Ironman Hawaii 2022: Deutsches Strafen-Drama! Norweger Iden gewinnt - Kienle Sechster
Erstellt von Martin Gottschling
09.10.2022 07.03
Deutsches Strafen-Drama und ein deutscher Champion der Herzen, im Ziel ein norwegischer Weltmeister, der nicht Kristian Bummenfelt heißt. Gustav Iden, Kumpel und Trainingspartner des Triathlon-Dominators aus Bergen, hat die Ironman-WM im schnellsten Rennen der Hawaii-Geschichte gewonnen und damit die deutsche Titelserie in der Gluthitze von Kailua-Kona beendet. "Die Insel hat versucht, mich fertig zu machen, ich weiß nicht, ob ich nochmal zurückkomme", sagte der 26-Jährige abgekämpft und auf einem Stuhl sitzend im Zielbereich.
Ironman Hawai 2022: Gustav Iden neuer Hawaii-Champion
In 7:40:24 Stunden pulverisierte Iden den Streckenrekord von Superstar Jan Frodeno von 2019 um mehr als zehn Minuten (7:51:13) !und verwies Sam Laidlow aus Frankreich auf den zweiten Platz. Erst dann kam Blummenfelt erschöpft und völlig verausgabt ins Ziel.
Erstmals kein Gold für Deutschlands Ironman-Asse
Nach den deutschen Siegen von 2014 bis einschließlich 2019 und den zwei Jahren ohne WM auf Hawaii wegen der Corona-Pandemie gab es damit erstmals kein Gold auf Hawaii für Deutschlands Ironman-Asse. Bei den Frauen, die erstmals getrennt am Donnerstag gestartet waren, hatte 2019-Weltmeisterin Anne Haug den dritten Platz belegt, Laura Philipp war Vierte geworden.
Deutsches Strafen-Drama und Kienle-Show: Sebastian Kienle auf Platz 6
Bei den Männern sorgte ausgerechnet der für die beste Platzierung am Samstag, der zum letzten Mal auf Hawaii antrat und 2014 die WM gewonnen hatte: Sebastian Kienle blieb zehn Jahre nach seinem Debüt im Triathlon-Mekka erstmals unter acht Stunden. In 7:55:40 Stunden schaffte es der 38-Jährige auf Platz sechs und er genoss sichtlich gerührt und mit Tränen in den Augen die Ehrenabschiedsrunde im Spalier der Zuschauer und die Umarmung mit seiner Frau und seinem erst gut ein Jahr alten Sohn: "Emotions-Explosion. Viel mehr kann man dazu nicht sagen", sagte er.
Patrick Lange kam nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern Radfahren und 42,2 Kilometern Laufen auf den zehnten Platz. Für den Champion von 2017 und 2018 war das Rennen nach einem aussichtsreichen Beginn nach gut einem Drittel auf der Radstrecke praktisch gelaufen. Er hatte wie Landsmann Florian Angert (12. Platz) eine Fünf-Minutenstrafe bekommen, die unter anderem wegen Windschattenfahren verhängt werden kann. Lange kämpfte sich dank seiner Lauffähigkeiten und mit viel Herz noch auf Platz zehn vor. "Ich bin unglaublich stolz auf mich, dass ich das noch durchgezogen habe nach einer für mich fraglichen Zeitstrafe", betonte Lange im ZDF.
Was ohne die zusätzlichen fünf Minuten drin gewesen wäre, bleibt Spekulation. Dass am Donnerstag Laura Philipp nach einer Zeitstrafe von ebenfalls fünf Minuten, deren Grund ihr bis Samstag immer noch nicht mitgeteilt wurde, als Vierte das Podest verpasst hatte, sorgte für viel Frust im deutschen Lager.
"Absoluter Worst-Case", urteilte Langes Trainer Björn Geesmann nach der Strafe für seinen Schützling. Angert-Coach Philipp Seip, der auch Laura Philipp trainiert und mit ihr verheiratet ist, war sprachlos und empfand eine "gehörige Ratlosigkeit". Jetzt fehle nur noch, dass auch Kienle, den Seipp ebenfalls trainiert, auch noch in die Penalty Box müsse.
Kienle will Karriere 2023 ausklingen lassen
Musste er aber nicht. Kienle machte, was er schon immer am besten konnte: Den Rückstand als mittelmäßiger Schwimmer auf der Radstrecke aufholen. 46. von 50 Profi-Männern nach der ersten Disziplin. "Die Platzierung hat man nicht immer selbst in der Hand, da reden ein paar andere Leute mit ihrer Leistung auch mit", betonte Kienle mit Blick auf seinen starken sechsten Platz am Ende. "Manchmal muss man seine eigene Leistung auch losgelöst von der Platzierung beurteilen und da muss ich sagen: Da steht es ganz weit oben." Im kommenden Jahr will Kienle seine Karriere ausklingen lassen, Hawaii ist mit diesem Mal jedenfalls vorbei.
