Sport

Bekloppte Sportarten: Von Extrembügeln bis Handy-Weitwurf

Beim Extrembügeln muss ein Parcours an verschiedenen Orten durchlaufen werden. Bild: dpa

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Schere, Stein, Papier

Wenn zwei Freunde sich streiten, hilft oft nur eins. Sie knobeln es beim Schnick, Schnack, Schnuck, auch bekannt als Schere, Stein, Papier, aus. Aus dem Spiel hat sich mittlerweile eine Sportart entwickelt, die in den USA und Kanada bereits richtig populär ist. Wer vor kurzem beim Zappen auf Eurosport 2 hängenblieb, rieb sich wahrscheinlich verwundert die Augen. Dort wurden doch tatsächlich die Rock Paper Scissors World Championships, die WM im Schere, Stein, Papier, übertragen. Die wird bereits seit 2002 ausgetragen. Bisher ging der Titel immer an Amerikaner oder Kanadier. Das Preisgeld kann sich durchaus sehen lassen: Für den Sieger gab es im vergangenen Jahr 10.000 US-Dollar (ca. 7760 Euro).

Handyweitwurf

Jeder Handybesitzer hätte sein Gerät am liebsten schon mal weit von sich geworfen. In Finnland kann man seinem Frust freien Lauf lassen und dabei sogar noch einen Titel holen. Dort findet seit zehn Jahren jährlich eine WM im Handy-Weitwurf, die «Mobile Phone Throwing World Championship», statt. Der Rekord liegt bei 85 Metern. Es geht aber nicht nur um Weite, in der Freestyle-Kategorie werden beispielsweise Stil und Ästethik des Wurfs beurteilt. Am 21. August ist es im finnischen Ort Juva wieder soweit.

Luftgitarrespielen

Wer hat es nicht schon mal selbst versucht und zur imaginären Gitarre gegriffen? Seit 1995 können sich passionierte Luftgitarristen weltweit messen. Im finnischen Oulu treten jährlich die Hobbyrocker gegeneinander an, die sich zuvor beim nationalen Contest ihres Heimatlandes durchgesetzt haben. Jeder von ihnen hat dann 60 Sekunden Zeit, die Jury zu überzeugen. Bewertet werden die Originalität der Leistung, die Ausdrucksfähigkeit, die technischen Fähigkeiten, der künstlerische Gesamteindruck und die «Airness». Der Gewinner darf fortan auf einer echten E-Gitarre üben. Vom 25. bis 28. August heißt es wieder: Rock 'n' Roll!

Grimassenschneiden

Ein Event, bei dem nicht nur die Lachmuskeln der Zuschauer, sondern auch die der Teilnehmer in Anspruch genommen werden, ist die Weltmeisterschaft im Grimassenschneiden. Im englischen Egremont versuchen die Teilnehmer bei den «World Gurning Championships» die beste Fratze zu schneiden. Der Wettbewerb wird im Rahmen der «Crab Fair & Sports» bereits seit 1267 ausgetragen. Die Tradition stammt angeblich daher, dass man in dem Örtchen an der nördlichen Westküste dem Dorfdeppen früher ein Pferdegeschirr übergeworfen und ihn zum Grimassenschneiden aufgefordert habe. Am 18. September 2010 dürfen die Teilnehmer das Publikum wieder zum Lachen bringen.

Extrembügeln

Bei Extremsportarten denkt man nicht unbedingt an das Bügeln von Wäsche. Doch beim Extrembügeln spielt der Nervenkitzel sehr wohl eine Rolle. Bei der jährlichen WM durchlaufen die Teilnehmer in Teams einen Parcours von verschiedenen Orten und bügeln an Steilhängen, auf Bäumen oder selbst unter Wasser um die Wette. Wann und wo die nächste Meisterschaft ausgetragen wird, steht noch nicht fest.

