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Antibabypille richtig einnehmen: Schlaganfall droht! So gefährlich ist eine falsche Einnahme

Ob Urlaub, Sport, Sex oder Arbeit - es gibt viele Gründe, um die Menstruationen zu stoppen. Mit der Antibabypille lässt sich der Zyklus so verändern, dass er besser ins Leben passt. Experten warnen jetzt: Das Präparat kann die Gesundheit gefährden.

Die Antibabypille ist laut Experte kein Lifestyle-Medikament. (Symbolfoto) (Foto) Suche
Die Antibabypille ist laut Experte kein Lifestyle-Medikament. (Symbolfoto) Bild: Ralf Hirschberger/dpa

Ferien am Meer - da passt die Menstruation so gar nicht. Viele Frauen verschieben sie daher in den Sommermonaten oder im Urlaub inzwischen, mit der Antibabypille im Langzeitzyklus ist das ganz leicht. Experten warnen aber vor einem allzu leichtfertigen Umgang.

Experten warnen! Antibabypille ist kein Lifestyle-Medikament

"Auch wenn schwere Komplikationen selten sind, können sie das Leben einer jungen Frau zerstören", sagte die Vorsitzende des Arbeitskreises Frauengesundheit in Medizin, Psychotherapie und Gesellschaft, Ingrid Mühlhauser. "Als Lifestyle-Behandlung ist die Pille daher ungeeignet und dafür ist sie auch nicht zugelassen."

Die Pille beispielsweise nur im Sommer und dann durchgehend zu nehmen, damit die Blutung nicht im Urlaub oder am Strand stört, hält auch die Kieler Frauenärztin und Buchautorin Dorothee Struck für "blöd". "Man muss wissen, dass im ersten Halbjahr der Einnahme immer das allerhöchste Risiko für Thrombosen, Embolien oder Schlaganfälle besteht. Und gerade im Sommer muss man häufig bei Urlaubsreisen viel und beengt sitzen - das verstärkt das Risiko noch."

Ärztin warnt vor lockerem Umgang mit der "Pille"- Langzeiteinnahme nicht schädlich

Immer wieder diskutieren Ärzte darüber, wie gefährlich das hormonelle Verhütungsmittel wirklich ist. Die Pille an sich sei aber nicht schlecht, so Dorothee Struck, die sich in ihren Büchern auch mit anderen Verhütungsmethoden beschäftigt. "Schlecht ist nur der total lockere Umgang damit." Die Antibabypille verhindert das monatliche Heranreifen einer Eizelle und somit auch den Eisprung. Sie wird klassischerweise 21 Tage lang genommen. In einer siebentägigen Pause kommt es zu einer Abbruchblutung. Frauen nehmen die Pille jedoch mitunter länger und verschieben damit ihre Blutung auf einen Zeitpunkt, der für sie günstiger ist. Inzwischen sind zudem Pillen für den sogenannten Langzeitzyklus auf dem Markt, die drei Monate am Stück genommen werden.

Ein solcher Langzeitzyklus sei auch mit jeder anderen Einphasenpille möglich, sagte die Hamburger Frauenärztin und Expertin der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, Anneliese Schwenkhagen. Das Verschieben des Zyklus an sich sei unproblematisch: "Es ist eigentlich egal, ob die Abbruchblutung nach 21, 28, 32 Tagen oder auch einige Wochen später einsetzt." Die Erfinder der Pille hätten den Einnahmezyklus an den natürlichen Zyklus der Frau angepasst - medizinisch sei dies aber nicht zwingend nötig.

Antibabypille als Hilfe bei Endometriose und Co.

Die durchgehende Einnahme sei keine Idee der Pharmaindustrie, um mehr Pillen zu verkaufen, sondern etwas, was Gynäkologen manchen Patientinnen schon seit vielen Jahren empfehlen, so Schwenkhagen, deren Praxis auf hormonelle Störungen spezialisiert ist. Migräne, extrem starke Regelschmerzen oder die Erkrankung Endometriose seien häufige medizinische Gründe. "Da kann man durch die durchgehende Einnahme der Pille sehr viel Gutes bewirken." Auch eine Dauereinnahme aus Lifestyle-Gründen hält sie für "völlig legitim" und problemlos.

"Die aktuelle wissenschaftliche Datenlage zeigt ein vergleichbares Nutzen-Schaden-Verhältnis zwischen klassischer Pilleneinnahme und Langzeiteinnahme", erklärte Ingrid Mühlhauser. Allerdings fehlten Studiendaten zu den Langzeitauswirkungen. Die Vor- und Nachteile sowie die Unsicherheit über langfristige Folgen müssten vom Arzt ausführlich erläutert werden. "Die Pille ist kein homöopathisches Placebo, sondern ein Medikament, das erheblich in den Hormonhaushalt der Frau eingreift."

Dieses Gestagen erhöht das Thromboserisiko

Erste wissenschaftliche Studien wie eine Untersuchung der Berliner Charité aus dem Jahr 2018 zeigten, dass die Antibabypille das Thromboserisiko erhöht. Das Gestagen Drospirenon wurde lange als zuverlässiger Wirkstoff angepriesen.2010 zeigte eine britische Studie, dass das Thromboserisiko bei Drospirenon um das doppelte ansteigt, in einer amerikanischen Untersuchung an Frauen wurde sogar ein Anstieg um das dreifacheim Vergleich zu anderen Medikamenten mit dem GestagenLevonorgestrel nachgewiesen.

Ärzte hören oft zu sehr auf "das Marketinggeklingel der Firmen" sagteProfessor Dr. Gerd Glaeske, Reportherausgeber und Leiter der Arzneimittelbewertungen der Stiftung Warentest. Er vermutet, dass Antibabypillen, die noch unter Patentschutz stehen, stärker beworben werden. Das sei für Frauen gefährlich, weil sie sich so einem "unterschätzten" Risiko aussetzen, schreibt Stiftung Warentest. Deshalb sollten Frauen auf Standardpräparate mitniedrig dosiertem Ethinylestradiol und Levonorgestrel setzen. Die Wirkstoffe stecken unter anderem in den Pillen Femigoa, Leios, Leona, Microgynon, Minisiston Miranova oder Monostep. Sie schützen genauso gut wie neuere Mittel und haben ein geringeres Thromboserisiko.

Wenn Sie sich dem Risiko aber nicht mehr aussetzen wollen, können Sie auf hormonfreie Verhütungsmethoden umsteigen. Lassen Sie sich dafür von ihrem Gynäkologen oder Frauenärztin beraten.

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/loc/news.de/dpa

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