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Formel 1 News: Verstappen gegen Norris: Das Ende einer Freundschaft?

In der Formel-1-Weltmeisterschaft treten professionelle Rennfahrer in bis zu 23 Rennen pro Jahr an. Hier fährt ein Safety Car vor dem Teilnehmerfeld beim Großen Preis von Belgien. Bild: picture alliance/dpa/ZUMA Press Wire | Beata Zawrzel

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Auf eine schnelle öffentliche Entschuldigung seines Kumpels Max Verstappen wartete Lando Norris vergeblich. "Wenn er sagt, dass er nichts falsch gemacht hat, dann verliere ich den Respekt vor ihm", sagte Norris nach der Eskalation im Formel-1-Titelkampf. Weltmeister Verstappen hatte am Sonntag in Österreich einen folgenschweren Unfall verursacht, der das Aus für Norris bedeutete und ihn selbst in der WM-Wertung sogar noch weiter nach vorn brachte. "Wir werden das bereden, aber vielleicht nicht gleich", sagte Verstappen, der den Sieg verschenkte, aber immerhin noch als Fünfter im Ziel ankam.

"Es war nicht mein Fehler. Ich bin enttäuscht von ihm", sagte Norris. Der 24-jährige Brite hatte in Spielberg die Chance auf Platz eins, ein von beiden sehr hart geführter Zweikampf in der 64. von 71 Runden sorgte aber dafür, dass er ausfiel und vor seinem Heimspiel im englischen Silverstone am kommenden Sonntag nun schon 81 WM-Punkte Rückstand hat. "Ich hatte mich auf einen fairen Kampf gefreut, aber das war es nicht", sagte Norris, dessen Auto zu stark beschädigt wurde, und ergänzte: "Ich habe versucht fair zu sein, er nicht."

Aber welche Folgen hat das? Die Freundschaft von Verstappen und Norris ist bestens dokumentiert. Nach den Rennen fliegen sie oft gemeinsam in Verstappens Privatjet in ihre Wahlheimat Monaco, dort treffen sie sich auch schon mal in der Freizeit. Norris werde nach dem Vorfall jedenfalls keinen Schritt auf den dreimaligen Champion zugehen. "Wird die Freundschaft zwischen Max und mir zu Ende gehen? Das weiß ich nicht, das wird auf ihn ankommen", sagte Norris am Mikrofon von Sky Italien und ergänzte zu einer möglichen Aussprache: "Es liegt nicht an mir, das zu sagen, das muss er sagen."

Verstappen: Sind beide unglücklich

Bei noch 13 ausstehenden WM-Läufen dürfte es auch auf dem Asphalt emotionaler werden. "Man muss hart für einen Rennsieg fahren. Natürlich möchten Freunde keinen Unfall bauen", sagte Verstappen, der für den Unfall mit einer Zehn-Sekunden-Strafe belegt wurde: "Aber das ist passiert und es gehört beim Rennfahren dazu, auch wenn es nicht schön ist und wir beide unglücklich über den Ausgang sind."

Zumindest nach außen herrscht jetzt Eiszeit. Sie kennen sich schon lang, hatten aber nie einen solchen Unfall aufzuarbeiten. Norris ist zwei Jahre jünger als Verstappen und fuhr in der Jugend in einer anderen Altersklasse, in der Formel 1 kam es erstmals zum Crash.

Die Autos berührten sich ungünstig, bekamen jeweils einen Platten und schleppten sich zurück an die Box, aber nur für Verstappen ging es weiter. Mercedes-Fahrer George Russell nutzte das und gewann im Mercedes den Grand Prix. Selbst wenn Verstappen nun einen Fehler zugeben würde, und er meint, "dass er etwas Dummes gemacht hat und in mich reingefahren ist, dann wäre es trotzdem schwer zu verdauen", sagte Norris.

Erinnerungen an harte Duelle mit Hamilton

Der Zwischenfall erinnert an die Saison 2021 als sich Verstappen einige hitzige Duelle mit Rekordweltmeister Lewis Hamilton lieferte und es nur zu milden Strafen kam. In Silverstone und Monza gerieten beide besonders spektakulär aneinander, hart sanktioniert wurde das aber nie. "Diese Dinge kommen jetzt zurück", sagte McLaren-Teamchef Andrea Stella. Auch dieser Titelkampf vor drei Jahren eskalierte, Verstappen wurde schon damals Rücksichtslosigkeit vorgeworfen. Ein fehlendes konsequentes Durchgreifen der Regelhüter sei der Grund, dass sich die Fahrer weiter teils zu riskante Manöver erlauben.

Verstappen kündigte an, die Geschehnisse aufarbeiten zu wollen, sein Fokus liegt aber auf dem Blick nach vorn. Ein verkorkster Boxenstopp, die aus seiner Sicht falsche Strategie und Probleme mit dem Verschleiß der Reifen führten überhaupt erst dazu, dass es an der Spitze nach langer Führung von ihm doch noch eng wurde. "Unser Rennen war schlecht, wir haben viele Fehler gemacht und warn zu langsam", sagte er. Nach einer Fehlerkette von Red Bull war Norris im Rückspiegel plötzlich wieder ganz nah. "Es gibt definitiv ein paar Dinge, die wir mit Blick auf die nächste Woche verbessern müssen", sagte Verstappen.

Beschädigt Verstappen seinen Ruf?

Der WM-Zweite Norris fühlte mit seinen Mechanikern, die viel Arbeit vor sich haben, ehe es am Freitag in Silverstone im Training auf die Strecke geht. "Mein Auto ist komplett zerstört, das tut mir leid fürs Team", sagte Norris, der sich zwar unschuldig gab, aber selbst auch keine Kompromisse einging. Weil er zu oft neben der Strecke fuhr, kassierte er selbst eine Fünf-Sekunden-Zeitstrafe. Trotzdem nannte er Verstappens Manöver "dumm und sorglos".

Auffällig zahm gab sich die ansonsten angriffslustige Führung von Red Bull. "Ich bewerte das als normalen Rennzwischenfall. Beide kämpften sehr hart gegeneinander", sagte Teamchef Christian Horner. Sein Gegenüber Stella von McLaren sah die Schuld allein beim dreimaligen Weltmeister. "Wir haben so viel Respekt vor Red Bull und Max, sie müssen so etwas nicht machen", sagte der Italiener: "Das ist eine Art und Weise, wie man seinen Ruf beschädigt."

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+++ Redaktioneller Hinweis: Diese Meldung wurde basierend auf Material der Deutschen Presse-Agentur (dpa) erstellt. Bei Anmerkungen oder Rückfragen wenden Sie sich bitte an hinweis@news.de. +++

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