Lange kämpft sich nach Zeitstrafe zurück
Lange wird wiederkommen. Er war nach seiner Zeitstrafe 24., ehe es auf die Laufstrecke ging, seine Paradedisziplin. Und er gab Gas. Lange rannte, schnappte sich eine Fünf-Liter-Flasche Wasser, um sich abzukühlen, gönnte sich Frischwasser aus dem Gartenschlauch. Mehr als Platz zehn war trotz eines Marathons in 2:41:59 Minuten nicht mehr drin. Ganz vorn warteten unterdessen alle auf die Attacke von Blummenfelt. Laidlow, der die Radstrecke in Rekordzeit von 4:04:36 Stunden bewältigte, wurde aber nur noch von Iden überholt. Sieben Kilometer vor dem Ziel war es soweit, beide gaben sich im vollen Lauf die Hände, es war der Handschlag für den neuen Hawaii-Champion.
Das waren die deutschen Starterinnen und Starter beim Ironman Hawaii 2022
Insgesamt 13 Profis aus Deutschland nahmen beim diesjährigen Ironman Hawaii 2022 teil. Bei den Frauen zählen dazu:
- Anne Haug (Siegerin Ironman Hawaii 2019)
- Kristin Liepold
- Laura Philipp
- Laura Zimmermann
- Daniela Bleymehl
- Elena Illeditsch
- Jenny Schulz
Bei den Männern treten folgende deutsche Profis an:
- Patrick Lange (Sieger Ironman Hawaii 2018)
- Florian Angert
- Maurice Clavel
- Sebastian Kienle
- Andreas Dreitz
- Paul Schuster
Jan Frodeno, Ironman Champion 2019, wird verletzungsbedingt übrigens nicht antreten.
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Ironman Hawaii 2022: Ergebnisse im Live-Ticker
Alle Neuigkeiten rund um die Wettkämpfe sowie die Ergebnisse der Rennen erfahren Sie hier im Live-Ticker.
+++ 09.10.2022: Norweger Iden gewinnt Ironman-WM auf Hawaii - Kienle Sechster (Foto aktuell) ++++
Gustav Iden hat die Ironman-Weltmeisterschaft gewonnen und die deutsche Titelserie auf Hawaii auch noch mit Streckenrekord beendet. Der 26 Jahre alte Norweger setzte sich am Samstag (Ortszeit) nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern Radfahren und 42,2 Kilometern Laufen in inoffiziell 7:40:24 Stunden vor dem französischen Überraschungszweiten Sam Laidlow aus Frankreich und Kristian Blummenfelt durch.
Idens Landsmann und Trainingspartner Blummenfelt hatte im vergangenen Jahr Olympisches Gold in Tokio geholt, den ITU-Titel gewonnen sowie in diesem Jahr die Nachhol-Ironman-WM von 2021 in St. George gewonnen. Er war als großer Favorit auf Gold ins Rennen gegangen.
Bester Deutscher bei Temperaturen von deutlich über 30 Grad wurde im schnellsten Rennen der bisherigen Ironman-Geschichte Sebastian Kienle. Der mittlerweile 38-Jährige hatte 2014 mit seinem WM-Triumph die Serie deutscher Sieg bis einschließlich 2019 eingeleitet. Diesmal schaffte es Kienle zum ersten Mal in unter acht Stunden (7:55:40) nach einem schwachen Schwimmen mit Rang 46 am Ende auf den sechsten Platz in einem hochkarätig besetzten Feld, in dem nur der dreimalige Champion Jan Frodeno fehlte. Der Sieger von 2015, 2016 und 2019 hatte wegen einer Hüftverletzung seinen Start absagen müssen, verfolgte die diesmal zweigeteilte WM mit den Profi-Frauen am Donnerstag aber vor Ort in Kailua-Kona. Patrick Lange, Weltmeister von 2017 und 2018 wurde nach einer Zeitstrafe auf dem Rad Zehnter.
Für den neuen Champion Iden ist es der größte Erfolg seiner Karriere beim ersten zweiten Ironman seiner Karriere. MIt der norwegischen Fahne in der Hand genoss er die letzten Meter auf dem schwarz-roten Teppich. Mit seiner Zeit unterbot er den bis dato gültigen Streckenrekord von Frodeno von 2019 (7:51:13) deutlich. Iden ist auch zweimaliger Titelträger über die halbe Distanz.
