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Karl Lauterbach: Gesundheitsminister nach TV-Talk von Zuschauern zerrissen

Karl Lauterbach äußerte sich bei "maischberger" am 21.09.2022 zu den neuen Corona-Regeln. Bild: picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

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Der Herbst ist da und damit die Sorgen vor einer neuen schweren Corona-Welle. Während US-Präsident Joe Biden die Pandemie vor wenigen Tagen für beendet erklärt hat und hierzulande Tausende Menschen ohne Masken und Abstand unbeschwert auf dem Münchener Oktoberfest feiern, tritt ab dem 1. Oktober auch ein neues Infektionsschutzgesetz in Kraft. Dann sind wieder strengere Maßnahmen möglich. Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat die Vorsichtsmaßnahmen jetzt bei der ARD-Talkshow "maischberger" am Mittwochabend erneut verteidigt.

Karl Lauterbach bei "maischberger" am 21.09.2022: Corona-Pandemie ist nicht vorbei

Zunächst widersprach der SPD-Politiker der Aussage von Joe Biden, die Pandemie sei vorbei. Es geben an vielen Plätzen der Welt nach wie vor Infektionen. "Eigentlich ist die Pandemie vorbei, wenn wir sie überall besiegt haben." Im weiteren Verlauf des Talks wurde ein Zitat vom Top-Virologen Christian Drosten eingeblendet wurde, der behauptete die pandemische Gefahr, also dass man an Corona stirbt, sei für die meisten vorbei. Sandra Maischberger sagte, das klinge für sie, als sei Corona in etwa so gefährlich wie die Grippe, wenn es darum geht, ernsthaft daran zu erkranken oder zu sterben. Dem widersprach Karl Lauterbach ebenfalls, sagte zum Beispiel: "Es ist nicht nur eine Atemwegserkrankung, sondern es betrifft den ganzen Körper." Der Gesundheitsminister verwies zudem auf eine Studie der Uni Frankfurt, dass bei vielen Infizierten auch nach neun bis zwölf Monaten eine "Beteiligung des Herzes" festgestellt wurde. "Das hat man in der Form bei der Grippe auch, aber viel seltener." Zudem seien Long Covid und Veränderungen im Gehirn ein Problem. Außerdem würden immer noch etwa die Hälfte der Menschen, die bei der Omikron-Variante beatmet werden müssen, sterben.

Karl Lauterbach verteidigt Corona-Regeln für Herbst und Winter

Die neuen Regeln, die ab dem 1. Oktober gelten, verteidigte Karl Lauterbach vehement. Man wolle eine Welle im Winter "mit aller Macht verhindern". "Wir wollen da wirklich vorbereitet sein. Und da darf man sich auch nicht unter Druck setzen lassen. Eine gute Vorbereitung ist wichtig. Das muss man auch bringen zu einem Zeitpunkt, wo das nicht das Beliebteste ist." Zwar wolle der Gesundheitsminister niemanden mit Zahlen verschrecken. Er sagte aber auch: "Es wird ja im Herbst und im Winter die Möglichkeit geben, dass wir dann viel höhere Inzidenzen haben."

Karl Lauterbach äußert sich bei Sandra Maischberger zum Oktoberfest

Beim Oktoberfest sei die Lage derzeit noch "einigermaßen beherrschbar". Sandra Maischberger wollte wissen, warum ein Besuch der Wiesn ohne Mund-Nasen-Schutz möglich ist, während gleichzeitig ab dem 1. Oktober in Zügen der Deutschen Bahn wieder eine FFP2-Maskenpflicht gilt. "Beim Oktoberfest geht man freiwillig hin und geht ins Risiko. Und viele Bahnreisende müssen mit der Bahn zur Arbeit fahren. Wenn ich dort sicher fahren will, wäre es für mich schön, wenn alle Masken tragen", antwortete Lauterbach. Er ergänzte: "Ich kann mich als Gesundheitsminister nicht immer an der unsinnigsten Verhaltensweise im Land orientieren." Diese sollte nicht zum Standard werden.

