Sexdroge Poppers: Zur Ekstase geschnüffelt
Von news.de-Redakteurin Corina Broßmann
21.03.2019 15.12
Poppers ist die Slang-Sammelbezeichnung für eine Gruppe flüssiger und kurzzeitig wirksamer Schnüffeldrogen. Der Name rührt vom knallenden Geräusch beim Öffnen der Glasampullen her, in denen die Substanzen früher erhältlich gewesen sind. Ursprünglich wurden Poppers (Alkylnitrite) als Arznei gegen [tt=Brustenge, Herzschmerz]Angina pectoris und als Herzmedikament verkauft.
Deshalb fallen sie unter das Arzneimittelgesetz. Der Gebrauch und Besitz ist in Deutschland aber noch legal. Nur der Handel ist verboten. In Sexshops dürfen die Schüffelfläschen demnach nicht verkauft werden. Was hierzulande als Poppers angeboten wird, sind teilweise ganz andere Aphrodisiaka. Echte Poppers werden dagegen unter falschem Namen als Zimmerduft oder Reinigungsmittel verkauft.
In den 1970er Jahren wurden Poppers zur weit verbreiteten Sexdroge. Bis heute sind sie in der Homosexuellenszene besonders beliebt, weil sie den Analverkehr schmerzfrei und lustvoller machen sollen. Poppers haben eine stark gefäßerweiternde Wirkung. Durch den Konsum kann ein Rausch mit Glücksgefühlen entstehen. Dieser wird als tiefe Muskelentspannung und Schmerzunempfindlichkeit erlebt und führt zu einer veränderten akustischen sowie visuellen Wahrnehmung. Poppers verlängern die Wahrnehmung des Orgasmus, wenn sie kurz vorher eingeatmet werden. Die inhalierten Dämpfe wirken entspannend auf die glatte Muskulatur des Körpers, wodurch beispielsweise das Eindringen beim Analverkehr erleichtert wird.
Die Durchblutung der Sexualorgane wird durch das Schnüffeln erhöht. Bei einem falschen Timing endet der Einsatz von Poppers aber nicht in einem umwerfenden Orgasmus, sondern lässt die Erektion verschwinden. Es kann zudem zu Hautrötungen, Schwindel, Kopfschmerz, Herzrasen, Übelkeit, Erbrechen oder starkem Schwitzen kommen.
Die Dämpfe der leicht flüchtigen Flüssigkeit werden direkt aus ihrem Gefäß inhaliert. Die psychische Wirkung - eine Intensivierung von Empfindungen - setzt nach 5 bis 15 Sekunden ein und hält, abhängig von der inhalierten Menge, zwischen 1 und maximal 10 Minuten an.
Lohnt sich das gesundheitliche Risiko für die paar Minuten Spaß? News.de hat dazu mit Marvin Steiner, Chefredakteur bei Grünem Star, Schädel-Hirn-Trauma oder einer Hirnblutung.
Besteht eine Suchtgefahr?
Steiner: Nein, es besteht keine Gefahr einer körperlichen Sucht. Menschen, die ständig Sex mit Poppers haben, können eine Unlust für Sex ohne Poppers entwickeln.
Mit welchen Nebenwirkungen und Langzeitschäden ist zu rechnen?
Steiner: Es gibt keine Langzeitstudien bezüglich Krebsentstehung. Lediglich eine Überdosierung kann zu Herzrasen, Reizung der Nasenschleimhaut, niedrigem Blutdruck oder bis zum Koma führen. Wobei eine Überdosierung nur sehr schwer zu erreichen ist.
Wie sieht es bei der Kombination mit Alkohol oder Viagra aus?
Steiner: Durch den Mischkonsum von Poppers mit Viagra oder anderen PDE-5-Hemmern kann es zu einem akuten Blutdruckabfall kommen. Alkohol und Poppers sind dagegen keine so gefährliche Kombination.
In der Vergangenheit wurde immer wieder behauptet, Poppers fördern Aids. Welche Erkenntnisse gibt es da heute?
Steiner: Es gibt keine Studien, die diesen Zusammenhang unterstützen.
Wie verhalte ich mich, wenn ich Poppers überdosiert habe oder es zu Hautkontakt kam?
Steiner: Bei einem akuten Blutdruckabfall sofort den Notarzt kontaktieren. Bei Hautkontakt sind die Poppers einfach nur abzuwaschen. Bei zu langem Kontakt können Reizungen der Haut und Schleimhaut auftreten.
Was passiert, wenn man Poppers trinkt?
Steiner: Poppers sollte man niemals schlucken. Verätzungen der Schleimhäute und Risiko einer Hirnschädigung wären die Folge.
Wo bekommt man Poppers zu kaufen?
Steiner: Im Sexshop oder online. Der Besitz von Poppers ist legal. Unerlaubter Kauf, Verkauf oder Handel verstößt jedoch in Deutschland gegen das Gesetz über den Verkehr mit Arzneimitteln. Poppers werden daher unter Angabe falscher Verwendungszwecke, etwa als «Reinigungsmittel», «Video-Tonkopfreiniger», «Zimmerduft» oder «Lederputzmittel» meist in kleinen braunen Fläschchen verkauft.
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sca/eia/news.de