Die Ironman-WM kehrte nach den Ausfällen 2020 und 2021 durch die Corona-Pandemie wieder nach Hawaii zurück.
+++ 08.10.2022: Deutsche Männer-Serie beim Ironman auf Hawaii in Gefahr +++
Der deutschen Titelserie bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii droht das Ende. Seit 2014 gewannen Sebastian Kienle (2014), Patrick Lange (2017, 2018) und Jan Frodeno (2015, 2016, 2019) sämtliche Ausgaben im Triathlon-Mekka bis zu den WM-Ausfällen in den vergangenen beiden Jahren wegen der Corona-Pandemie. An diesem Samstag (18.25 Uhr MESZ) tritt aber der Norweger Kristian Blummenfelt als Topfavorit an. Der 28-Jährige gewann im vergangenen Jahr unter anderem Olympia-Gold und kürte sich im Mai dieses Jahres bei der Nachhol-WM von 2021 in St. George auch zum Ironman-Champion.
Zum Duell mit Superstar Frodeno wird es nicht kommen, wenn das Rennen in der Bucht von Kailua-Kona gestartet wird. Frodeno ist vor Ort, wird wegen einer Hüftverletzung mit anschließenden Operationen aber nicht starten. Hoffnungen auf einen erneuten Sieg macht sich Lange, gleichwohl er in diesem Jahr in der Vorbereitung durch einen Radsturz und eine Coronainfektion gebremst worden war. Kienle schätzte seine Chancen bei seinem letzten Hawaii-Auftritt auf fünf Prozent ein.
+++ 07.10.2022: Erster Triathlet mit Down-Syndrom schafft Ironman Hawaii +++
Eine Stunde vor Mitternacht wurde es wieder richtig laut im legendären Zielkanal von Kailua-Kona. Chris Nikic genoss den tosenden Applaus von Fans, Athleten und Freunden an seinem 23. Geburtstag. Der US-Amerikaner kam als erster Mensch mit Down-Syndrom bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii ins Ziel.
Begleitet von seinem Guard überquerte Nikic am späten Donnerstagabend nach inoffiziell 16:31:27 Stunden die Ziellinie. Hinter ihm lagen 3,86 Kilometer Schwimmen im Pazifik, 180,2 Kilometer auf dem Rad und ein Marathon bei großer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit. Im Ziel stimmten viele die legendären Worte mit an: "Chris, you are an Ironman" (Chris, du bist ein Ironman). Vor rund zwei Jahren hatte er in Panama zum ersten Mal einen Ironman bestritten.
+++ 07.10.2022: Haug wird erneut Dritte bei Ironman-Weltmeisterschaft +++
Anne Haug hat den erneuten Titeltriumph bei der Ironman-Weltmeisterschaft verpasst, aber wieder einen Podiumsplatz erreicht. Die 39 Jahre alte Profi-Triathletin aus Bayreuth schaffte es am Donnerstag (Ortszeit) nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen auf den dritten Platz. Die erste deutsche Ironman-Weltmeisterin (2019) musste sich im Ziel in Kailua-Kona diesmal Sensationssiegerin Chelsea Sodaro aus den USA bei deren WM-Debüt auf Hawaii und der Britin Lucy Charles-Barclay geschlagen geben. Haug hatte schon bei der im Mai in St. George nachgeholten WM von 2021 sowie 2018 auf Hawaii den dritten Platz belegt.
Vierte wurde mit einer starken Leistung bei erneut harten Bedingungen mit großer Hitze und hoher Luftfeuchtigkeit die Heidelbergerin Laura Philipp. Ohne eine Zeitstrafe von fünf Minuten auf dem Rad wäre für die 35-Jährige wohl noch mehr drin gewesen.
Für Siegerin Sodaro ist es der größte Erfolg ihrer Karriere. Die 33-Jährige war vor gut anderthalb Jahren Mutter geworden und hatte nach einer Babypause im Juni in Hamburg zum ersten Mal einen Ironman bestritten. Nach Platz zwei in der Hansestadt hinter Philipp zeigte Sodaro bei ihrem Hawaii-Debüt vor allem eine beeindruckende Laufleistung beim abschließenden Marathon. An diesem Samstag starten die Profi-Männer. Wegen der vielen Altersklassenathletinnen und -Athleten durch die Hawaii-Ausfälle 2020 und 2021 wird die WM zum ersten Mal in zwei Rennen aufgeteilt.
