Früher galt Deutschland als "die Apotheke der Welt" - doch jetzt schlagen bundesweit Apotheker Alarm. Es herrscht Antibiotika-Notstand. Die Lage sei "dramatisch". Lesen Sie hier, warum und was die Politik unternimmt.
Nachdem vor wenigen Monaten akuter Mangel an Fiebersaft für Kinder in deutschen Apotheken geherrscht hatte, hat sich die Lage bei der Arzneiausgabe nicht verbessert. Im Gegenteil sei sie "dramatisch" und "katastrophal", warnen jetzt Apotheker aus ganz Deutschland.
"Lage ist dramatisch!" Antibiotika-Notstand in Deutschlands Apotheken
Kai-Peter Siemsen, Chef der Apothekerkammer Hamburg, sprach mit dem "Hamburger Abendblatt" über den Notstand, der aktuell in deutschen Apotheken herrscht: "Wir müssen teilweise mit den Ärzten zusammen die Therapien ändern. Die Lage ist wirklich dramatisch." "Bild" machte daraufhin eine bundesweite Umfrage mit allen deutschenApothekerkammern zur Lage bei der Arzneimittelversorgung in der Bundesrepublik. Ihre Aussagen decken sich mit denen des Hamburgers.
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Apotheker in Deutschland: "Jede zweite Verschreibung ist inzwischen ein Problem"
Peter Stahl, Kammerpräsident in Rheinland-Pfalz sagte, "gefühlt jede zweite Verschreibung" sei inzwischen ein Problem. Und das während einer aktuell schweren Scharlach-Welle bei Kindern, die nur mit Antibiotika zu behandeln sei. Laut der deutschen Apotheker mangle es insbesondere anAntibiotikasäften für Kinder sowie Breitbandantibiotika.
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Notstand in deutschen Apotheken! Es fehlt an Antibiotika - auch für Kinder
Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände, Gabriele Regina Overwiening, erklärte: "Die Lage ist katastrophal. Und das in einem Land, das mal die Apotheke der Welt war." Doch ein Ende sei nicht in Sicht. In Bayern habe man inzwischen eine "Task-Force Arzneimittelversorgung" gegründet, um Lieferengpässen entgegenzusteuern. Hessens Landesapothekerkammer-Präsidentin Ursula Funke bedauerte gegenüber "Bild": "Deutschland galt mal als die Apotheke der Welt, heute sind wir deutschen Apothekerinnen und Apotheker Weltmeister in der Mangelverwaltung und wir tun tagtäglich unser Bestes für unsere Patienten."
Karl Lauterbach will Apotheken-Notstand mit gelockerten Preisregeln entgegenwirken
Gesundheitsminister Karl Lauterbach will dem Notstand mit gelockerten Preisregeln entgegenwirken und Deutschland so für Arzneimittel-Lieferungen attraktiver machen. Kindermedikamenten könnten dadurch jedoch um etwa 50 Prozent teurer werden. Aus der Opposition erhält er scharfe Kritik: "Jetzt rächt sich der jahrelange Sparzwang bei Medikamenten, vor allem aber das Abwarten von Gesundheitsminister Lauterbach", so Tino Sorge von der CDU gegenüber "Bild". FDP-Gesundheitsexpertin Christine Aschenberg-Dugnus erklärte dem Blatt jedoch, dass Arzneimittellieferengpässe schon jahrzehntelang vernachlässigt worden seien. Die Ampel-Regierung arbeite intensiv an einem Gesetz zur Bekämpfung dieser Engpässe. Ein Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte stellte zudem klar, dass Lieferengpässe nicht gleichbedeutend mit Versorgungsengpässen seien. In Europa gebe es "erste Signale einer sich stabilisierenden [...] Verfügbarkeit", sagte er zu "Bild".
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