Um den Verlauf einer Demenz zu verlangsamen, ist es wichtig, frühzeitig spezifische Warnzeichen zu erkennen. Zu den Risikofaktoren gehört auch ein bislang unbekanntes Kennzeichen, wie Forscher herausfanden.
Bis Ende 2021 lebten 1,8 Millionen Menschen mit einer Demenz-Erkrankung in Deutschland. "Infolge des demographischen Wandels nimmt die Anzahl der Betroffenen weiter zu. Gelingt kein Durchbruch in Prävention oder Therapie, könnten nach aktuellen Schätzungen in Deutschland im Jahr 2050 bis zu 2,8 Millionen Menschen im Alter 65+ erkrankt sein", schreibt die Deutsche Alzheimer Selbsthilfe e.V. Oftmals werden erste Warnzeichen nicht früh genug erkannt, weil viele Menschen sie auch nicht kennen. Beeinträchtigungen des Gedächtnisses und der Merkfähigkeit fallen meist eher auf, als ein von britischen Forschern neu entdecktes Früherkennungszeichen.
Neue Demenz-Studie: Albträume können das Erkrankungsrisiko erhöhen
Wie ein Forscherteam der Universität Birmingham in einer neuen Studie herausfand, können häufige Albträume im mittleren Alter schon früh auf eine Demenz hindeuten. Sie können bereits Jahre vorher auftreten, bevor die degenerativen Prozesse im Gehirn beginnen. Für ihre Untersuchung, die sie in der Zeitschrift "eClinicalMedicine" beschreiben, haben sie zwei Projekte angeguckt. Zuerst beobachteten sie 605 Erwachsene zwischen 35 und 64 Jahren, die nicht an Demenz erkrankt waren. Zu Beginn der Studie mussten sie einen schriftlichen Gedächtnistest ausfüllen, der später noch einmal wiederholt wurde. Anhand dieser Tests wurde ihr "kognitiver Abbau" bestimmt. Im Alter ist es völlig normal, wenn die Gedächtnisleistung abnimmt, sollte das aber schneller voranschreiten, deutet das auf eine Demenz hin. Zudem mussten sie aufschreiben, ob sie Schlafprobleme haben oder unter Albträumen leiden. Insgesamt beobachteten die Forscher die Teilnehmer:innen neun Jahre lang.
Für den zweiten Teil wurden 2.600 80-Jährige fünf Jahre lang beobachtet. Anders als die andere Gruppe, mussten sie sich keinem Gedächtnistest unterziehen. Dafür guckten sich die Forscher deren Krankenakte an, ob jemand von ihnen an der degenerativen Erkrankung litt. Zudem wurden sie auch wieder nach Albträumen befragt.
Demenz-Risiko durch Albträume im mittleren Alter viermal höher
Am Ende entdeckten die Wissenschaftler Erstaunliches. Bei Erwachsenen mittleren Alters, die mindestens zwei Albträume pro Woche hatten, war die Wahrscheinlichkeit eines "signifikanten" kognitiven Rückgangs viermal höher als bei denjenigen, die keine Albträume hatten. Bei den über 80-Jährigen die häufiger Albträume hatten, war das Risiko an Demenz zu erkranken doppelt so hoch.
Die Forscher betonten aber gleichzeitig, dass Albträume nicht die Demenz auslösen. Sie seinen vermutlich ein Nebenprodukt, das durch neurodegenerative Vorgänge im rechten Frontallappen auftritt. Dennoch sehen die Forscher ihre Ergebnisse als wichtig an, um Demenz im frühen Stadium zu erkennen. ""Nur sehr wenige Risikoindikatoren für Demenz können bereits im mittleren Lebensalter erkannt werden", sagte dazu der leitende Wissenschaftler Dr. Abidemi Otaiku. Er fügte hinzu: "Es müssen zwar noch mehr Arbeiten durchgeführt werden, um diese Zusammenhänge zu bestätigen, aber wir glauben, dass schlechte Träume ein nützliches Mittel sein könnten, um Personen mit hohem Risiko zu identifizieren". Dies könnte es Ärzten ermöglichen, "Strategien zur Verlangsamung des Ausbruchs der Krankheit" zu entwickeln, fügte er hinzu.
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bos/news.de
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