Patienten mit Kehlkopfkrebs verschlägt es sprichwörtlich die Sprache. Die Tumorerkrankung ist die häufigste im Kopf-Hals-Bereich und kann dafür sorgen, dass die Betroffenen nach der Behandlung nicht mehr reden können. Dabei wäre der Krebs mehr als vermeidbar.
Sich unnötig das Leben schwer machen: Wie kürzlich in einer britischen Studie veröffentlicht worden ist, sind 40 Prozent aller Tumorerkrankungen zu verhindern gewesen. Ein ungesunder Lebensstil und zu wenig Bewegung begünstigen die Karzinombildung. Tabakkonsum ist dabei der Krebsverursacher Nummer eins. Auch zu viel Alkohol tut sein Übriges dazu.
Eine Krebsart, die dafür besonders anfällig ist, ist die im Kehlkopf - dem Übergang vom Rachen in die Speise- und Luftröhre. In Deutschland gibt es jährlich 3000 Neuerkrankungen. Dabei sind vor allem Männer betroffen - zehnmal mehr als Frauen.
Wie wichtig der Kehlkopf für unseren Alltag ist, wird vergessen beziehungsweise unterschätzt. Ohne ihn könnten wir nicht sprechen und atmen. Zudem verhindert der obere Abschluss des Kehlkopfes, der Kehldeckel, dass Nahrung in die Luftröhre gelangt. Umso gefährlicher, wenn seine Funktion beeinträchtigt wird.
Die genauen Ursachen, warum das Karzinom im Kehlkopf entsteht, sind bis dato nicht bekannt. Doch Rauchen und Alkohol sind die Schädlinge schlechthin. «Die Liste der im Tabakrauch enthaltenen krebsserregenden Stoffe ist lang», sagt Professor Stefan Dazert, Direktor der HNO-Klinik des St. Elisabeth-Krankenhauses in Bochum. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es über Substanzen gibt, die das Tumorwachstum auslösen.
Heiserkeit ist führendes Anzeichen
Die gute Nachricht: Je schneller ein Tumor im Kehlkopf erkannt wird, desto besser. Denn im Anfangsstadium diagnostiziert, ist der Krebs heilbar und der Kehlkopf kann erhalten bleiben - damit auch die Fähigkeit, weiter sprechen zu können. «Heiserkeit ist das führende Symptom bei einem Kehlkopfkrebs. Daher muss jede Heiserkeit, die länger als drei Wochen andauert, vom HNO-Arzt abgeklärt werden», erklärt Dazert. Weitere Anzeichen sind ständiges Kratzen im Hals, ein Fremdkörpergefühl sowie andauernder Husten.
Erhärtet sich der Verdacht einer Krebserkrankung, entnimmt der Facharzt im Rahmen der Kehlkopfspiegelung Gewebeproben. Liegt tatsächlich Krebs vor, müsse Dazert zufolge der Arzt sofort die richtige Therapie einleiten.
Dabei gibt es verschiedene Verfahren, auf die der behandelnde Arzt zurückgreifen kann: Operation, Bestrahlung, Chemotherapie oder eine Kombination aus allen drei.
Wenn die Stimme weg ist
Viele Patienten fürchten, nach einer Kehlkopfoperation nicht mehr sprechen oder richtig atmen zu können. Doch wie Dazert erklärt, kann in vielen Fällen der Kehlkopf und dessen Funktionen weitgehend erhalten bleiben. «Durch den Einsatz von Lasern und mikroskopischen Techniken reicht es bei kleineren Tumoren aus, nur einen Teil des Kehlkopfes zu entfernen. Nur bei größeren Tumoren, die auch schon benachbartes Gewebe erreicht haben, ist die vollständige Entfernung des Kehlkopfes mit Anlage eines Luftröhrenschnitts erforderlich», schildert der Experte. Die Sprechfunktion ist futsch.
Bei den meisten Patienten sei es aber möglich, dass diese wieder durch spezielle Techniken sprechen können, beispielsweise durch eine andere Stimmtechnik - die sogenannte Ersatzstimme über die Speiseröhre. Auch eine Sprechprothese zu implantieren komme infrage.
brc/news.de