Skandalakte 2015: Korruption, Manipulation, Lügenmärchen! So wurden wir betrogen
Von news.de-Redakteurin Anika Bube
01.03.2021 14.55
Volkswagen hat Millionen Autos verkauft, die mehr Schadstoffe ausstoßen als erlaubt. Am 18. September 2015 flog der Schwindel jedoch auf. Die US-Umweltbehörde EPA teilte mit, dass VW mit Hilfe einer Software die Messwerte von Dieselautos bei Tests auf Prüfständen manipuliert hat, um so die Vorgaben der Behörden zu erfüllen.
So schummelte sich VW durch die Abgaskontrolle
Der Konzern gab die Schummelei zu, die Aktie brach ein, Vorstandschef Martin Winterkorn trat zurück. Manipuliert wurde bei kleineren Dieselmotoren in weltweit bis zu 11 Millionen Autos der Marken VW, Audi, Seat und Skoda. Doch dabei blieb es nicht. Stück für Stück wurde mehr über den Abgas-Skandal bei VW bekannt. Doch längst nicht alle Fragen des "Dieselgate" sind beantwortet. Das Thema wird den Konzern wohl noch über Jahre begleiten.
Das wissen wir über den Abgasskandal
MANIPULIERTE CO2-MESSUNGEN - Anfang November machte Volkswagen selbst weitere "Unregelmäßigkeiten" öffentlich. Der CO2-Ausstoß von insgesamt 800.000 Autos könnte höher sein als angegeben. Erst hieß es von VW, die Falschangaben seien entweder über Manipulationen im Messvorgang auf dem Prüfstand selbst oder über manipulierte Testwagen zustande gekommen. Im Dezember teilte VW dann mit, dass Nachmessungen ergeben hätten, dass nur höchstens 36.000 Autos betroffen seien.
GESCHÖNTE STICKOXIDWERTE - Auch bei Autos mit größeren 3,0-Liter-Dieselmotoren der Marken Audi, VW und Porsche sei eine verbotene Software eingebaut, die auf dem Prüfstand für bessere NOx-Werte sorge. Audi hatte den Motor entwickelt und erklärte den Vorfall zum Missverständnis mit US-Aufsehern. Dann räumte Audi aber ein, dass die Software in den USA illegal ist.
Lesen Sie hier: Schweigen gebrochen! Mitarbeiter deckt CO2-Schummel auf.
Was wir noch nicht über den VW-Skandal wissen
WER WUSSTE WAS WANN - VW hat die US-Anwaltskanzlei Jones Day mit internen Ermittlungen beauftragt - davon ist aber noch nicht viel bekannt. Auch die Staatsanwaltschaft Braunschweig ermittelt im Abgas-Skandal, hat aber noch keine Anklage erhoben. Bislang hat noch kein VW-Manager öffentlich zugegeben, über die Manipulationen Bescheid gewusst zu haben. Der damalige Konzernchef Winterkorn sprach im September von "Verfehlungen einiger Weniger". Winterkorn selbst trat kurz darauf zurück. In der zweiten Reihe wurden mehrere Entwicklungschefs und hohe Ingenieure beurlaubt.
WIE TEUER WIRD ES? - Die Kosten werden in die Milliarden gehen, so viel ist klar. VW hat bereits 6,7 Milliarden Euro für technische Nachbesserungen der manipulierten Dieselautos zurückgelegt. Im dritten Quartal 2015 war das Unternehmen deshalb zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren wieder in die roten Zahlen gerutscht. Die weiteren Risiken durch die falschen CO2-Werte hat man vorerst auf zwei Milliarden Euro veranschlagt. Daneben drohen VW in vielen Ländern Strafzahlungen, vor allem wegen der manipulierten Stickoxidwerte.
Außerdem rollt eine Klagewelle auf den Konzern zu. Autobesitzer fühlen sich betrogen und fordern Schadensersatz. Experte Frank Schwope schätzt die Gesamtkosten für VW auf 10 bis 20 Milliarden Euro. Das ist zwar noch immer enorm, aber weniger als Experten zu Beginn der Krise erwartet hatten.
WAS KOMMT NOCH - Zumindest stehen derzeit erst einmal keine unbeantworteten Vorwürfe mehr von offizieller Seite im Raum. VW will 2016 in Europa mit einer gigantischen Rückrufaktion der Autos mit erhöhten NOx-Werten beginnen. Für die USA, wo die Grenzwerte deutlich strenger sind als in Europa, hat VW noch keine Lösung für eine Umrüstung der Autos gefunden. Unklar ist auch, ob Volkswagen jetzt wirklich alle Karten auf den Tisch gelegt hat.