+++ 05.10.2022: Triathletin Philipp: "Bin sicher da", wenn Topfavoritinnen schwächeln +++
Laura Philipp sieht sich trotz ihrer Ironman-Weltbestzeit in diesem Jahr nicht als Topfavoritin für den Sieg bei der Weltmeisterschaft auf Hawaii. "Aber ich bin sicher da, falls eine der Topfavoritinnen vielleicht einen schlechten Tag erwischt", sagte die 35 Jahre alte Heidelbergerin in einem Interview der Deutschen Presse-Agentur vor dem Rennen der Profi-Frauen an diesem Donnerstag (Start: 18.25 Uhr MEZ/ZDF-Livestream ab 18.15 Uhr).
Anfang Juni hatte Philipp in Hamburg über die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer 8:18:20 Stunden benötigt - keine Frau war bei einem Ironman jemals schneller.
Bei der bisher letzten Ausgabe auf Hawaii hatte Philipp vor drei Jahren den vierten Platz belegt. In diesem Jahr musste sie bei der Nachhol-WM von 2021, die im Mai in St. George im US-Bundesstaat Utah stattfand, wegen einer Corona-Infektion passen. Auf Hawaii müsse so viel zusammenkommen, dass es schwer zu sagen sei, wie realistisch ein Sieg wäre, betonte Philipp. Sie gab sich aber auch selbstbewusst: "Ich glaube, ich bin mittlerweile eine der Besten auf der Ironman-Distanz. Und sollte bei mir mal alles zusammenkommen und mein Körper eben auch an dem Tag mit der Hitze zurechtkommen, dann ist das drin."
Eine ihrer Hauptkonkurrentinnen wird Anne Haug sein, die erste deutsche Hawaii-Siegerin dank ihres Triumphs 2019. Ebenso zählt die mittlerweile fünfmalige Ironman-Weltmeisterin Daniela Ryf zu den Topkandidatinnen auf den Sieg. Natürlich sei die Konkurrenz in keinem anderen Rennen so hoch, betonte Philipp.
+++ 05.10.2022: Zweifach-Champion Lange kritisiert neues Hawaii-Format +++
Der zweimalige Ironman-Weltmeister Patrick Lange hat das neue Format der Weltmeisterschaft in diesem Jahr kritisiert. Zum ersten Mal in der Geschichte des Triathlon-Höhepunkts auf Hawaii wird es zwei Rennen geben, an diesem Donnerstag angeführt von den Profi-Frauen, am Samstag von den Profi-Männern. Nachdem die WM auf Hawaii 2020 und 2021 wegen der Corona-Pandemie ausgefallen war, lässt Veranstalter Ironman die doppelte Teilnehmeranzahl zu. "Ich habe lange überlegt, wie ich dazu stehe, aber ich habe immer mehr negative Faktoren für die Verdopplung gefunden", sagte Lange in einem Interview der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Mittwoch).
Über 5000 Teilnehmer statt der sonst üblichen rund 2500, dazu Freunde, Familie, Trainer, usw. "Wenn man sich anschaut, wie sich die Preise hier in Kona entwickelt haben, wenn man sich anschaut, was hier schon eine Woche vor dem Start für ein unfassbarer Verkehr ist, kann es einfach nicht gut sein, dieses Event an zwei Tagen abzuhalten", sagte Lange, der sich wie immer zunächst in Texas in den USA auf die WM vorbereitet hat.
2017 und 2018 hatte der gebürtige Hesse den Klassiker gewonnen. 2019 hatte Lange auf der Radstrecke aufgeben müssen. Nach einer Schulterverletzung zu Jahresbeginn nach einem Radsturz und einer Corona-Erkrankung im Sommer fühlt sich Lange aber bereit für das Rennen über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen. «Mir geht es körperlich gut, mir geht es mental gut», sagte er.
Ganz oben auf der Siegerkandidatenliste hat aber auch Lange den norwegischen Dominator Kristian Blummenfelt, Olympiasieger 2021 in Tokio, Kurzstreckenweltmeister im vergangenen Jahr sowie Ironman-Weltmeister bei der Nachhol-WM in diesem Mai in St. George im US-Bundesstaat Utah. «Er ist für mich der Topfavorit, und ich hätte richtig Bock, mit ihm zusammen auf die Laufstrecke zu gehen und das Ganze hinten raus zwischen ihm und mir zu entscheiden», sagte der 36 Jahre alte Lange.
