Das Hendra-Virus ist auf dem Vormarsch. Forscher haben herausgefunden, dass der Erreger durch hungrige Fledermäuse vermehrt auf Tiere und Menschen übertragen werden kann. Vier Menschen starben bereits nach der Infektion. Droht die nächste Pandemie?
Seitdem sich das Coronavirus weltweit ausbreitet, wird noch intensiver vor Zoonosen gewarnt. Damit ist gemeint, dass Tiere Viren auf den Menschen übertragen können. Zuletzt haben Forscher in Affen Ebola-ähnliche Viren in Affen gefunden, aber auch bereits bestehende Viren wie zum Beispiel das Marburg-Virus besorgen Wissenschaftler. Das gilt auch für das durch Fledermäuse übertragene Hendra-Virus.
Droht eine neue Pandemie? Hungrige Fledermäuse können das Hendra-Virus übertragen
Wissenschaftler aus den USA und Australien haben in einer neuen Studie herausgefunden, dass hungrige Fledermäuse mehr Viren ausscheiden, als wenn sie genug zu fressen haben. Das wird problematisch, wenn sie ein zu geringes Nahrungsangebot vorfinden und sich für Futter in die Nähe von Menschen und Nutztieren begeben. In der im Fachmagazin "Nature" erschienenen Forschungsarbeit haben sie sich mit dem Hendra-Virus beschäftigt. Um zu verstehen, wie das Virus übertragen wird, haben die Wissenschaftler in den letzten 25 Jahren reichlich Daten gesammelt.
Sie entnahmen Proben von Fledermäusen, die in Gebieten mit Eukalyptusbäumen lebten. Die Flughunde schieden in den Wintern mehr Viren aus, in denen es weniger Nektar gab. Der Eukalyptusnektar gehört zur Hauptnahrungsquelle der Säugetiere. Zur Blütezeit nisten sie sich in den Bäumen ein. In dieser Zeit waren sie aufgrund ihres aktiven Immunsystems in der Lage, die Viren zu bekämpfen. Durch den Klimawandel und Abholzungen werden sie jedoch aus ihrem Lebensraum vertrieben und haben weniger zu essen. "Wir können davon ausgehen, dass Tiere, die unter Ernährungsstress stehen, weniger in der Lage sind, Viren zu bekämpfen, und daher eher Viren ausscheiden", sagte Prof. Raina Plowright, ihres Zeichens Ökologin für Infektionskrankheiten an der Cornell University, dem "Telegraph". Um das "Spillover-Risiko" zu verringern, brauchen die Fledermäuse ihren Lebensraum und genug Futter, "ohne dass es zu Überschneidungen mit dem Menschen kommt", erklärte Prof. Plowright weiter.
Sie fügte hinzu, dassdie Ökologie des Reservoir-Wirts einer Krankheit, wie in diesem Fall Fledermäuse, selten untersucht wird."Normalerweise konzentrieren wir uns nur auf das Virus, und das meist erst, nachdem es sich in der menschlichen Bevölkerung ausgebreitet hat", sagte sie. "Wir arbeiten selten rückwärts, um herauszufinden, woher das Virus stammt und warum es von einer wilden Art auf den Menschen übergegangen ist. Wenn sie alle Parameter kennen, also zum Beispiel das Futter, können sie Rückschlüsse ziehen."
Hendra-Virus: Killer-Virus tötete bereits vier Menschen
Das Hendra-Virus wurde 1994 entdeckt. In 60 Fällen befiel das Virus bislang Pferde. Die Forscher konnten herausfinden, dass das Virus die Warmblüter bereits zwei Jahre vor einem Krankheitsausbruch infiziert. Deshalb fordern sie Pferdebesitzer auf, ihre Pferde impfen zu lassen.
Aber auch Menschen können sich mit dem Erreger infizieren. Nach dem ersten Ausbruch infizierte sich ein Stallarbeiter, der die Infektion aber überlebte. Ein Pferdetrainer starb aber nach der Infektion. Insgesamt steckten sich sieben Menschen mit dem Hendra-Virus an, vier starben an den Folgen. Nach der Ansteckung kann es zu Nasenausfluss, Fieber, Atembeschwerden und einem wahnhaften Verhalten kommen. Neben dem Hendra-Virus können noch weitere Viren wie Sars-CoV-2, Marburg oder Nipah in Fledermäusen existieren.
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bos/loc/news.de