Die Sommerhitze zieht wie jedes Jahr Badelustige an die Strände aber die wenigsten sind bewacht. Vor allem an Seen gab es zahlreiche tödliche Badeunfälle. Die Gefahr des Ertrinkens wird unterschätzt. Wie man sich schützt, woran man erkennt das jemand zu ertrinken droht und was zu tun ist, erklären Experten von DRK und DLRG.
Badeunfälle lassen sich oft vermeiden, wenn Schwimmer vier Grundregeln beherzigen: Sie sollten nie ohne Abkühlung, nie mit vollem Magen und nie unter Alkoholeinfluss ins Wasser gehen. Außerdem legen sie längere Strecken besser nie allein zurück.
Warum nie ohne Abkühlung ins Wasser?
Gerade wenn es im Sommer draußen sehr heiß ist, heizt sich der Körper stark auf. Bei einem plötzlichen Temperaturwechsel durch den Gang ins kalte Wasser kommt es zu einer Kreislaufreaktion, wenn der Körper nicht allmählich heruntergekühlt wird. "Der Kreislauf wird deutlich überlastet, es kann zum Kreislaufversagen kommen", erläutert Andreas Paatz von der Wasserwacht des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Das bedeutet, der Betroffene erleidet einen Herz-Kreislauf-Stillstand, kippt um und sinkt lautlos unter Wasser. Menschen in der Nähe bekommen daher oft nicht mit, dass jemand ertrinkt.
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Wieso nie mit vollem Magen schwimmen?
Nach dem Essen ist der Körper mit dem Verdauen beschäftigt. Das bedeutet, dass er der Muskulatur nicht genug Blut zur Verfügung stellen kann. Dieses wäre aber nötig, um genug Kraft für das Schwimmen aufzubringen, erklärt Paatz. Die Folge: Dem Badenden wird schlecht, er muss sich eventuell übergeben. Außerdem besteht auch in diesem Fall Ertrinkungsgefahr, weil die Muskelkraft nicht reicht.
Warum kein Alkohol?
"Alkohol führt bei den meisten dazu, dass sie sich im Hinblick auf das Schwimmerische und die Ausdauer überschätzen", sagt Paatz. Zugleich unterschätzen sie dann die Gefahren, die zum Beispiel vom kalten Wasser, von Strömungen oder der Distanz zum anderen Ufer ausgehen. Hinzu kommt, dass vor allem bei Kanälen die Böschungen so gebaut sind, dass man dort nur schwer aus dem Wasser herauskommt.
Warum nie alleine längere Strecken schwimmen?
Auch in diesem Fall gilt: Menschen überschätzen oft ihre Kräfte und schaffen es dann nicht, schnell genug aus dem Wasser zu kommen. Ihnen erscheint etwa das andere Ufer auf den ersten Blick näher, als es tatsächlich ist. Oder die Strömungen sind stärker und kälter als gedacht. Oder ein Gewitter zieht auf. Laut Paatz ist es daher wichtig, eine Begleitung dabei zu haben, um sich schnell artikulieren zu können, wenn die Kräfte nachlassen und Hilfe nötig wird.
Woran erkenne ich einen Ertrinkenden?
Ertrinken ist meist ein eher lautloser Vorgang. Geraten Menschen im Wasser in Not, werden sie meistens panisch. Sie versuchen, sich an irgendetwas festzuhalten. Es sieht aber selten so aus wie im Fernsehen. Bei "Baywatch" und Co. wird oft geschrien und wild gewunken. Dazu ist der Körper aber zu erschöpft. Ertrinkende Menschen sind dazu meistens nicht in der Lage, Hilfe zu rufen. Der Körper stellt zunächst sicher, dass die Atmung funktioniert – die Sprache folgt erst danach. Zudem befindet sich der Kopf eines Ertrinkenden meist unter Wasser – schafft man es für einen kurzen Moment an die Wasseroberfläche, wird diese Zeit instinktiv zum Luftholen genutzt. Auch ein Herbeiwinken von Hilfe kann eigentlich nicht funktionieren, weil dazu die Kraft meist nicht mehr ausreicht. Sollten Sie beobachten, wie Schwimmer kurzzeitig mit dem Kopf unter- und wieder auftauchen und dabei unkoordiniert wirken, sollten Sie sich vergewissern, ob es dem Schwimmenden gut geht und notfalls schnell Hilfe organisieren.
Wie kann ich einem Ertrinkenden helfen?
Beim Retten aus dem Wasser müssen Helfer darauf achten, sich nicht selbst zu gefährden. Ist der Ertrinkende in Ufernähe, kann ihn der Retter möglicherweise mit Hilfsmitteln erreichen und muss nicht ins Wasser gehen. Infrage kommen laut der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) Rettungsringe und Stangen, aber auch Kleidungsstücke wie Hosen oder Jacken. Wichtig sei in jedem Fall, schnell zu handeln.
Als Erstes sollten Sie aber den Notruf 112 wählen. Bleiben Sie ruhig und warten Sie auf Nachfragen der Rettungsleitstelle. Je schneller die Rettungskräfte vor Ort sein können, desto größer ist die Überlebenschance für verunfallte Personen.
Ist es nötig, zu dem Verunglückten zu schwimmen, sollte der Retter erst versuchen, sich selbst mit einem Rettungsring oder einer Schwimmweste zu sichern. Im Wasser sollte er sich dem Ertrinkenden von hinten nähern, weil dieser in Panik sei und versuchen könnte, sich an allem festzuklammern. Sie können aber auch versuchen, mit anderen Badenden gemeinsam zu dem Ertrinkenden zu schwimmen. Ist er bei Bewusstsein, sollte man ihn ansprechen. Dann kann er mit einem Griff unter die Achseln und in Rückenlage an Land geschleppt werden. Einem Bewusstlosen wird unter das Kinn gegriffen.
Vorsicht in Seen und Flüssen
Auch wenn die Temperaturen hier und da schon hochsommerlich warm waren: Viele Gewässer wie Baggerseen sind immer noch sehr kalt. Wer sich darin aufhält, riskiert, auszukühlen und Krämpfe zu bekommen, warnt die DLRG. Bei einem Krampf besteht Lebensgefahr, weil der Betroffene es nicht mehr ans rettende Ufer schafft, wenn er weit draußen ist.
Die DLRG empfiehlt, nur an bewachten Badestellen ins Wasser zu gehen. Besonders gefährlich ist das Baden in Flüssen: Dort kann es von Land aus nicht erkennbare Strömungen oder Sogwirkungen geben, etwa an Brückenpfeilern oder durch Hindernisse unter Wasser. Auch vorüberkommende Freizeit- und Berufsschiffe bergen Gefahren. Eine bundesweite Information zu bewachten Badestellen finden Sie hier.
hos/news.de/dpa
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