Speedgrillen

Grillen ist im Sommer eine der Lieblingsbeschäftigungen der Deutschen. Und jeder Mann ist natürlich der beste Grillmeister. Bei der WM im Speedgrillen können sich die Grillexperten im fränkischen Markt Wendelstein wirklich duellieren. Dabei müssen aber Regeln eingehalten werden. Die Speedgriller, die in Zweierteams antreten, müssen zunächst einen verpackten Dreibein-Grill aufbauen und anschließend mit Streichhölzern und ohne Brandbeschleuniger eine Glut aus Holzkohle erzeugen. Danach wird eine Wettbewerbswurst auf den Rost gelegt, die am Ende von einer Jury bewertet wird. Der Europarekord für das ganze Programm liegt übrigens bei beachtlichen 12:21 Minuten.

Bürostuhlrennen

Formel Bürostuhl statt Formel 1: In der Schweiz ist das möglich. In Löhningen bei Schaffhausen können Bürohengste zeigen, was sie drauf haben, und sich auf einer 300 Meter langen Strecke mit Sprungschanze messen. In der Kategorie «Classic» dürfen die Bürostühle nicht verändert werden, in der Katgorie «Crazy» ist dagegen erlaubt, was schnell macht, solange es sich nicht um einen Fremdantrieb handelt. Für Verkleidungen bekommen die Piloten Extrapunkte. In diesem Jahr findet das Rennen am 14. August statt.

Kirschkernweitspucken

Kein Witz! Diese Sportart gibt es wirklich. Seit 1974 wird auf der Dürener Annakirmes
jährlich eine Weltmeisterschaft imKirschkernweitspucken ausgetragen. Den Titel gewinnt derjenige Teilnehmer, der einen Kirschkern entlang einer ein Meter breiten Bahn in sechs Versuchen am weitesten spuckt. Der Weltrekord liegt bei stolzen 21,71 Metern und wird von Oliver Kuck aus Oberhilbersheim gehalten. Der nächste Angriff auf diese Weite soll am 31. Juli 2010 starten.

Bierfassrollen

Ein gutes Bier vom Fass gehört zur bayerischen Tradition. Im 19. Jahrhundert war die Brauereidichte in Bayern so hoch, dass im Krieg um die zahlenden Kunden außerdgewöhnliche Werbemaßnahmen gefragt waren. So kam es, dass die Brauereifahrer öffentlich im Bierfassrollen antraten und versuchten, durch einen Sieg Aufmerksamkeit für die jeweilige Biersorte zu erlangen. Der Brauch geriet nach dem Brauereisterben zwar in Vergessenheit, die Engländer belebten die Tradition aber wieder und trugen 1930 gar die erste WM aus. Heute ist das Bierfassrollen auch wieder in Bayern beliebt. Auf einer festgelegten Strecke versuchen Zweierteams ein leeres Bierfass, möglichst schnell von A nach B zu bewegen - wohl gemerkt ohne Hände oder Füße, sondern nur mit Stöcken.

Timbersports/Baumstammwerfen

Zum Schluss noch eine verrückte Sportart aus Übersee: Bei den Stihl Timbersports Series werden Baumstämme in möglichst kurzer Zeit gefällt oder geteilt. Dabei gibt es verschiedene Disziplinen wie Standing Block Chop (Baumfällen per Axt), Underhand Chop (Ablängen) oder Stock Saw (Schneiden per Motorsäge). Der Sport entwickelte sich aus den Wettkämpfen der Forstarbeiter in den Wäldern Kanadas und der USA. Heutzutage werden Welt-, Europameisterschaften und sogar deutsche Meisterschaften ausgetragen. Aktueller Weltmeister ist Jason Wynyard aus Neuseeland. Viel älter ist dagegen das Baumstammwerfen. Diese Sportart wird bereits seit Jahrhunderten in Schottland und heutzutage im Rahmen der Highland Games und der Olympiade von Gotland ausgetragen. Ziel ist es hier, die fünf bis sechs Meter langen Stämme so zu werfen, dass sie sich um 180 Grad drehen und möglichst in gerader Linie fliegen.

Die Liste könnte noch ewig weitergeführt werden. So gibt es in Finnland eine Saunabausatz-Zusammenbau-WM, eine Beerenschnellpflückmeisterschaft oder das traditionelle Zwergenwerfen. In England stürzen sich Menschen auf der Jagd nach einem Laib Käse einen Abhang hinunter. In Bayern duelliert man sich dagegen lieber beim Masskrugstemmen oder Fingerhakeln.

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phs/reu/news.de

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