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VW in der Krise: "Die Lage ist ernst" - Werksschließungen geplant, Zehntausende Arbeitsplätze in Gefahr

Die Krise bei VW spitzt sich zu. Bild: picture alliance/dpa | Sina Schuldt

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  • Mögliche Sparmaßnahmen bei VW enthüllt
  • Lohnkürzungen und Werksschließungen könnten auf Beschäftige zukommen
  • Zweite Verhandlungsrunde über Haustarifvertrag zwischen VW und IG Metall startet am Mittwoch

Der deutsche Autohersteller Volkswagen befindet sich in der Krise. Drastische Einsparungen sind nicht mehr zu vermeiden. Am Montag wurde bekannt, dass VW mindestens drei Werke schließen und zehntausende Arbeitsplätze abbauen will. Über diese Pläne habe der Konzern die Arbeitnehmerseite informiert, sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung in Wolfsburg am Montag. Vorab sickerten bereits Details durch.

VW plant Werksschließungen und will zehntausende Arbeitsplätze abbauen - Betriebsrat droht mit "heißem Winter"

"Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen", so Cavallo. Alle verbleibenden Standorte sollten zudem schrumpfen, fügte sie hinzu. Als besonders gefährdet gilt laut Betriebsrat das Werk in Osnabrück, das kürzlich einen erhofften Folgeauftrag von Porsche verloren hatte. Zudem plane der Vorstand betriebsbedingte Kündigungen, sagte Cavallo. Laut Betriebsrat droht der Verlust von zehntausenden Arbeitsplätzen. Ganze Abteilungen sollten geschlossen oder ins Ausland verlagert werden.

"Alle deutschen VW-Werke sind von diesen Plänen betroffen. Keines ist sicher!", sagte Cavallo. Nähere Angaben macht sie nicht. VW beschäftigt in Deutschland rund 120.000 Mitarbeiter, davon rund die Hälfte in Wolfsburg. Insgesamt betreibt die Marke VW in Deutschland zehn Werke, davon sechs in Niedersachsen, drei in Sachsen und eins in Hessen. VW hatte im September die seit mehr als 30 Jahren geltende Beschäftigungssicherung aufgekündigt. Ab Mitte 2025 wären betriebsbedingte Kündigungen möglich.

Wie "Focus online" berichtet, drohte der VW-Betriebsrat mit einem "heißen Winter". Bundesweit könnten dann die Werke lahmgelegt werden.

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VW könnte Lohnkürzungen für Beschäftigte und Werksschließungen planen laut Bericht

Über eine sogenannte "Giftliste", die das "Handelsblatt" unter Berufung auf Konzerninsidern veröffentlichte, berichten zuvor mehrere Medien übereinstimmend. Dabei war auch von folgenden Plänen für Beschäftigte die Rede:

  • Lohnkürzungen von zehn Prozent
  • Nullrunden für 2025 und 2026
  • Kappung der Bonuszahlungen in der höchsten Tarifgruppe "Tarif Plus"
  • Streichung der Jubiläums-Prämien
  • Schließung von VW-Standorten in Deutschland

Auto-Konzern Volkswagen muss wegen Krise sparen

Insgesamt seien dadurch Einsparungen in Höhe von vier Milliarden Euro möglich, hieß es weiter. VW selbst ließ sich vorab noch nicht näher in die Karten blicken. Eine Konzernsprecherin teilte dem "Handelsblatt" auf Nachfrage lediglich mit: "Wir beteiligen uns nicht an Spekulationen rund um die vertraulichen Gespräche mit Betriebsrat und Gewerkschaft." Sie bestätigte laut dpa-Informationen nur, dass der Vorstand der Mitbestimmung, also Gewerkschaft und Betriebsrat, "Lösungsvorschläge" unterbreitet habe. Zu Details wollte sie sich nicht äußern. "Fakt ist: Volkswagen steht an einem entscheidenden Punkt seiner Unternehmensgeschichte. Die Lage ist ernst und die Verantwortung der Verhandlungspartner ist enorm."

Drei VW-Werke auf Kippe - Betriebsrat warnt vor Eskalation

"Der Vorstand will in Deutschland mindestens drei VW-Werke dichtmachen", sagte Konzernbetriebsratschefin Daniela Cavallo bei einer Informationsveranstaltung für die Belegschaft in Wolfsburg. Zudem seien ein massiver Personalabbau und Lohnkürzungen geplant. "Mit diesen Vorhaben des Vorstandes stehen bei Volkswagen in Deutschland Zehntausende Arbeitsplätze auf dem Spiel", sagte Cavallo. Über diese Pläne habe der Konzern kürzlich die Arbeitnehmerseite informiert.

IG Metall will mit VW über mehr Lohn für Angestellte verhandeln

Am Mittwoch, 30. Oktober, soll die zweite Verhandlungsrunde zwischen der IG Metall und VW über den Haustarifvertrag starten. Die Gewerkschaft fordert unter anderem sieben Prozent mehr Lohn für die 120.000 Beschäftigten. Außerdem sollen Azubis besser verdienen. Bereits in der ersten Runde im September hatte VW die Forderungen der IG Metall nach sieben Prozent Erhöhung zurückgewiesen und stattdessen auf Einsparungen gedrängt. Nähere Angaben hatte VW dazu nicht gemacht.

Eine schnelle Einigung gilt angesichts der schwierigen Situation bei VW als unwahrscheinlich. Ebenfalls am Mittwoch will der Konzern Ergebnisse für das dritte Quartal vorstellen, die erwartungsgemäß ernüchternd ausfallen dürften.

Hintergrund: VW hatte vor wenigen Wochen angekündigt, dass aufgrund der aktuell schlechten wirtschaftlichen Lage Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen nicht mehr ausgeschlossen sind. Es gab bereits Spekulationen darüber, welche Werke von den Sparmaßnahmen betroffen sein könnten. Die IG Metall fordert die Rücknahme der Schließungspläne. Ab 1. Dezember 2024 sind Warnstreiks bei VW möglich.

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/ife/news.de/dpa

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