Pinky Gloves bei DHDL: "Unnötig, umweltfeindlich und sexistisch!" So reagiert Ralf Dümmel auf die Kritik
Von news.de-Redakteurin Anika Bube
15.04.2021 07.39
"Hygienisch, diskret und perfekt für unterwegs": Mit diesem Claim bewerben die Pinky Gloves-Gründer ihre pinkfarbenen Einmal-Handschuhe zur Entnahme und Entsorgung von Tampons und Binden. Während die Gründer in der neuesten Ausgabe von "Die Höhle der Löwen" mit ihrer Produktidee vor allem die männlichen Investoren begeistern, sprechen die Reaktionen im Netz eine ganz andere Sprache. Doch beginnen wir von vorn.
"Die Höhle der Löwen" am 12.04.2021: Einweg-Handschuh Pinky soll "Alltag von Frauen erleichtern"
Eugen Raimkulow und André Ritterswürden wollen mit Pinky Gloves den Alltag von Frauen erleichtern. Mit dem Einmal-Handschuh können Menstruierende benutzte Periodeneinwegprodukte sicher und hygienisch entnehmen, blickdicht einrollen, verschließen und im nächsten Mülleimer entsorgen. DHDL-Investor Ralf Dümmel ist von der Idee begeistert und steigt ein. Doch mit den Reaktionen im Netz hat wohl keiner von ihnen gerechnet.
"Ob ihr uns veralbert, will ich wissen?" Twitter zerreißt DHDL-Gründer
Bereits während der Sendung entlädt sich auf Twitter die Wut zahlreicher Zuschauer:innen. "Geil. Die beiden Frauen in der Runde (investieren sonst in Po-Duschen und Kosmetikzeug) wollen nicht in #Pinky investieren, weil es 'nicht so ihr Thema' ist. Aber die Herren. OB IHR UNS VERALBERT, WILL ICH WISSEN", fragt sich eine Twitter-Nutzerin. "Ich find das Produkt einfach so unnötig. Sollen sie lieber dafür sorgen, dass es überall auf den WCs Mülleimer gibt", ergänzt eine andere. "Pinky überzeugt mich nicht, könnte ich Brain noch mal sehen? Sorry, aber es war vorbei als die beiden Dudes sagten sie haben was erfunden, was 'das Leben der Frauen leichter macht'", heißt es in einem Tweet.
"Es gibt so, so viele Pitches bei #dhdl, die ein Investment mehr als verdient haben, aber keiner der Löwen macht's, weil 'die Expertise fehlt'. Und dann gibt's Pinky, wo sich drei Männer überlegen, wie man seinen Tampon möglichst stigmatisiert und umweltunfreundlich entsorgt", schimpft eine Twitter-Nutzerin über den DHDL-Deal. "Find grad die Diskrepanz zwischen den Löwen, die die beiden als Erlöser der Frauen feiern, und meiner Freundin, die das Produkt für absoluten Bockmist hält, sehr faszinierend", heißt es in einem anderen Tweet. Einige Twitter-Nutzer:innen sprechen sogar von "Restmüllorgie".
Sexismus, Period Shaming und Co.! Scharfe Kritik an DHDL-Menstruationsprodukt
Es entsteht der Eindruck, dass die Pinky-Gründer sich offenbar nicht wirklich mit den Bedürfnissen von Menstruierenden auseinandergesetzt haben. Das wird auch in der Kommentarspalte unter einem Instagram-Post von Ralf Dümmel deutlich. "Absolut unnötig. Da kann ich auch Toilettenpapier nehmen. Oder gleich auf Wegwerfprodukte verzichten", heißt es in einem Kommentar. "Finde ich leider kein wirklich zeitgemäßes Produkt", ergänzt eine Instagram-Nutzerin. "Schade, noch mehr Plastik bei Frauen-Hygiene Produkten", bemerkt eine weitere. "Ich bin geschockt, wie unnötig, umweltfeindlich und sexistisch dieses Produkt ist", heißt es in einem weiteren Kommentar. "Ich dachte eigentlich, bei dem Thema Periodshaming wären wir auf einem guten Weg... Stattdessen wird das Thema weiter tabuisiert", wettert eine andere Instagram-Nutzerin.
Darum ist die Produktidee von Pinky Gloves nicht gut durchdacht
Dem können sich auch die ooia-GründerinnenKati Ernst undKristine Zeller anschließen. Vor fast zwei Jahren waren die beiden Frauen selbst bei der Vox-Gründershow, allerdings mussten sie ohne Deal für ihre Menstruationsunterwäsche wieder nach Hause. Auf Instagram klären sie nun auf, welche Problematik hinter dem aktuellen DHDL-Deal steht. Eigentlich sei es toll, wenn Männer endlich offen über die Periode reden und das Thema zur Primetime im TV aufschlage. Wäre da nicht ein großes Aber! Die pinkfarbenen Einweg-Handschuhe sind nämlich weder nachhaltig noch mit 25 Cent pro Stück günstig. Zwar bestehe der Handschuh aus einem recyclingfähigem Material. Doch in Verbindung mit einem benutzten Tampon muss er im Restmüll entsorgt werden.
