Künstler Banksy parodiert Disneyland: "Dismaland": Freizeitpark des Todes
Von news.de-Volontärin Lisa Volkmann
21.03.2019 15.15
Cinderella hängt schlaff und leblos aus ihrer Zauberkutsche, die Pferde liegen verrenkt vor dem umgekippten Wagen. Vor der toten Märchenprinzessin schubst sich ein Rudel Paparazzi. Das quietschende Riesenrad stoppt ständig. Im Kinderkarussel hängt ein Pferd kopfüber, darunter sitzt der Metzger auf Kisten mit der Aufschrift "Lasagne".
"Dismaland" - eine Parodie des Künstlers Banksy auf Disneyland
"Dismal" - das heißt übersetzt "trostlos". Und genau das ist dieser alptraumhafte Anti-britischen Künstlers Banksy. Für seine meist politisch inspirierte Street Art weltbekannt, zeigt Banksy im "Dismaland" eigene Skulpturen und Werke von knapp 60 Kollegen. Auch Größen wie sein Landsmann Damien Hirst sind dabei. Der Künstler lebt vollständig anonym. In einem seiner seltenen Interviews erklärt er dem "Guardian", was "Dismaland" ist: "Im Grunde ist es ein Festival für Kunst, Unterhaltung und Anarchismus für Einsteiger. Ein Ort, an dem man Gegenkultur einfach und freiverkäuflich bekommt."
Ausstellung in Weston-super-Mare bis 27. September
In der englischen Küstenstadt Weston-super-Mare ist die Ausstellung noch bis Sonntag, 27. September, zu begutachten. Und Banksy hätte sich keinen besseren Ort für die Installation aussuchen können als das verfallene Freibad dieser trostlosen Kleinstadt. Wie die Deutsche Presseagentur (dpa) berichtet, müsse man sich dort auf Düsteres und Absurdes einstellen.
Die britische Presse jedoch ist begeistert von dem Anti-Spaßpark. Der "Guardian" befand die Installation für "urkomisch, manchmal erhellend und gelegentlich atemberaubend schockierend", "zutiefst verunsichernd..., aber bizarr unterhaltsam", urteilt der "Independent".
Trostloser Anti-Spaß ungeeignet für Kinder: Tod, Gewalt, Skandale
Obwohl der Künstler ausdrücklich verkündete hatte, dass "Dismaland" ungeeignet für Kinder sei, warteten auch zahlreiche Familien vor dem Eingang. Dort werden sie vom mürrischen Personal mit pinken Micky-Maus-Ohren angemotzt: "Nicht lächeln!" Der Bezug zum echten Disneyland sei allgegenwärtig, wie die dpa berichtet. Dennoch bliebe die Stimmung trübselig. Auch die Besucher wirken merkwürdig ernst, als sie auf einem Teich nach Quietschentchen angeln, die um einen ölverschmierten Pelikan herumtreiben.
Die Luftballons im "Dismaland" sind schwarz, Poster erinnern an die vielen Menschen, die in Polizeigewahrsam sterben, aus den Lautsprechern ertönen verzerrte Ansagen, die vor Grausamkeit, Gewalt und dem Leben warnen. Das Märchenschloss ist niedergebrannt. Und auf einem kleinen Tümpel mit halb versunkenem Panzerfahrzeug tuckern kleine Boote voller Flüchtlinge.
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lvo/zij/news.de/dpa