichtig ist besonders die Anamnese. Hier sollten auch Angehörige über die Anfallhäufigkeit und Symptome sprechen. es bietet sich an als Angehöriger eine Art Tagebuch mit der Häufigkeit, Ausprägung und Symptomen zu führen. Beim Arzt erfolgen zahlreiche Tests, darunter Blut- oder Liquortests (Hirnwassertests), bildgebende Verfahren wie ein Elektroenzephalogramm (EEG), Computertomografie (CT) oderMagnetresonanztomografie (MRT). Einen Hinweis auf eine Epilepsie kann ein verminderter Glucose-Metabolismus in betroffenen Arealen im anfallsfreien Intervall geben. Dafür nutzt die Medizin die Positronenemissionstomographie (PET).
Lässt sich Epilepsie heilen?
Bei der Behandlung der Betroffenen geht es nicht darum sie zu heilen. Das ist nicht möglich. Vielmehr versuchen Ärzte die Anfälle zu vermindern. In einigen Fällen treten keine Anfälle mehr auf. Wenn jemand innerhalb von fünf Jahren keine epileptischen Anfälle mehr hatte, spricht man von Anfallfreiheit. Dennoch können sie auch wieder zurückkehren.
Welche Therapien gibt es für Epileptiker?
Häufig nehmen Betroffene Medikamente. Je nach Epilepsieform gibt es verschiedene Neuroleptika, wie die Mittel heißen. Nicht bei jedem helfen sie. Hier können operative Verfahren in Frage kommen, schreibt der NDR. Ärzte wenden sie aber nur an, wenn sicher ist, aus welchem Hirnbereich die Anfälle genau ausgehen. Diese Verfahren sollen das Gehirn stimulieren. Neben einer Vagusnervstimulation gibt es auch eine Silikonplatte mit Platinkontakten, die unter die Kopfhaut gesetzt wird.
Erste-Hilfe bei Epilepsie
Bei einem Anfall sollten Familienangehörige oder andere Personen Betroffene vor Verletzungen schützen. Wichtig ist es auch Ruhe zu bewahren und nicht zu versuchen, während eines Krampfanfalls diesen lösen zu wollen. Dabei können sich Helfer und Helferinnen verletzen. Dauert ein Anfall länger als fünf Minuten an oder es treten mehrere hintereinander auf, muss der Notruf (112) gerufen werden.
Anmerkung: Dieser Artikel wurde nach umfassender Recherche erstellt und ersetzt keinen ärztlichen Rat. Wenn Sie krank sind, lassen Sie die Symptome bei ihrem Hausarzt abklären oder wenden Sie sich an den ärztlichen Bereitschaftsdienst (116 117) oder an den Rettungsdienst unter 112.
Verwendete Quellen: NDR, gesund.bund.de, Deutsche Epilepsie Vereinigung, Universitäts Spital Zürich
Folgen Sie News.de schon bei Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.
bos/news.de
Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.