Nach Deutsche-Bahn-Sabotage: Gefährliches YouTube-Video! Zeigt die Bahn hier potenzielle Anschlagsziele?
Erstellt von Martin Gottschling
11.10.2022 10.22
Am vergangenen Samstag war der Zug-Fernverkehr in Norddeutschland für mehrere Stunden komplett lahmgelegt. Grund dafür war wohl Sabotage an wichtigen Kabeln, der Staatsschutz in Bochum geht mittlerweile von einer "politisch motivierten Tat" aus. Unklar ist, wie es überhaupt zu dem Vorfall kommen konnte. Das Vorgehen setzt nach Einschätzungen aus Sicherheitskreisen Insiderwissen über die Bahn voraus. Derweil kommt die Frage auf, wie gut die Deutsche Bahn überhaupt selbst das Wissen über ihre sensible Infrastruktur schützt.
Deutsche Bahn erklärt in YouTube-Video Neubaustrecke Wendlingen - Ulm
Darüber berichtet die aktuell die "Bild". Das Boulevardblatt bezieht sich dabei auf ein YouTube-Video, in dem die Deutsche Bahn die Neubaustrecke von Wendlingen nach Ulm ausführlich erklärt. Sie soll erst am 11. Dezember 2022 in Betrieb gehen, war also von der mutmaßlichen Sabotage am vergangenen Samstag nicht betroffen. Während die gesamte Strecke abgefahren wird, zeigt der Sprecher, wo eines von vier elektronischen Stellwerken der Neubaustrecke untergebracht ist, wie die Oberleitungen funktionieren und wo ein Mobilfunkmast steht, auf dem Antennen für den bahninternen Mobilfunk verbaut sind. Auf dem YouTube-Kanal "Bahnprojekt Stuttgart - Ulm" gibt es weitere Videos, welche die Baufortschritte zeigen.
Rainer Wendt kritisiert "gefährliche Transparenz" der Deutschen Bahn
Rainer Wendt (65), Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft kritisiert laut "Bild" solche Erklärvideos: "Das ist eine gefährliche Transparenz der Deutschen Bahn. Gut gemeint, aber nicht klug gemacht." Die Bundespolizei sei zudem bereits mit 5.000 Leuten permanent an den Gleisen im Einsatz, brauche aber erheblich mehr Geld für die technische Überwachung. Eine Sprecherin der Deutschen Bahn sieht laut "Bild" hingegen keine Gefahr durch das Video. "Seien Sie sich sicher, dass für uns als Deutsche Bahn Sicherheit das oberste Gebot ist. Dazu gehört auch der Schutz der sensiblen Infrastrukturanlagen wie Gleise, Bahnhöfe, Weichen, Signale, Telekommunikationsanlagen, Brücken, Tunnel oder Umschlag-, Rangier- und Abstellanlagen", wird sie zitiert. Eine flächende und lückenlose Überwachung des rund 34.000 Kilometer langen Streckennetzes sei aber nicht umsetzbar.
Bahn-Sabotage am Samstag: Suche nach Tätern geht weiter, Staatsschutz ermittelt
Im Fall der folgenschweren Bahn-Sabotage vom Wochenende ist eine größere Ermittlungsgruppe beim Staatsschutz gebilet worden, "die mit Hochdruck daran arbeitet, die Hintergründe der Tat zu klären", wie ein Polizeisprecher der Deutschen Presse-Agentur sagte. Der Bochumer Staatsschutz ermittelt zum Tatort in Herne. Da auch Berlin ein Sabotage-Ort war, stehen die Ermittler aus dem Ruhrgebiet in engem Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen des Landeskriminalamts in der Hauptstadt. Auch dort ermittelt der Staatsschutz.
Am Samstagmorgen wurden in Berlin und NRW unverzichtbare Kabel für den Zugfunk der Bahn beschädigt, über Stunden stand daraufhin der Schienenverkehr in weiten Teilen Norddeutschlands still. Unzählige Reisende waren an Bahnhöfen gestrandet.
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) und die Bahn selbst sprachen in der Folge von Sabotage. Die Polizei teilte am Montag mit, dass mehrere Kabel im Bereich des Bahnhofs Herne an den Gleisanlagen durchtrennt worden seien. Aus Sicherheitskreisen hieß es, es seien in beiden Fällen vorsätzlich sogenannte Lichtwellenleiterkabel beschädigt worden. Auch das Backup-System sei damit ausgefallen.
Deutsche Bahn konnte schnell reagieren
Aus Sicht der Deutschen Bahn haben zumindest die Notfallkonzepte des Konzerns "optimal gegriffen". "Unsere Teams haben den Funkverkehr bereits drei Stunden nach dem Ausfall wieder hergestellt", sagte Fernverkehrsvorstand Michael Peterson am Montag in Berlin. "Das ist wirklich sehr, sehr gut, und ihnen gebührt ein großes Dankeschön dafür." Bereits am Samstagvormittag hätten die Züge wieder fahren können. Die Auswirkungen in Form von Verspätungen und Ausfällen waren im gesamten Fernverkehrsnetz allerdings noch deutlich länger zu spüren.
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gom/sba/news.de/dpa