30 Jahre "Großstadtrevier": Realität und Fiktion: So viel Wahrheit steckt im "Großstadtrevier"
07.03.2017 16.11
Er ist nicht nur länger beim "Großstadtrevier" dabei als die Stars Jan Fedder und Maria Ketikidou, sondern im Gegensatz zu ihnen auch ein echter Polizist: Thorsten Käufer, 54 Jahre alter Polizeioberkommissar, der seit 1989 regelmäßig seine Dienstuniform gegen die aus dem Kleiderfundus der Vorabendserie tauscht. "Wir machen das nur an unseren freien Tagen, rein privat, und bekommen dafür eine Gage", erzählt Käufer. Gemeinsam mit drei Polizei-Kollegen gehört er zu den Komparsen im 30 Jahre alten ARD-Dauerbrenner, dessen Jubiläumsstaffel am Montag beginnt.
Thorsten Käufer seit 1989 beim "Großstadtrevier" - Polizeioberkommissar privat als Schauspieler tätig
Sonst ist Käufer als Kradfahrer für das Polizeikommissariat 25 im Einsatz. In dessen Bereich steht auch das Gebäude in Hamburg-Bahrenfeld, in dem die Innenaufnahmen fürs "Großstadtrevier" gedreht werden. "Bei uns in der Wache geht es im Vergleich zur sehr überschaubaren Besetzung der Großstadtrevier-Wache zu wie im Ameisenhaufen", erzählt er. Und anders als in der Realität, wo es 26 Polizeikommissariate in der Stadt gibt, ist das "Großstadtrevier" für ganz Hamburg zuständig. "Sie haben es sogar fertiggebracht, mal auf Mallorca im Einsatz gewesen zu sein", erzählt er lachend.
"Es sind eben Film und Realität", sagt Käufer. Er gehört zu denen, die mit ihren Hinweisen an Autoren und Regie dafür sorgen, dass sich die Polizeiarbeit in der Serie dann doch nicht zu weit entfernt von der Wirklichkeit. "Man kann ja vieles machen, und es ist eben Fernsehen, aber manches ist zu sehr Wunschdenken", berichtet er. "Als Polizist gehen einem die Nackenhaare hoch, wenn man sieht, was gelegentlich so getan und gebogen wird. Etwa wenn man einen Ladendieb mit der Waffe bedrohen oder ihm hinterherrufen soll: "Stehen bleiben oder ich schieße!"
Realitätscheck: "Notruf Hafenkante" und "Großstadtrevier" besser als Til-Schweiger-"Tatort"
Das "Großstadtrevier" bekomme das aber gut hin, auch das ZDF-Pendant "Notruf Hafenkante", findet der Experte. "Aber beim "Tatort" mit Til Schweiger muss ich abschalten. Das hat mit Polizeiarbeit nix mehr zu tun", stöhnt er. "Wir arbeiten nach Recht und Gesetz und können nicht mal eben einem Zeugen ein Geständnis rauspressen, losprügeln und wild um uns schießen", sagt der Polizist, der bei seinen eigenen Dreharbeiten, wo an einem ganzen Tag etwa sechs Filmminuten entstünden, vor allem eines gelernt hat: Geduld zu haben - "und sein Handy auf lautlos zu stellen".
"Uns muss man natürlich nicht mehr viel erklären. Wir sind alle schon etliche Jahre dabei und wissen, wie der Hase läuft", sagt Käufer und betont: "Wir sind im Endeffekt keine Schauspieler, sondern Schwenkfutter. Wir stehen im Hintergrund und tragen unsere Akten planlos durch die Gegend - das war's." Seine Arbeit als Polizist sei da spannender. "Heute zum Beispiel, als wir in Blankenese drei Einbrecher festnehmen konnten. Das Gelände groß abgesperrt, mit dem Hund rein und auch noch fündig geworden - das war eine schöne Sache." Käufers drei erwachsene Töchter sind weder bei der Polizei noch beim Film gelandet - er hingegen will beides so lange wie möglich miteinander vereinbaren.
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