Deutsche Bahn: Verspätungs-Horror mit Ansage! HIER haben Bahnkunden das Nachsehen
Erstellt von Claudia Löwe
03.08.2023 11.28
Nahezu jeder, der in jüngster Vergangenheit mit der Deutschen Bahn unterwegs war, dürfte das Dilemma kennen: Kaum ein Zug kommt pünktlich ans Ziel, den Reisenden wird eine Menge Geduld abverlangt. Der Ampel-Regierung ist die mangelhafte Pünktlichkeit bei der Deutschen Bahn längst bewusst, nun soll ein Mammutprojekt die Züge mit weniger Verspätungen ans Ziel bringen. Doch bis sich Fahrgäste der Deutschen Bahn entspannt zurücklehnen und auf pünktliche Züge vertrauen können, dürfte es noch eine Weile dauern, wie den Plänen von Bundesverkehrsminister Volker Wissing zu entnehmen ist.
Volker Wissing plant Mammutprojekt für pünktlichere Züge bei der Deutschen Bahn
Der FDP-Politiker erwartet erst Ende 2024 einen ersten großen Schritt für mehr Pünktlichkeit bei der Bahn. Volker Wissing sagte dazu der Deutschen Presse-Agentur: "Der schlechte Zustand unserer Hauptkorridore ist das drängendste Problem, das wir jetzt angehen." Sobald die Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim saniert sei, das werde vor Weihnachten 2023 der Fall sein, gebe es den ersten "Hochleistungskorridor" in Deutschland. "Ab dann wird es schon besser", gibt sich der Verkehrsminister zuversichtlich. Jeder siebte Fernverkehrszug in Deutschland müsse durch diesen Korridor, so Wissing weiter. "Auf der Riedbahn haben wir heute mindestens eine Betriebsstörung pro Tag. Bei mehr als 300 Personen- und Güterzügen täglich hat das enorme Auswirkung auf die Betriebsabläufe in ganz Deutschland."
Pünktlichkeit bei der Deutschen Bahn weiter mangelhaft: Nicht mal 70 Prozent aller Züge sind pünktlich
In den ersten sechs Monaten dieses Jahres waren lediglich 68,7 Prozent der ICE- und IC-Züge pünktlich unterwegs, wie die Deutsche Bahn mitgeteilt hatte. Eigentlich hat sich die Bahn für das laufende Jahr eine Pünktlichkeitsquote im Fernverkehr von mehr als 70 Prozent vorgenommen. Der Hauptgrund ist die an vielen Stellen marode Infrastruktur: Das gut 33.000 Kilometer umfassende Streckennetz der DB ist in großen Teilen dringend sanierungsbedürftig, auf manchen Strecken kommt es fast täglich zu Störungen. Geplant ist nun eine "Generalsanierung" wichtiger Korridore. Den Beginn macht die Riedbahn.
Wichtige Bahnstrecke monatelang gesperrt: Sanierung von Riedbahn ab 15.07.2024 geplant
Diese wird nach den Worten Wissings vom 15. Juli 2024 an - kurz nach der Fußball-EM in Deutschland - für fünf Monate gesperrt. In dieser Zeit werde alles einmal herausgerissen und neu gemacht: 152 Weichen, 140 Kilometer Oberleitungen, 117 Gleiskilometer und mehr. "Das bringt uns in maximaler Geschwindigkeit dauerhaft eine verbesserte Pünktlichkeit und verbesserten Zugbetrieb", so der Minister.
"Man muss sich das so vorstellen, wie wenn man eine Hauptschlagader im Körper operiert und sie dafür abklemmt. Dafür muss man vorher einen Bypass legen, sonst führt das nicht zur Heilung, sondern zum Kollaps des Patienten. Deswegen müssen wir jetzt, bevor wir den ersten Korridor sperren, Bypässe legen. Und das machen wir auf zwei Arten. Einmal werden Nebenstrecken ertüchtigt und gleichzeitig werden Schienenersatzverkehre eingerichtet, weil man nicht alles von einem Hauptkorridor auf Nebenstrecken verlagern kann", sagte Wissing. 2025 gehe es weiter mit der Sperrung von zwei Korridoren, und zwar den Strecken Emmerich-Oberhausen und Hamburg-Berlin.
Streckennetz der Deutschen Bahn dringend sanierungsbedürftig: Das sind die Pläne bis 2023
Ziel der Bahn ist es, bis 2030 mit den Generalsanierungen auf 40 Strecken ein Hochleistungsnetz zu gewährleisten, auf dem der Verkehr zuverlässiger läuft und zudem mehr Züge fahren können. Wissing sagte weiter, pünktlichere Züge erreiche man vor allem durch die Sanierung des Bestandsnetzes, nicht über den Neubau von Strecken. "Deswegen gehen die Diskussionen über Schienenneubau für mehr Pünktlichkeit fachlich an der Sache vorbei. Das Problem sind die Kernkorridore, die sind nicht mehr leistungsfähig. Wenn Sie einen Trichter haben, bei dem der Durchlauf verstopft ist, dann kann man doch nicht sagen, das löst man, indem man den Kegel verbreitert. Wir brauchen für die Bedarfe der Zukunft natürlich auch die im Zuge des Deutschlandtakts angelegten Neubauten." Hierfür stünden im Bedarfsplan rund 1.000 Kilometer neue Strecken. "Die ändern aber an der Pünktlichkeit nichts und sorgen auch nicht schnell für mehr Kapazität. Das geht nur mit der Korridorsanierung."
Wie soll der Deutschland-Takt die Züge der Deutschen Bahn pünktlicher ans Ziel bringen?
Mit dem Deutschlandtakt soll der Fernverkehr zwischen den Metropolregionen enger getaktet werden. So sollen die Züge zwischen den größten Städten im Halbstundentakt fahren. An zentralen Bahnhöfen sollen sie ungefähr gleichzeitig eintreffen und kurz darauf wieder abfahren.
Streckensanierung statt neue Verbindungen: Das sind die Pläne von Verkehrsminister Wissing
Wissing sagte mit Blick auf Aussagen des Bahnbeauftragten und Verkehrsstaatssekretär Michael Theurer (FDP), es habe sehr viel Missverständnis gegeben darüber, dass der Deutschlandtakt erst 2070 komme. "Der Deutschlandtakt ist die Anpassung der Infrastruktur an einen bestimmten Fahrplan", so der Minister. "Das, was die Leute in Deutschland jetzt vor allen Dingen erwarten, ist, dass die Bahn mit dem bestehenden Fahrplan pünktlicher wird. Das hat aber erst einmal nicht unmittelbar etwas mit dem Deutschlandtakt zu tun, sondern mit dem Zustand des Bestandsnetzes. Parallel dazu arbeiten wir am Deutschlandtakt, damit die Städte besser miteinander verbunden werden und die Anschlüsse ins Regionalnetz auch erreicht werden, so dass man fließende Verbindungen hat." In Teilen gebe es den Takt schon.
Der Deutschlandtakt sei im Kern ein verändertes Fahrplansystem, sagte Wissing. "Dafür gibt es kein Abschlussdatum. Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Infrastruktur dem Fahrplanbedürfnissen anzupassen. Es werden ständig Strecken etappenweise hinzugefügt. Jede Etappe bringt neue Angebotssprünge und deutliche Fahrplanverbesserungen. Das Deutschlandtaktsystem ist ein permanent laufendes Projekt."
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loc/news.de/dpa