Von news.de-Redakteurin Claudia Arthen - Uhr

Absurdes über die Menstruation: Warum Frauen kein Blut spenden durften

Schon in der Bibel heißt es: «Wenn ein Weib den Monatsfluss hat, so bleibt sie sieben Tage lang in ihrer Unreinheit». Noch heute gilt die Menstruation als lästiges Übel und vielen als Krankheit. Dabei ist die Monatsblutung ein Zeichen der Fruchtbarkeit einer Frau.

Die Menstruation ist für manche Frauen ein Gräuel, weil mit Schmerzen verbunden. (Foto) Suche
Die Menstruation ist für manche Frauen ein Gräuel, weil mit Schmerzen verbunden. Bild: ddp

«Jetzt bist du eine Frau. Von nun an kannst du Kinder bekommen», sagt die Mutter zu ihrer zwölfjährigen Tochter. Für das Mädchen ist die erste Menstruation ein bedeutsames Ereignis in der körperlichen Entwicklung. Nun beginnt die Pubertät. Die erste Blutung ist zugleich das Zeichen der beginnenden Fortpflanzungsfähigkeit und Geschlechtsreife. Von diesem Zeitpunkt an bis zu den Wechseljahren vergehen fast 40 Jahre, in denen die Frau rund 500 Mal menstruiert.

Die Menstruation ist das Ergebnis eines komplizierten Zusammenspiels der weiblichen Geschlechtshormone. Monat für Monat bereitet sich der weibliche Körper auf eine mögliche Schwangerschaft vor: Dabei regen Hormone die Produktion von Eizellen in den Eierstöcken an. Etwa in der Mitte des Zyklus kommt es zum Eisprung. Die reife Eizelle löst sich vom Eierstock und wandert durch den Eileiter in die Gebärmutter. Etwa gleichzeitig schüttet die Hirnanhangdrüse das Progesteron aus. Dieses Hormon sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut für die Aufnahme des Eis vorbereitet ist.

Wird das Ei auf seinem Weg durch den Eileiter befruchtet, nistet es sich in dieser Schleimhaut ein: Die Frau ist schwanger. Kommt es zu keiner Befruchtung, sinkt der Progesteronspiegel im Blut. Die Gebärmutterschleimhaut wird abgebaut und mit der Regelblutung ausgeschieden. Die Monatsblutung dauert zwischen drei und sechs Tagen. In dieser Zeit verliert die Frau bis zu 150 Milliliter Blut. Das entspricht etwa dem Inhalt einer Kaffeetasse.

Schon in der vorchristlichen Zeit hat man sich Gedanken über die erste Regel und ihre Auswirkungen bei jungen Mädchen gemacht. Seit dem 5. Jahrhundert v. Chr. sind wissenschaftliche Aufzeichnungen über Frauenfragen durch griechische und römische Naturheilkundler bekannt. Hippokrates (460 bis 377 v. Chr.) stellte die Regelblutung einer Frau als Abgabeprozess überschüssiger weiblicher Körperflüssigkeit dar.

Welche absurden Vorstellungen man über die Menstruation hatte

Von der Unreinheit menstruierender Frauen berichtete Plinius der Ältere (23 bis 79 n. Chr.). Er beschrieb erstmals, dass in der Nähe menstruierender Frauen der Wein verdürbe, das Saatgut unfruchtbar würde und Gras­ und Gartenpflanzen verdorrten. Um 1520 wurde von Paracelsus die Existenz eines Menstrualgiftes, des Menotoxins, beschrieben.

Diese Auffassung hielt sich bis in das 20. Jahrhundert hinein. Ebenso die absurde Vorstellung, dass das Menstruationsblut giftig sei. Und Mitte des 18. Jahrhunderts glaubte man in Deutschland noch daran, dass ein in der Erde vergrabenes Haar einer menstruierenden Frau sich in eine Schlange verwandeln würde.

Auch dem Schweiß menstruierender Frauen wurden schädliche Wirkungen zugeschrieben. Frauen, die ihre Menstruation hatten, sollten zudem kein Obst einkochen oder Brot backen. Noch 1970 durften menstruierende Frauen kein Blut spenden, weil man annahm, dass ihr Blut zu dieser Zeit hämolytisch wirken könnte, das heißt, den Abbau der roten Blutkörperchen fördern würde. Und Sex war sowieso tabu während der Tage. So erstaunt es nicht, dass Binden lange Zeit nur verschämt unter dem Ladentisch verkauft wurden.

Mit medizinischen Tatsachen haben diese Vorurteile nicht viel zu tun. Die Vorstellung, eine Frau scheide mit ihrer Periode Schlackenstoffe aus dem Körper aus, ist ebenso falsch wie der Glaube, ihr Blut sei unrein. Die Menstruationsflüssigkeit besteht aus dem ganz normalen Blut der Gebärmutter und Teilen der Gebärmutterschleimheit. Gegen Sex während der Monatsblutung ist auch nichts einzuwenden. Der Orgasmus fördert sogar die Entspannung der Gebärmutter und kann Menstruationsschmerzen lindern.

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