Außerdem bediene das Produkt durch seinen Namen und seine Farbe sexistische Klischees. Nein, nicht alle Frauen stehen auf Pink. Auch ist es schlichtweg falsch, dass nur Frauen menstruieren. Der größte Aufreger sei jedoch, dass die Pinky-Gründer mit ihrem Produkt vorgeben, ein Problem von Menstruierenden zu lösen. Jedoch ist genau das Gegenteil der Fall: Bei DHDL erzählen die Pinky-Gründer von ihren offenbar traumatischen Erfahrungen in einer WG mit vielen Frauen. Dabei sei ihnen im Bad besonders die "Entsorgungsart" von Tampons aufgefallen. Diese werden typischerweise in Toilettenpapier gerollt und landen dann im Mülleimer. "Nach einiger Zeit riecht das unangenehm und man sieht es einfach, weil das Papier nässt durch", sagt einer der Gründer. Statt den Mülleimer einfach einmal pro Woche zu entleeren, musste eine Produktidee her. Damit suggerieren sie jedoch, dass die Periode unrein und unhygienisch sei und selbst im Mülleimer versteckt werden müsse. Damit fördern sie Period Shaming.
Statement der Gründer und Ralf Dümmel zum #pinkygate
Mittlerweile haben sich die Pinky-Gründer in den sozialen Netzwerken mit einem Statement zu den Vorwürfen geäußert. Sie bedanken sich zunächst für die zahlreichen Hinweise zu ihrem Produkt, bevor sie auf kritische Punkte eingehen. Doch mit ihren Worten stacheln sie die Community offenbar nur noch mehr an. "Ihr wollt das Thema enttabuisieren aber sagt vorher noch, dass ihr bei dem Anblick von Menstruationsartikeln im Mülleimer eurer WG „verwundert" wart? Jetzt zurückrudern und behaupten, es geht euch nicht um private Entsorgen, sondern um Raststätten etc ist einfach nur lächerlich. Dieses Produkt hat zu keiner Sekunde irgendeine Relevanz", heißt es in einem der wütenden Kommentare.
"Eugen und André haben mit Pinky für Aufmerksamkeit gesorgt, weil sie sich dem wichtigen Thema Menstruation widmen. Dennoch ist den Gründern durch die vielen berechtigten Hinweise zum Produkt und zum Auftritt klar geworden, dass es ernstzunehmende Kritikpunkte gibt, die den beiden als Männer-Team schlichtweg nicht bewusst waren", sagt Ralf Dümmel zu den Vorwürfen. "Periode ist ein politisches Thema. Und ich gebe zu, dass ich dem nicht die notwendige Aufmerksamkeit gewidmet habe. Ich hielt es für einen Problemlöser, der Menstruierenden unterwegs, zum Beispiel auf Festivals, hilfreich sein würde."
Und weiter: "Das Positive ist, dass durch die hitzige Diskussion die öffentliche Darstellung der Periode viel Aufmerksamkeit bekommt. So werden diverse Positionen sichtbar und wir können alle dazu lernen, auch ich. Das müssen wir auch. Es gilt jetzt, sich zu vernetzen, das Feedback ernst zu nehmen und das Thema umfassend zu überdenken." Ein Punkt sei ihm besonders wichtig. "Die Frage, ob Gründer:innen, die Produkte, die vorrangig Frauen ansprechen sollen, entwickeln, auch weiblich sein müssen, führt meiner Meinung nach wiederum vollkommen in die falsche Richtung. Grundsätzlich sollten die Geschlechter der Gründer:innen kein Merkmal sein bei der Frage, ob ein Produkt Relevanz hat oder nicht. Es gibt tolle Gründerinnen, die starke Produkte für eine männliche Zielgruppe entwickeln. Und das ist auch gut so. Andersrum muss es genauso möglich sein."
Ralf Dümmel tue es im Herzen weh, wenn er all die Nachrichten und Kommentare lese. "Ich möchte mich bei allen entschuldigen, dass ich dem Thema Periode bisher nicht ausreichend Aufmerksamkeit gewidmet habe - Das werde ich ab jetzt ändern", heißt es in seinem Statement.
Hoffentlich entpuppt sich der Deal für Ralf Dümmel nicht als Griff ins Klo.
Die komplette Sendung "Die Höhle der Löwen" vom 12.04.2021 können Sie in der Mediathek TVNOW anschauen.
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bua/fka/news.de