Trotz explodierender Preise: Lebensmittel zu billig? Ökonom schockt mit irrer Behauptung
Erstellt von Anika Bube
20.05.2022 10.11
Der Einkauf im Supermarkt, Discounter und Co. ist in den vergangenen Monaten deutlich teurer geworden. Im Vergleich zum Vorjahr sind die Lebensmittelpreise um 8,6 Prozent gestiegen. Einige Produkte wie Speiseöle kosten sogar 27,3 Prozent mehr. Während sich viele Verbraucher bereits deutlich einschränken, behauptet ein Ökonom, dass Lebensmittel in Deutschland noch immer viel zu billig seien.
Lebensmittelpreise zu niedrig? Ökonom fordert höhere Preise für Tierwohl und Umwelt
"Wir geben wahrscheinlich zu wenig für Lebensmittel aus, weil das zulasten von Umwelt, von Natur, auch von Tierwohl geht. Und ich glaube, da muss man den Menschen einfach ganz offen und ehrlich sagen: Lebensmittel sind in vielen Bereichen im Augenblick zu billig, weil sie eben den Schaden, die Kosten, die sie letztlich verursachen, nicht widerspiegeln", sagteProf. Marcel Fratzscher (51) vom regierungsnahen Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) am Mittwochabend im Bayerischen Fernsehen.
Widerspruch aus der Wissenschaft! Führen höhere Preise wirklich zu höheren Produktionsstandards?
Eine Aussage, die vor allem finanziell schwächere Menschen in der aktuellen Situation wütend machen dürfte. Doch stimmt seine Aussage überhaupt? Widerspruch gibt es unter anderem von Kollegen aus der Wissenschaft. "Höhere Preise führen nicht automatisch zu höheren Produktionsstandards und Einnahmen für die Bauern. Und außerdem bringt es im Europäischen Binnenmarkt nichts, wenn Deutschland hier Alleingänge startet, um die Standards hochzusetzen. Dann kommt billigere Ware aus EU-Nachbarländern", sagt Prof. Jan Schnellenbach von der Uni Cottbus gegenüber der "Bild". "Der Konsument muss am Ende die Wahl haben. Er kann sich ja längst für verschiedene Bio-Standards entscheiden. Es muss aber immer auch ein günstiges Preissegment mit akzeptablen Produktionsbedingungen geben."
Sozialverband fordert Steuersenkung für Grundlebensmittel
Kontra gibt es auch aus der Politik. "In einer Zeit, in der die Preise durch die Decke gehen und viele Menschen nicht mehr ein noch aus wissen, ist dies die falsche Debatte", meint CDU-Sozialpolitiker Dennis Radtke im Gespräch mit der "Bild". "In der aktuellen Lage ist es notwendiger denn je, dass sich alle Menschen – auch die mit kleinen oder keinem Einkommen – gesunde Lebensmittel leisten können. Das ist momentan nicht der Fall. Daher sollte die Mehrwertsteuer auf frisches Obst und Gemüse sowie Hülsenfrüchte dringend wegfallen", fordert Verena Bentele, Vorsitzende des Sozialverbandes VdK.
Auch im Netz stößt die Meldung bitter auf. "Er kann ja gerne freiwillig mehr zahlen. Für einen Normaleverdiener sind die Lebensmittel sicherlich nicht zu billig. Man könnte sicherlich da über höhere Preise sprechen, wenn die Menschen zunächst bei Mieten, Nebenkosten, Benzinpreisen, Steuern,pp. entlastet werden würden", heißt es in einem Tweet. "Laut 'BILD' sind Ihnen die Lebensmittel zu billig. Und für mich ist Ihr Gehalt zu hoch und Ihr Vermögen sollte halbiert werden. Mal sehen, ob Ihnen dann die Lebensmittelpreise immer noch zu niedrig sind?", wettert ein anderer Twitter-Nutzer.
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bua/news.de