Einkaufen per Mausklick im Internet liegt voll im Trend. Entscheidet man sich jedoch für Kontaktlinsen aus dem Netz, kann die Augengesundheit erheblich leiden. Im schlimmsten Fall kann das Auge erblinden.
In Deutschland gibt es knapp 29 Millionen Brillen- und sieben Millionen Kontaktlinsenträger. Die Zahl derer, die sich für eine "unsichtbare Brille ohne Bügel" entscheiden, steigt jedoch stetig an. Für die meisten spielen ästhetische Gründe eine Rolle bei der Entscheidung zwischen Brille und Linsen.
Vorsicht bei Kontaktlinsen: Billigangebote verursachen Hornhautinfektionen
"Es gibt aber auch medizinische Gründe, die für Kontaktlinsen sprechen", sagt Professor Berthold Seitz, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum des Saarlandes in Homburg (Saar) und Mitglied der Deutschen Ophtalmologischen Gesellschaft. Mit Kontaktlinsen könne man Schielstellungen und praktische jede Fehlsichtigkeit korrigieren. Ihre wahren Stärken spielten die kleinen unscheinbaren Dinger jedoch bei Extremfällen aus. Dazu zählen laut Seitz starke Kurz- und Weitsichtigkeiten, große Stärkenunterschiede zwischen den beiden Augen und stark verkrümmte Hornhäute. "In solchen Fällen", so Seitz, "sind Kontaktlinsen das Mittel der ersten Wahl."
Allerdings ist das Angebot an Linsen inzwischen fast unüberschaubar. Und immer mehr Menschen greifen auf Billigangebote aus dem Internet, aus dem Discounter oder aus der Drogerie zurück. "Das kann fatale Folgen haben", warnt Seitz und verweist auf eine aktuelle Studie, wonach Patienten, die ihre Kontaktlinsen aus dem Internet erwerben, ein höheres Risiko für Hornhautinfektionen haben.
Bakterien und Pilze verursachen Infektionen der Hornhaut
Auslöser dieser schweren Komplikation sind Bakterien, Pilze oder Amöben. Im schlimmsten Fall kann das Auge erblinden. Bei formstabilen Linsen - also harten Linsen - ist das Risiko einer Infektion geringer als bei weichen. Denn in den relativ großen Poren der weichen Linsen können sich Krankheitserreger leichter festsetzen. Das gilt besonders, wenn diese auch nachts getragen oder nicht richtig gepflegt werden. "Das steigert das Infektionsrisiko nochmals um das Fünffache", sagt der Mediziner.
Das sei aber weniger auf Qualitätsmängel von Kontaktlinsen aus dem Internet zurückzuführen. "Es liegt sehr wahrscheinlich eher daran, dass beim Onlinekauf nur unzureichend über eine sachgerechte Pflege der Linsen informiert wird", sagt Seitz. Denn in der Regel fehlt hier ein konkreter Ansprechpartner. Falsch angepasste Linsen könnten aber vor allem für die Hornhaut des Auges gefährlich werden, schlimmstenfalls führe dies zu einer Hornhauttransplantation, sagt der Augenarzt.
Rote Augen und Schäden durch Kontaktlinsen: Darauf sollten Sie achten
Bei Kontaktlinsenträgern häufig zu beobachten seien punktförmige Defekte der obersten Hornhautschicht, sagt Seitz. Bei stärkerer Ausprägung führen sie zu Schmerzen, Rötungen und verstärktem Tränenfluss. Bei der sogenannten Neovaskularisation komme es dagegen zu einer unkontrollierten Neubildung von Blutgefäßen. "Diese wachsen oft bei langjährigem, exzessivem Weichlinsentragen wegen permanenter Sauerstoffunterversorgung in die ansonsten völlig blutgefäßfreie Hornhaut ein", erklärt Seitz. Diese Gefäße bilden sich nicht mehr zurück. Bestenfalls werden sie nach einem Umstieg auf harte Linsen blutleer und bleiben als sogenannte Geistergefäße zurück.
Das Problem bei all diesen Krankheitsbildern: Betroffene spüren zunächst nichts. Erst im fortgeschrittenen Stadium machen sich Seheinschränkungen bemerkbar. Eine zu unbeweglich sitzende Kontaktlinse könne für den Träger durchaus als angenehm empfunden werden, sagt Seitz. Er bemerke nicht, dass unter der Kontaktlinse kaum Tränenfilmaustausch stattfindet. Das sei aber wichtig, um zum Beispiel der Hornhaut neuen Sauerstoff zuzuführen. Geschieht das nicht, kann die Hornhaut ihre Transparenz verlieren
Rote Äderchen sind ein Warnsignal der Augen
"Der Körper hilft sich dann selbst: Kleine Äderchen sprießen in die Hornhaut ein und führen mit dem Blut Sauerstoff heran", erklärt Seitz. Solche Einsprossungen seien als Hilfeschrei des Auges zu verstehen. Nur ein Augenarzt könne dies feststellen, weswegen regelmäßige Routinekontrollen enorm wichtig seien. Seitz empfiehlt Kontaktlinsenträgern jährlich mindestens zwei Besuche bei einem Augenarzt. Wer unter Beschwerden wie gerötete Augen, Jucken, Brennen oder einem Trockenheitsgefühl der Augen leide, sollte sofort einen Arzt aufsuchen.
Mangelnde Hygiene von Kontaktlinsen ist ein weiterer Risikofaktor für Schäden an der Hornhaut. "Wer die Reinigungsflüssigkeit aus Sparsamkeit nicht täglich wechselt, sie mit Wasser verdünnt oder gar nur Leitungswasser verwendet, macht es den Krankheitserregern leicht", warnt der Experte. Häufige Fehler sind das Schlafen mit den Linsen oder die Reinigung mit Spülmittel, Mineral- oder Leitungswasser. Den Linsen führe man damit keinen Schaden zu, wohl aber den Augen.
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