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Vergewaltigung, Tierquälerei, Drohnen-Spionage: Diese Skandale überschatteten die Olympischen Sommerspiele vorab

Die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris wurden schon vor dem offiziellen Auftakt von einer Reihe hässlicher Skandale überschattet. Bild: picture alliance/dpa | Michael Kappeler

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  • Olympische Sommerspiele 2024 beginnen am 26. Juli in Paris
  • Skandale am laufenden Band überschatten sportliches Großereignis
  • Tierquälerei, Spionage, Sex-Verbrecher als Olympionike: Diese Eklat trüben die Olympia-Vorfreude

Vom 26. Juli bis 11. August vereinen die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris Athletinnen und Athleten aus 204 Nationen in 28 olympischen Sportarten zum sportlichen Highlight des Jahres. Doch so groß die Vorfreude auf die Wettkämpfe auch sein mag: Im Vorfeld der Olympia-Eröffnung trüben einige hässliche Skandale die Begeisterung.

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Empörung über Olympia-Nominierung von verurteiltem Kinderschänder Steven van de Velde

Der erste Eklat machte bereits Wochen vor dem Olympia-Start die Runde, als skandalöse Einzelheiten aus dem Leben eines Olympioniken aus den Niederlanden enthüllt wurden. Steven van de Welde, der für die Niederlande im Beachvolleyball bei Olympia startet, geht nämlich mit einer düsteren Vergangenheit in die Wettkämpfe von Paris. Der heute 29-Jährige ist im Jahr 2016 in England wegen des sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen zu einer Haftstrafe von vier Jahren verurteilt worden - damals war van de Velde 19 Jahre, die Geschädigte zwölf Jahre alt. Nach der Verbüßung eines Teils seiner Strafe wurde er in die Niederlande überstellt. Einen Kinderschänder bei den Olympischen Spielen wollten mehr als 75.000 Menschen nicht dulden, wie eine bei change.org gestartete Petition zeigte, die die Disqualifikation des Niederländers forderte.

Vorbestrafter Steven van de Velde gibt Statement nach Olympia-Protesten ab

Während sich der niederländische Volleyball-Verband hinter den Beachvolleyballer stellte, der inzwischen wieder vollständig in die niederländische Volleyballgemeinschaft integriert sei, gab auch der umstrittene Olympionike selbst ein Statement ab. "Ich kann das Geschehene nicht rückgängig machen und muss die Konsequenzen dafür tragen. Es war der größte Fehler meines Lebens", so van de Velde. Dem Beach-Volleyballer ist nach eigener Aussage bewusst, dass die Nominierung "im Vorfeld des größten Sportereignisses der Welt die Aufmerksamkeit der internationalen Medien auf sich zieht".

Wenn er die Bilder eines Interviews von damals sehe, sei er dankbar für die zweite Chance, die er bekommen habe, sagte der Beach-Volleyballer. "Aber ich denke auch an den Teenager zurück, der ich war, der unsicher war, nicht bereit für ein Leben als Spitzensportler und innerlich unglücklich, weil ich nicht wusste, wer ich war und was ich wollte", sagte der 29-Jährige.

4 Jahre Haft wegen sexuellen Missbrauchs einer Minderjährigen: Petition gegen Beachvolleyballer van de Velde bleibt folgenlos

Nach seiner Haftentlassung habe van de Velde den Verbandsangaben zufolge professionelle Beratung gesucht. "Er erweist sich als vorbildlicher Profi und Mensch, und seit seiner Rückkehr gibt es keinen Grund, an ihm zu zweifeln. Wir unterstützen ihn und seine Teilnahme in Paris, die er und Matthew verdient haben, voll und ganz", sagte Generaldirektor Michel Everaert. Bei Olympia 2024wird van de Velde nun allen Protesten zum Trotz mit seinem Partner Matthew Immers bei den Beachvolleyball-Wettkämpfen für die Niederlande antreten.

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Allerdings wird der 29-Jährige während des Großereignisses in einer alternativen Unterkunft leben. Das erfolge auf van de Veldes Wunsch. Van de Velde will zugleich in Paris Medien keine Auskünfte geben. Das Niederländische Olympische Komitee führt diese Maßnahmen nach eigenen Angaben "in enger Absprache mit dem Athleten und seinen Teamkollegen" durch. Man wolle "ein sicheres sportliches Umfeld für alle Olympia-Teilnehmer" gewährleisten.

