Banken-Schock: Zinserhöhung geplant! Ökonomen warnen vor einer Euro-Explosion
Erstellt von Sabrina Böhme
10.05.2022 10.16
Die Inflation hat die Welt im Griff. Um dagegen vorzugehen, plant die Europäische Zentralbank (EZB) eine Zinserhöhung. Sparer dürfte es freuen, doch Ökonomen haben nun Angst vor einer Euro-Krise.
Banken-Hammer: Europäische Zentralbank will Zinsen erhöhen
Olli Rehn, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), hält eine Leitzinserhöhung im Euroraum noch diesen Sommer für richtig. "Es ist geboten, im dritten Quartal, wohl im Juli, den Leitzins anzuheben", sagte Rehn, der auch Gouverneur der finnischen Zentralbank ist, der Tageszeitung "Welt" (Montag). "Und wir werden die Geldpolitik weiter normalisieren, vorausgesetzt, der russische Krieg in der Ukraine wirft die europäische Wirtschaft nicht wieder zurück."
Als Grund nannte das EZB-Ratsmitglied vor allem die Angst vor Zweitrundeneffekten wie der Lohn-Preis-Spirale - also dem Phänomen, dass sich steigende Löhne und Preise gegenseitig hochschaukeln. "Wir sehen Anzeichen für Zweitrundeneffekte", sagte Rehn - auch wenn die Löhne in Europa zuletzt nicht so stark gestiegen seien wie in den USA. "Wir müssen deshalb verhindern, dass sich die Inflationserwartungen verfestigen. Deshalb ist es wichtig, dass wir ein entsprechendes Signal senden."
Ähnlich hatten sich zuletzt auch andere Entscheidungsträger der EZB geäußert, darunter die Direktoriumsmitglieder Fabio Panetta und Isabel Schnabel. "Jetzt reicht es nicht mehr zu reden, wir müssen handeln", hatte Schnabel im Gespräch mit dem "Handelsblatt" gesagt. "Aus heutiger Sicht halte ich eine Zinserhöhung im Juli für möglich." Zuvor sollten die Nettozukäufe von Anleihen eingestellt werden, voraussichtlich Ende Juni.
Trotz Zinserhöhung: Ökonomen warnen vor einer Euro-Krise
Dieser Schritt könnte innerhalb der europäischen Union einen Knall auslösen, warnen Ökonomen. "Im Extremfall könnte der Euro auseinanderbrechen", meint der Ökonom Gunther Schnabel von der Universität Leipzig gegenüber "Bild". Denn Länder im Süden Europas können in Zahlungsschwierigkeiten geraten, erklärte der Wirtschafts-Experte. "Die Gefahr des Auseinanderbrechens des Euros und einer neuen Schuldenkrise ist real. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist höher als zur Schuldenkrise 2011, weil die Staatsverschuldung in der Zwischenzeit weiter angestiegen ist." Dadurch könnten zum Beispiel Länder wie Griechenland oder Italien aus der Währungsunion fallen und zu einer eigenen Währung zurückkehren.
Mit ihrer zögerlichen Geldpolitik könnte die EZB ein bestimmtes Ziel verfolgen: den Zerfall des Euros aufzuhalten. Damit soll den verschuldeten Euroländern ermöglicht werden, ihre Schulden abzuzahlen. Doch Ökonomen fordern trotz des Risikos für eine Euro-Krise eine drastische Zinserhöhung. Volkswirte erwarten, dass die Notenbank in diesem Jahr wahrscheinlich in mehreren Schritten zunächst diesen negativen Einlagensatz auf null Prozent anheben wird.
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Wird bald der Negativzins wegfallen?
Die US-Notenbank Fed hatte am Mittwoch ihren Leitzins deutlich um 0,5 Punkte erhöht und Europas Währungshüter so weiter unter Druck gesetzt. "Aber entscheidend ist jetzt die Höhe. 0,1 wäre lächerlich, 0,25 unzureichend. Es müssen 0,5 Prozent sein wie bei der Fed, denn damit endet der Negativzins", sagte Frank Kohler, Chef der Sparda-Bank Berlin.
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bos/bua/news.de/dpa