Ist das Rätsel um die Coronavirus-Immunität endlich gelöst? Australische Forscher haben in der Lunge von Corona-Patienten ein schützendes Protein entdeckt. Es kann die Ausbreitung hemmen.
Forscher fragen sich seit dem Beginn der Coronavirus-Pandemie, wieso einige Menschen schwer an Covid-19 erkranken, während andere eher einen milden Verlauf durchmachen. Australische Forscher haben dafür womöglich die Ursache für die Immunität gefunden. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler im Fachmagazin "PLOS Biology".
Neue bahnbrechende Studie: Forscher finden mögliche Ursache für Coronavirus-Immunität
Das Forscherteam um Professor Greg Neely fand in den Lungen von Corona-Patient:innen das Protein LRRC15. Dieses Eiweiß ähnelt einem Klettverschluss.Das Protein wirke "ein bisschen wie ein molekularer Klettverschluss, indem es an der Spitze des Virus klebt und es dann von den Zielzelltypen wegzieht", erklärte Dr. Lipin Loo, der an der Untersuchung mitarbeitete. Das Coronavirus heftet sich dort an und hemmt so die Ausbreitung des Virus. LRRC15 wird erst dann aktiv, wenn Sars-CoV-2 in den Körper gelangt. Laut den Wissenschaftlern stellt es vermutlich eine wichtige Immunbarriere dar und aktiviert zudem die antivirale Reaktion des Körpers. Ein "Einfallstor" sei es aber nicht, so die Forscher. Das Protein entdeckten sie bei einer Genomuntersuchung in Gewebekulturen. "Wir haben Lungen von Patienten untersucht, die an Covid oder anderen Krankheiten gestorben sind, und festgestellt, dass die schweren Covid-Patienten tonnenweise dieses LRRC15 in ihren Lungen hatten", sagte Neely gegenüber dem "Guardian".
LRRC15: Schwer Erkrankte haben niedrige Protein-Spiegel
Die Forscher glauben, dass die Menschen, die an Covid-19 starben, entweder zu wenig oder zu spät LRRC15 produzierten. "Wenn wir uns die Lungen von Patienten ansehen, die an Covid gestorben sind, finden wir viel von diesem Protein", sagte Neely und fügte hinzu: "Aber wir konnten uns die Lungen von Patienten, die Covid überlebt haben, nicht ansehen, da eine Lungenbiopsie bei lebenden Menschen nicht einfach durchzuführen ist. Wir gehen davon aus, dass dieses Protein bei den Überlebenden häufiger vorkommt als bei denen, die an Covid gestorben sind".
"Unsere Daten deuten darauf hin, dass ein höherer LRRC15-Spiegel zu einer weniger schweren Erkrankung führen würde", so Neely. Diese Theorie stützt eine Studie aus London. Dabei wurden Blutproben von Covid-Patient:innen auf LRRC15 untersucht. Der Proteingehalt war bei denen mit einem schweren Verlauf niedriger als bei denen mit einem leichten Verlauf.
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Forscher hoffen auf Medikamentenentwicklung dank LRRC15
Trotz der bahnbrechenden Entdeckung müssen noch weitere Untersuchungen erfolgen. Mit dem Rezeptor könnten aber Medikamente entwickelt werden, "die eine Virusinfektion blockieren oder sogar die Lungenfibrose unterdrücken". Das dauert aber noch einige Jahre. Bei der Untersuchung stellte sich heraus, dass LRRC15 auch in Fibroblastenzellen exprimiert wird, also in den Zellen, die die Lungenfibrose kontrollieren, eine Krankheit, die zu beschädigtem und vernarbtem Lungengewebe führt. Covid-19 kann zu eiern Lungenfibrose führen. Gerade bei Long Covid könnten Arzneien mit dem Rezeptor wahrscheinlich helfen. Bislang fehlen aber noch Daten von Gewebeproben lebender Corona-Patient:innen. Das sei schwierig.
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