Zoff um Drohnen-Spionage: Olympia-Fußballturnier von Festnahme überschattet

Ebenfalls vor der offiziellen Eröffnung der Olympischen Sommerspiele sorgte ein anderer Vorfall für Empörung: Beim Training der neuseeländischen Fußballerinnen vor dem olympischen Turnier flog eine Drohne über den Platz. Die Fußballerinnen beschwerten sich nach dem Vorfall beim Internationalen Olympischen Komitee über das kanadische Team. Bei der Übungseinheit am 22. Juli 2024 vor der Auftaktpartie beider Teams im olympischen Turnier am Donnerstag in St. Étienne sei beobachtet und bei der Polizei gemeldet worden, wie eine Drohne über den Platz flog, teilte das Nationale Olympische Komitee Neuseelands mit. Die mutmaßliche Drohnen-Spionage habe sich danach wiederholt, was die Empörung weiter schürte.

Ein nicht akkreditiertes Mitglied des Betreuerstabs sei von den französischen Behörden festgenommen worden, teilte das Kanadische Olympische Komitee mit und zeigte sich "schockiert und enttäuscht" über den Vorfall. "Wir sprechen unsere aufrichtige Entschuldigung an den neuseeländischen Fußball, alle betroffenen Spielerinnen und das Neuseeländische Olympische Komitee aus". Der Vorfall und weitere Schritte sollen mit dem IOC, den Organisatoren und dem Weltverband FIFA besprochen werden."Bei den Olympischen Spielen erwarten wir von allen Mannschaften, dass sie sich respektvoll verhalten", hieß es vom IOC auf Anfrage.

Die kanadischen Fußballerinnen ziehen nach mehreren Spionagevorfällen mit einer Drohne nun Konsequenzen. Gleich zweimal sei eine Drohne beim Training Neuseelands, dem ersten Gegner im olympischen Turnier, eingesetzt worden, teilte das Kanadische Olympische Komitee mit. Cheftrainerin Bev Priestman werde beim ersten Spiel am Donnerstag (25.07.2024) gegen Neuseeland freiwillig nicht an der Seitenlinie stehen. "Im Namen unseren ganzen Teams, möchte ich mich zuerst bei den Spielerinnen und beim Stab des neuseeländischen Fußballverbands sowie den Spielerinnen von Team Kanada entschuldigen. Das repräsentiert nicht die Werte, für die unser Team steht", sagte Priestman. "Ich bin letztlich verantwortlich für das Verhalten bei uns."Zwei Mitglieder des Betreuerstabs, darunter Assistenztrainerin Jasmine Mander, werden Olympia verlassen.

Zoff bei den Fußball-Männern: Aberkanntes Ausgleichstor gegen Marokko bringt Team Argentinien auf die Palme

Auch bei den Fußball-Herren gab es bereits olympischen Zoff, bevor die Sommerspiele in Paris überhaupt offiziell eröffnet wurden. Beim Spiel zwischen Argentinien und Marokko krachte es am Mittwoch (24.07.2024) gewaltig, nachdem der argentinische Ausgleichstreffer zum 2:2 nach fast zwei Stunden vom Videoschiedsrichter aberkannt wurde. 

Inzwischen hat der argentinische Fußball-Trainer Javier Mascherano scharfe Kritik geäußert. "Was auf dem Spielfeld passiert ist, war ein Skandal", sagte der 40-Jährige nach der 1:2-Niederlage gegen Marokko in Saint-Étienne. "Eineinhalb Stunden lang haben sie einen Spielzug überprüft." Auch Argentiniens Superstar Lionel Messi reagierte und postete auf Instagram einen Emoji mit aufgerissenen Augen und schrieb dazu: "Ungewöhnlich".

Die Partie zum Start des olympischen Fußball-Turniers in Frankreich war chaotisch zu Ende gegangen. Argentinien hatte in der 16. Minute der Nachspielzeit den vermeintlichen 2:2-Ausgleich erzielt. Weil marokkanische Fans aus Empörung über die lange Nachspielzeit das Spielfeld stürmten, konnte nicht weitergespielt werden. Lange herrschte Unklarheit, ob die Partie beendet oder nur unterbrochen worden war. Zudem wurde der Treffer zum 2:2 noch vom Videobeweis auf eine mögliche Abseitsposition hin überprüft.

