Seit Wochen erkranken weltweit immer mehr Kinder an Leberentzündungen. Nun wurde ein erster Hepatitis-Fall aus Deutschland bekannt. Zudem steht eine mögliche Ursache fest: Viele Kinder infizierten sich mit Adenoviren.
In den vergangenen Wochen vermehrten sich die Fälle von Leberentzündungen (Hepatitis) bei Kindern. 169 Kinder aus elf Ländern erkrankten. Nun ist auch in Deutschland ein Fall bekannt. Er entspreche der Falldefinition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Erkrankungsbeginn liege bereits im Januar, schreibt das Robert Koch-Institut (RKI) in einer Publikation vom 26. April 2022. Nähere Angaben dazu wurden nicht gemacht. Das RKI schreibt, von Fachgesellschaften und Kinderkliniken lägen keine weiteren Hinweise auf Häufungen von Hepatitisfällen bei Kindern in Deutschland vor. Ärzte werden dennoch um erhöhte Aufmerksamkeit und das Melden von Verdachtsfällen gebeten.
Schon 169 Kinder weltweit an Hepatitis erkrankt - erster Fall in Deutschland bekannt
Eine ungewöhnliche Häufung schwerer Hepatitis-Fälle - die teilweise Lebertransplantationen erforderten - bei Kindern war zunächst aus dem Vereinigten Königreich bekannt geworden. Die typischen Auslöser, die Hepatitisviren A bis E, wurden aber nicht gefunden. Laut RKI-Bericht sind aus Großbritannien nun über 110 Fälle bekannt. Aus Ländern der EU und aus den USA seien vereinzelt Erkrankungen gemeldet worden.
RKI beschreibt Ursache für eine Hepatitis: Neue Adenoviren-Variante und Corona-Pandemie als Auslöser?
Bei den meisten Kindern wurden Adenoviren nachgewiesen. Diese häufig vorkommenden Viren seien für die UK-Experten die wahrscheinlichste Ursache, heißt es im RKI-Bericht. Der Erreger führe in der Regel zu leichter Erkrankung, etwa mit erkältungsähnlichen Symptomen, Erbrechen und Durchfall. Leberentzündungen seien jedoch "eine bekannte seltene Komplikation", die meist Immungeschwächte betreffe. Bei den Fällen in Großbritannien könnte laut Bericht eine neue Variante zirkulieren, die das Krankheitsbild verursacht. Laut dem "Ärzteblatt" könnte es sich um das Adenovirus F41 handeln. Durch Pandemie-Effekte könnten gerade jüngere Kinder besonders empfänglich sein, hieß es.
Leberentzündungen werfen Fragen auf: Weitere Untersuchungen folgen
Die Zahl der bisher bekannten Fälle in der EU halten die RKI-Experten für schwer einzuordnen. Zwar berichteten einzelne Länder über mehr betroffene Kinder als eigentlich zu erwarten, eine große Rolle könne aber auch die erhöhte Aufmerksamkeit spielen. Die Falldefinition sei auch noch wenig spezifisch. Womöglich könnte sich im Nachhinein zeigen, dass einige Fälle doch nicht Teil des Ausbruchs sind.
Insgesamt sei noch ein paar Wochen Geduld notwendig, bis Ergebnisse verschiedener Untersuchungen vorliegen, teilte das Vorstandsmitglied der DeutschenLeberstiftung, Christoph Sarrazin auf Anfrage mit. Wenn man mehr Klarheit habe, könne dies eventuell auch zu Empfehlungen führen.
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bos/loc/news.de/dpa