"Mordkommission Istanbul" in der Wiederholung: "Mordkommission Istanbul - Ein Dorf unter Verdacht" - lohnt sich das Einschalten?
12.01.2017 21.54
So weit, so gut. Der Film (Regie: Marc Brummund) fängt recht konventionell an, doch im Laufe der Geschichte ist gar nichts mehr so vorhersehbar, wie es in den meisten deutschen TV-Krimis der Fall ist. Denn hier bekommt man tiefe Einblicke in die Geschicke eines türkischen Dorfes, in der alle Bewohner irgendwie zusammenhalten. Zumindest beinahe, denn es geht hier auch um die unglückliche Liebesgeschichte zwischen zwei Frauen, von denen die eine verheiratet war (mit dem Journalisten) und die andere sich an ein schon in der Kindheit gegebenes Eheversprechen mit einem Mann gebunden fühlt. Es geht dabei nicht nur um die viel beschworene Tradition, sondern auch um unterdrückte Gefühle und die Freiheit der Liebe.
Das ist ein ziemlich brisantes Thema und angesichts der aktuellen Lage der Menschenrechte in der Türkei mehr, als man von einem solchen Krimi erwarten darf (er wurde vor dem Militärputsch im Sommer 2016 gedreht). Zwar sind nicht alle Dialoge wirklich treffend oder gar subtil zu nennen, doch immerhin gibt es eine fortschrittlich denkende Mutter ("Ich will doch nur, dass meine Tochter glücklich ist - auch mit einer Frau"). Dass der Vater nichts von seiner lesbischen Tochter wissen darf, wirkt da schon glaubwürdiger - doch reagiert auch er einfach menschlich, als er es schließlich erfährt. Nur der gehörnte künftige Ehemann rastet zum dramatischen Finale ziemlich aus.
Aber insgesamt ist das alles stimmig und vor allem nicht peinlich erzählt, es gibt herrliche Landschaften am Meer zu sehen und schöne Musik zu hören. Zwei Rätsel allerdings werden nicht gelöst: die Gattin des Kommissars bleibt verschwunden, und die Pathologin wird stets zuerst an den Tatort gerufen.
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gea/zij/news.de/dpa