Nach fast zwei Stunden kehrten die Mannschaften dann auf den Rasen zurück, Schiedsrichter Glenn Nyberg nahm das 2:2 nach Ansicht der Videobilder zurück und ließ die verbleibenden drei Minuten spielen. Mascherano kritisierte vor allem die lange Unterbrechung. "Ich habe keine Erklärung für die Spieler", schimpfte der Ex-Nationalspieler.

Tierquälerei-Eklat überschattet Olympia 2024: Britische Dressurreiterin Charlotte Dujardin nach Schock-Video suspendiert

Nicht nur im Beachvolleyball und im Damen-Fußball, auch im Reitsport gab's im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2024 ein Donnerwetter mit hässlichen Schlagzeilen: Die britische Olympiasiegerin im Dressurreiten, Charlotte Dujardin, flog hochkant aus dem britischen Team, nachdem ein entsetzliches Video auftauchte, das die Reitsportlerin bei einem "tierschutz-relevanten Vorfall" zeigte. In dem offenbar bereits vor vier Jahren aufgezeichneten Video ist Dujardin zu sehen, wie sie ein Pferd während einer Trainingseinheit mit einer Peitsche malträtiert. Der Reitsport-Weltverband FEI begann daraufhin mit Untersuchungen und teilte mit, dass Dujardin bis auf weiteres suspendiert worden sei. Die 39-Jährige habe bis zum Abschluss von Untersuchungen wegen des Videos auch selbst darum gebeten. Auf dem Video sei zu sehen, wie Dujardin gegen das Wohlergehen eines Pferdes handele. Sie selbst habe zugegeben, dass sie die Person auf dem Video sei und ihr Verhalten unangemessen gewesen sei. 

Nächster Reitsport-Skandal bei Olympia: Strafverfahren gegen österreichischen Springreiter Kühner

Ein weiterer Reitsport-Skandal betrifft indes den für Österreich bei Olympia startenden Springreiter Max Kühner, der sich wegen eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz ein Strafverfahren eingehandelt hat. Wie aus einer Mitteilung des Amtsgerichts Starnberg hervorgeht, hat die Staatsanwaltschaft München II im März den Erlass von Strafbefehlen gegen den Reiter, der die Vorwürfe bestreitet, und eine weitere als Trainer tätige Person beantragt. Vorgeworfen wird Kühner sogenanntes "aktives Barren" im Mai 2023. Bei dieser in Deutschland verbotenen Methode wird einem Pferd beim Überwinden eines Hindernisses ein Stab gegen die Beine geschlagen, damit es höher springt.

Kühner beteuert, dass alle Vorwürfe haltlos seien, wie ein Verbandssprecher mitteilte. Darüber hinaus wolle sich der Reiter nicht äußern. Gegen die Strafbefehle wurde Einspruch eingelegt. Derzeit laufen noch Stellungnahmefristen, daher sei zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Prognose möglich, ob und wann es zur Hauptverhandlung kommen wird, hieß es vom Starnberger Amtsgericht.

Springreiter Kühner soll trotz Justiz-Ärger bei Olympia starten

"Es ist davon auszugehen, dass vor Mitte September 2024 keine weiteren neuen Auskünfte in dieser Sache erteilt werden können", teilte ein Sprecher des Amtsgerichts der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) mit. Der Österreichische Pferdesportverband teilte der FAZ mit, dass das Verfahren keinen Einfluss auf den Start des Reiters bei den Olympischen Spielen in Paris habe und Kühner wie geplant antreten werde. Zuvor hatte der Verband auf Anfrage betont: "Es besteht aufgrund seiner einwandfreien Einstellung zum Sportpartner Pferd kein wie immer gearteter Anlass davon auszugehen, dass er tierschutzwidrige Methoden im Training anwendet, oder in der Vergangenheit angewendet habe." Nach Starts für Deutschland ist Kühner seit 2015 für die Österreicher aktiv. Dem Weltreiterverband FEI sei der Fall bisher nicht offiziell bekannt. Für die Springreiter beginnen die olympischen Wettbewerbe am 1. August.

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/news.de/dpa

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