+++ 04.10.2022: Zweifach-Champion Lange: Kann Trainingsrückstand nicht wegdiskutieren +++
Der zweimalige Ironman-Weltmeister Patrick Lange will sich auf keine Kampfansagen vor dem Rennen der Profi-Männer am kommenden Samstag auf Hawaii einlassen. Der 36 Jahre alte Triathlet aus Hessen gewann 2017 und 2018 die WM, 2019 hatte er auf der Radstrecke aufgeben müssen. "Ich bin einfach vom Charakter her nicht derjenige mit vollmundigen Ankündigungen und Kampfansagen. Das bin nicht ich. Und mir fällt es total schwer, mich gegen die anderen zu positionieren", erklärte Lange in einem Interview der "Welt" (Dienstag): "Ich weiß nur, dass ich das Rennen schon zweimal gewonnen habe und mich nicht verstecken muss. Ich habe schon bewiesen, dass ich auf Hawaii siegen kann. Das müssen andere erst noch tun."
Lange gehört zum Favoritenkreis beim Titelkampf über 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen, auch wenn das Jahr bisher nicht optimal für den Triathleten mit Wahlwohnsitz in Salzburg verlief. Im Februar zog sich Lange eine Schulterverletzung bei einem Sturz mit dem Rad zu. Im Sommer erwischte ihn eine Corona-Infektion.
"Ich gehe jedenfalls nicht in dieses Rennen und denke, ich muss gewinnen, damit es ein gutes Rennen wird. Man kann meine Verletzungen nicht wegdiskutieren. Man kann nicht wegdiskutieren, dass ich Trainingsrückstand habe, auch wenn ich natürlich versucht habe, diesen in den vergangenen drei Monaten wettzumachen", sagte Lange.
Landsmann und Dreifach-Champion Jan Frodeno wird verletzungsbedingt diesmal zwar fehlen, Langes Konkurrenz ist aber groß. Zu den Topkandidaten zählen vor allem Kristian Blummenfelt, der die Nachhol-Ironman-WM im Mai in St. George gewann, 2021 Olympiasieger und Kurzstrecken-Weltmeister wurde, sowie dessen norwegischer Landsmann und Trainingspartner Gustav Iden.
+++ 04.10.2022: Ex-Hawaii-Siegerin Haug: Man darf hier einfach keine Fehler machen +++
Anne Haug hat vor der besonderen mentalen Herausforderung der Strecke bei der Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii gewarnt. Nach dem 3,86 Kilometer langen Schwimmen geht es für die Gewinnerin der bislang letzten WM im Triathlon-Mekka 2019 und ihre Rivalinnen am Donnerstag nach 3,86 Kilometer Schwimmen im Pazifischen Ozean auf die 180,2 Kilometer lange Rad- und 42,2 Kilometer lange Laufstrecke. "Man denkt: Ach, das ist ja der einfachste Kurs der Welt, es geht nur einmal geradeaus, einmal um die Pylone und wieder zurück und dasselbe beim Laufen", sagte die 39-Jährige in einem Video bei "welt.de" und "bild.de".
Man könne sehr lange geradeaus schauen. Dadurch empfinde man sich selbst als sehr langsam, erklärte Haut und mahnte mit Blick auf die Renntaktik: "Man darf hier einfach keine Fehler machen."
Haug tritt als bisher letzte Hawaii-Siegerin und zugleich erste Deutsche, die dort den Titel holte, als Mitfavoritin an. Bei der im Mai in St. George nachgeholten WM von 2021, die ebenso wie im Jahr zuvor nicht auf Hawaii wegen der Corona-Pandemie hatte stattfinden können, war Haug Dritte geworden hinter der mittlerweile fünfmaligen Titelträgerin Daniela Ryf aus der Schweiz und Katrina Matthews. Die Britin wird in Hawaii nicht starten nach einem schweren Radunfall in der Vorbereitung.
Konkurrenz gibt es aber dennoch reichlich für Haug, darunter die dreimalige Vizeweltmeister Lucy Charles-Barclay aus Großbritannien oder auch Laura Philipp. Die Heidelbergerin stellte in diesem Jahr die 70.3-Weltbestzeiten über die halbe und die Iroman-Weltbestzeit über die volle Distanz auf.
Generell sagte Haug zur Atmosphäre vor den Rennen der Profi-Frauen am Donnerstag und der Profi-Männer am Samstag, dass jeder "irgendwie sehr großen Respekt vor dem Wettkampf" habe. Jeder wisse, es werde ein verdammt knüppelharter Tag. "Es sind ganz besondere Schmerzen, es ist einfach diese wahnsinnige Hitze, die man überstehen muss."
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gom/news.de/dpa