Es ist keine sonderlich moderne Weisheit, dass Wein und insbesondere Rotwein vor einem Herzinfarkt schützt. Die Franzosen machen es schließlich vor - oder etwa nicht? Enthält Wein trotz Alkohol Inhaltsstoffe, die gesund oder gar gesünder machen?
Ein Gläschen in Ehren kann niemand verwehren - und schon gar nicht, wenn es der Gesundheit förderlich ist. Dieser Zusammenhang wird jedenfalls immer wieder mit Wein und insbesondere Rotwein hergestellt. Der soll vor Herzinfarkt schützen und das Leben verlängern, hört man immer wieder. Aber ist dem tatsächlich so?
Wein ist gesund und beugt einem Herzinfarkt vor - richtig?
Dass Rotwein das Risiko für Herzinfarkte und Diabetes minimieren soll, ist an sich nichts Neues. Immer wieder gibt es Studien, die das belegen sollen. Erst im vergangenen Jahr wies auch Professor Andreas Pfeiffer, Leiter der Medizinischen Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselmedizin an der Charité Berlin Campus Benjamin Franklin, auf den durchaus positiven Effekt von maximal 10 bis 20 Gramm (Frauen) beziehungsweise 30 Gramm (Männer) Alkohol am Tag hin. Lange Zeit galt außerdem das "French Paradox" oder "Französisches Paradox" als Hinweis auf die positive Wirkung von Rotwein.
"French Paradox" stellt falschen Zusammenhang mit Rotwein her
Es besagt, dass Franzosen trotz hohen Rotweinkonsums länger leben und weniger häufig Herzinfarkte erleiden als Deutsche oder US-Amerikaner. Im Jahr 2013 zum Beispiel hatte Frankreich mit sechs Prozent die niedrigste Sterberate, wie das Statistische Amt der Europäischen Union (Eurostat) mitteilte. In Deutschland lagen die Todesfälle durch Herzinfarkte mit 14,4 Prozent mehr als doppelt so hoch. Inzwischen zeichnet sich aber ab, dass nicht etwa Rotwein das Herzinfarktrisiko senkt. "In zahlreichen Studien ist belegt, dass sich die Mittelmeerküche positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirkt", bestätigt Helmut Gohlke, Chefarzt der Kardiologie des Herz-Zentrums Bad-Krozingen, gegenüber der "Süddeutschen Zeitung".
Schützt der Inhaltsstoff Resveratrol vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkt?
Auch dass das im Rotwein enthaltene Polyphenol Resveratrol gesundheitsfördernd ist, konnte inzwischen widerlegt werden. Es ist hauptsächlich in der Schale von Weintrauben enthalten, aber auch in anderen Teilen der Weinrebe. In Rotwein ist sein Gehalt höher als in Weißwein, es kommt aber auch in Schokolade, Erdnüssen und Traubensaft vor. Resveratrol soll entzündungshemmend, antiviral, antioxidativ wirken und vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützen. Ein internationales Forscherteam hat 2014 im Fachjournal "JAMA Internal Medicine" die Ergebnisse einer breit angelegten Studie vorgelegt, die diesen Zusammenhang nicht bestätigen, wie "aerzteblatt.de" berichtet.
Richard Semba von der Johns Hopkins University zufolge habe Resveratrol demzufolge keinen Einfluss auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Entzündungsprozesse oder Krebserkrankungen. Im Gegenteil konnten die Forscher beobachten, dass das Sterberisiko bei Teilnehmern geringer war, die auch eine geringere Konzentration Resveratrol im Blut aufwiesen. Seit 1998 begleitet die Studie 1270 Senioren in zwei Ortschaften in der Toskana.
Wieviel Wein ist gut für die Gesundheit?
Dass Wein und Alkohol allgemein für die Gesundheit alles andere als förderlich sind, macht aktuell die Studie eines internationalen Forscherteams deutlich. Veröffentlicht wurden die Ergebnisse im Fachjournal "The Lancet". Demnach müssten die Richtwerte für den Alkoholkonsum weiter nach unten korrigiert werden. Bereits mehr als 100 Gramm Wein oder Bier pro Woche erhöhen das Risiko für Schlaganfall, Bluthochdruck und Herzschwäche.
Fazit: Ganz verzichten muss man deshalb auf das Glas Rotwein zwar nicht, aber dass es gut für die Gesundheit ist, lässt sich eindeutig nicht belegen - im Gegenteil.
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kad/loc/news.de
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