Risikosport Apnoe-Tauchen: Unfälle beim Apnoe-Tauchen
14.01.2014 14.44
Könnten Sie theoretisch unter dem Eis auftauchen oder wäre die Eisdecke zu massiv für ein gewaltsames Auftauchen?
Linder: Das ginge nicht! Bei einer ganz dünnen Eisdecke bekommt man schon die Decke von unten nicht auf. Als Eistaucher beschäftigt man sich auch nicht allzusehr mit diesen Szenarien, dafür ist das Sicherungsteam verantwortlich. Mental muss man ja zu hundert Prozent an den Erfolg glauben. Wichtig ist dabei, dass man ein tolles Team um sich rum hat, dem man vertrauen kann. Als Eistaucher versucht man mit wenigen Löchern klarzukommen. Ein Einstiegsloch, ein Ausstiegsloch und ein Notloch, falls man nach 20 Metern einen Krampf oder Wasser in die Maske bekommt.
Haben Apnoe-Taucher eigentlich Lieblingsausrüstungs-Gegenstände?
Von Boetticher: Also ich liebe meinen Neoprenanzug von Polosub, der wunderschön weich ist und mich sehr warm hält!
Linder: Ich liebe meine Ausrüstung nicht wirklich. Das Equipment muss einfach sehr gut sein, der Anzug gut gleiten. Wenn alles perfekt ist, wird das schnell zur Normalität.
Und was ist mit einem Talisman oder bestimmten Ritual?
Linder: Kein Talisman, aber ein kleines Ritual bestehend aus Atemtechniken, Yogaübungen und gutem Zureden und mentalem Durchspielen des Tauchgangs.
Von Boetticher: Ich bin nicht so fixiert auf einen festen Ablauf. Ich halte das auch für schwierig, denn falls der Ablauf mal nicht möglich oder gestört ist, bringt einen das aus dem Konzept. Das sieht man immer wieder bei Athleten.
Gutes Stichwort. Der Österreicher und Apnoe-Taucher Herbert Nietsch wollte im Juni 2012 seinen 214 Meter Rekord auf 244 Meter Tiefe steigern. Doch der Versuch scheiterte und Nietsch verletzte sich schwer. Auch heute noch hat er mit Schlaganfall-ähnlichen Symptomen zu kämpfen. Was sagen Sie zum Tauchunfall von Herbert Nitsch? Hat er übertrieben?
Von Boetticher: Ich kenne Herbert als einen herausragenden Taucher und habe großen Respekt vor seiner Leistung. Dass bei seinem Versuch schon im Vorfeld einiges nicht so lief, wie gedacht, ist bekannt. Ob er es übertrieben hat, weiß nur er selber.
Linder: Herbert Nitsch ist ein unglaublich toller Athlet, der Unfassbares geleistet hat. Dass er bei seinen Weltrekorden im No Limit Bereich in einem Bereich zwischen Leben und Tod taucht, war klar. Letztlich ist er da ein moderner Gladiator, wie andere Extemsportler beim Basejumping oder Free Solo Klettern. Eigentlich finden wir es doch alle toll, wenn es Leute gibt, die solche Dinge tun oder mit einem Fallschirm durch den Weltraum fliegen. Das zeigen die Einschaltquoten. Herbert Nitsch war dabei aber immer extrem clever! Alles kann man aber nie berechnen, wie man gesehen hat.
Könnte Ihnen auch ein Unfall auch passieren?
Von Boetticher: So ein Unfall ist für mich unwahrscheinlich, da ich nicht in eine solche extreme Tiefe tauche.
Linder: Man kann nicht alle Risiken ausschalten. Es gibt tödliche Unfälle bei Weltrekordversuchen im Apnoetauchen unter Eis. Unter anderem deshalb möchte ich das nicht mehr machen und nach meinem letzten Rekord im Februar 2013 habe ich das Eistauchen an den Nagel gehängt. Ich möchte nicht, dass einem Sicherungstaucher oder sonst jemand bei meinem egoistischen Projekt – bei dem es eigentlich nur darum geht, dass ich glänze – etwas passiert. Außerdem ist man ja auch für Nachahmer ein Stück weit verantwortlich, die vielleicht nicht mit der perfekten Sicherung arbeiten.
Dieser Artikel ist dem ab-in-den-urlaub Magazin entnommen. Mehr Informationen finden sie hier!