Immer mehr Jugendliche melden sich mit "Tourette-ähnlichen" Symptomen bei Ärzt:innen. Wissenschaftler wollten der Ursache auf den Grund gehen und machten eine erschreckende Entdeckung: Die Betroffenen ahmen offenbar das Verhalten von Social-Media-Stars nach.
Mehr als 2,2 Millionen Menschen folgen Jan Zimmermann auf YouTube und TikTok. Unter dem Namen "Gewitter im Kopf" berichtet er gemeinsam mit Tim Lehmann in lustigen Videos seit Anfang 2019 über sein Leben mit dem Tourette-Syndrom. Nachdem bereits Betroffenenverbände den Content von Zimmermann kritisierten, sorgt der Social-Media-Star nun für Aufruhr in der Wissenschaft. Experten warnen: Die Videos sollen offenbar eine "Massenkrankheit" ausgelöst haben.
Erschreckende Studie: "Tourette-ähnliche" Symptome bereiten sich unter Jugendlichen aus
In einer aktuellen Studie berichten Wissenschaftler derMedizinischen Hochschule Hannover von einersoziogenen Massenkrankheit, die über Social Media verbreitet wird. Zunächst waren Mediziner:innen über die wachsende Zahl junger Menschen, die über körperliche Ticks im Zusammenhang mit Tourette berichtet haben, verwundert. Doch in ihrer Untersuchung stellten sie fest, dass die Patient:innen die Videos des YouTubers und TikTok-Stars sahen und damit begannen, die körperlichen Ticks zu kopieren.
Ist der YouTube-Kanal "Gewitter im Kopf" schuld an der Massenkrankheit?
"In den vergangenen zwei Jahren wurden bemerkenswert viele junge Patienten in unsere spezialisierte Tourette-Ambulanz mit Symptomen überwiesen, die denen von Jan Zimmermann in seinen Videos sehr ähnlich sind", schreiben die Wissenschaftler in ihrer Studie, die im Journal "Brain" veröffentlicht wurde. Die Ausbreitung von "Tourette-ähnlichem" Verhalten unter den Fans des "Gewitter im Kopf"-Stars sei der erste identifizierte Fall einer "Massenerkrankung durch soziale Medien". Und es könne nicht die letzte sein.
Jugendliche ahmen Verhalten von Social-Media-Stars nach
Auch in Großbritannien gebe es eine ähnliche Erscheinung. So sollen auch die Videos von Evie Meg ihre Follower:innen offenbar dazu animieren, "Tourette-ähnliche" Verhaltensweisen nachzuahmen. Laut "Daily Mail" sollen die Londoner Kinderkrankenhäuser vor der Corona-Pandemie pro Jahr lediglich sechs neue Patientinnen aufgenommen haben. Mittlerweile seien es drei bis vier pro Woche. Ein Artikel im "Journal Archives of Disease in Childhood" mutmaßt, dass diese Entwicklung auf die Folgen der Corona-Pandemie und den Auswirkungen des Lockdowns auf die psychische Gesundheit von Mädchen und Frauen zurückzuführen sei.
Quelle: "Stop that! It's not Tourette's but a new type of mass sociogenic illness"
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bua/sig/news.de