Gesundheitsminister will mit strengen Corona-Maßnahmen gut vorbereitet sein

Ebenfalls Thema war, warum Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern viel strengere Corona-Regeln für die kommenden Monate beschlossen hat. Dazu sagte Karl Lauterbach: "Ich glaube, dass wir derzeit einen relativ strengen Standard setzen, den ich richtig finde.... Ich will einfach nicht, dass wir im dritten Herbst erneut nicht vorbereitet sind. Wir haben uns sehr viel Mühe über den Sommer gegeben. Wir haben Impfstoffe besorgt, wir haben die Medikamentengabe verbessert. Dass für die Leute die erkranken die Wahrscheinlichkeit reduziert wird, ins Krankenhaus zu kommen, dass sie nicht so oft versterben."

SPD-Politiker warnt: Isolationspflicht aufheben wäre eine "Schnapsidee"

Dass die Isolationspflicht wie in anderen Ländern für Corona-Infizierte aufgehoben wird, hält Lauterbach für eine "Schnapsidee". "Dadurch infizieren sich immer mehr und die kritische Infrastruktur ist umso schneller überlastet. Das würde nur dann funktionieren, wenn viele, die erkranken, überhaupt keine Symptome haben und somit gar nicht wirklich ausfallen würden. Das ist aber nicht das, was wir beobachten." Zum Abschluss zog der Gesundheitsminister das Fazit: "Ich warne einfach davor, dass auf die leichte Schulter zu nehmen. Wenn Herbst und Winter gut werden und es kommt nicht so schlimm - wunderbar. Dann waren wir gut vorbereitet." Dies sei auch ein "Beitrag für die Stabilität dieser krisenhaften Situation, die uns im Herbst erwarten könnte."

Karl Lauterbach zerrissen von Twitter-Nutzern für Auftritt bei "maischberger" am Mittwoch

Für seinen Auftritt bei "maischberger" erntete Karl Lauterbach viel Kritik von verschiedenen Seiten. Manche Twitter-Nutzer würden sich von dem Gesundheitsminister sogar noch strengere Corona-Maßnahmen wünschen. "Die Mehrheit der Deutschen ist für mehr Lockdown, aber @Karl_Lauterbach erklärt sich der Minderheit. Er hat noch nicht gelernt, dass AfD & Konsorten konsequent totgeschwiegen werden müssen", heißt es in einem Kommentar. Ein anderer Nutzer meint zu Lauterbachs Aussagen: "In anderen Worten: Er setzt All-In auf sein Glück, dass die Maßnahmen, die keine sind, einen guten Herbst und Winter bringen, damit er sich keine Vorwürfe machen muss. Sorry, aber nächste Welle ist bereits da, die Auffrischungsimpfung kommt zu spät und Personalnotstand überall." Ähnlich sieht es diese Userin: "...und es ist trotzdem viel zu wenig. Das #ifsg ist völlig unzureichend. Schulen sind komplett zur Durchseuchung freigegeben. Die Arbeitsschutzverordnung, die sämtliche Maßnahmen in die Entscheidungsfreiheit der Arbeitgeber legt, eine Farce. Wir sind somit nicht gut vorbereitet!"

Andere sprechen sich jedoch für weniger strenge Regeln aus. "Wenn auch in unseren offenbar unvorbereiteten Nachbarländern Herbst und Winter „gut werden", gibt Herr Lauterbach dann zu, dass der Maskenterror und alles andere für den Eimer waren und hört er dann endlich damit auf?", fragt dieser Twitter-Nutzer. Auch dieser User äußert ähnliche Kritik: "Ich frage mich wie lange der ganze Corona-Mist gehen soll?! Denn Corona wird nicht verschwinden und ich habe keine Lust mein restliches Leben mit Maske und Co rumzulaufen. Man sollte sich lieber um das Gesundheitssystem kümmern als ewig in den Medien zu sein!"

Doch es gibt auch Zuspruch für Karl Lauterbach. "#CovidIsNotOver! Aber ich bin mir sicher, dass wir mit @Karl_Lauterbach sehr gut auf alles, was da so kommen mag, vorbereitet sein werden! #DankeKarl #meinMinister!", heißt es in diesem Tweet. Ähnlich sieht das dieser Nutzer: "Recht hat er! Es gehört zum Krisen Puzzel dazu, dieses Corona bestmöglich klein zu halten."

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