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Anna Kraft im Interview: Moderatorin bricht mit Tabus über Multiple Sklerose

Moderatorin Anna Kraft spricht im Interview über ihre MS-Erkrankung. Bild: picture alliance/dpa | Tobias Hase

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  • Moderatorin Anna Kraft spricht im Interview über ihre MS-Erkrankung
  • Die Moderatorin spricht über Tabus und wer ihr Kraft gibt
  • An Multipler Sklerose erkrankter TV-Star informiert in neuem Buch "Kraftakt" über MS

Viele Krankheiten sind mit Vorurteilen behaftet - so auch Multiple Sklerose (MS). Diese zeichnen ein falsches Bild einer Erkrankung, die bei jeden Patienten unterschiedlich verläuft. Darüber klärt Anna Kraft in ihrem Buch "Kraftakt" auf. Wir haben mit der Moderatorin gesprochen. Im news.de-Interview spricht sie über ihre MS-Diagnose und wieso es so wichtig ist, diese chronische Erkrankung zu "entmystifizieren".

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Wie war es für Sie, die Diagnose MS zu bekommen?

Anna Kraft: Das war ein Schock, ich musste mich an die Erkrankung, von der ich zuvor noch nie gehört hatte, herantasten und verstehen lernen, dass MS nicht einfach so mit einer Tablette oder ein paar Tropfen wieder komplett verschwunden ist.

Was hat Ihnen am meisten geholfen, die Krankheit als Teil ihres Lebens zu akzeptieren?

Anna Kraft: Am meisten geholfen hat mir meine Familie, mein Inner Circle, der mir Rückhalt und Kraft gibt. Aber auch der Austausch mit so vielen anderen MS-Erkrankten über die letzten neun Jahre, die irgendwie am Ende doch alle mit den gleichen Hürden zu kämpfen haben. Obwohl es die Krankheit mit den 1.000 Gesichtern ist, verbindet das und lässt mich die Krankheit als Teil von mir mehr und mehr akzeptieren.

Was haben Sie selbst über sich durch MS gelernt?

Anna Kraft: Ich konnte vor der Diagnose das Hier und Jetzt nie wirklich genießen, ich war im Kopf schon wieder bei der nächsten Aufgabe. Auch wenn es mir noch immer nicht ganz so leicht fällt, ich lebe definitiv bewusster und genieße die Momente. Man weiß ja nie, was morgen kommt.

Sie brechen in ihrem Buch gezielt mit Tabus über MS. Begegnen Ihnen immer noch Stereotype oder Vorurteile im Alltag - und wie reagieren Sie darauf?

Anna Kraft: Ja natürlich, sonst wäre es kein Antrieb gewesen, die Multiple Sklerose in diesen Zeiten zu entmystifizieren und ich hätte dieses autobiografische Ratgeberbuch zusammen mit Prof. Hemmer wahrscheinlich nie geschrieben. MS bedeutet nicht automatisch Gehhilfe und Schwäche. Mit MS kann man bedenkenlos Kinder bekommen, mit MS kann man in Bewegung bleiben, arbeiten gehen und am Leben teilnehmen. Auch deshalb ist nicht Jedem und Jeder die Erkrankung anzusehen. Auch darauf möchte ich aufmerksam machen.

Multiple Sklerose ist ein Kraftakt, wie Sie im Buch schreiben. Woher nehmen Sie persönlich Ihre Kraft im Umgang mit der Krankheit?

Anna Kraft: Der bedingungslose Rückhalt meiner Familie. Daraus ziehe ich viel Kraft. So kann ich auch anderen Erkrankten bei ihrer Diagnose oder ihrer Erkrankung vielleicht eine kleine Hilfe oder Mutmacher sein.

Sie haben nicht nur Ihre persönliche Geschichte aufgeschrieben, sondern Betroffenen und Interessierten einen MS-Ratgeber an die Hand gegeben. Wieso war Ihnen das so wichtig?

Anna Kraft: Als ich meine Diagnose bekam, fehlte mir eine klare Informationsquelle, ein Ratgeber. Einer, der mich nicht nur die richtigen Fragen stellen lässt, sondern sie auch beantwortet. Gerade weil die Krankheit so vielschichtig ist und sie einen erstmal ohnmächtig erstarren lässt.

Anna Kraft beantwortet in ihrem Ratgeber viele Fragen zu MS. Bild: Südwest Verlag

"Kraftakt: Mein Leben mit Multipler Sklerose Fragen, Antworten, Erfahrungen und Tipps" erschien am 22. Mai 2024 

  • "Kraftakt: Mein Leben mit Multipler Sklerose Fragen, Antworten, Erfahrungen und Tipps"
  • Autor: Anna Kraft
  • Verlag: Südwest, 2024
  • Seitenzahl, Buchart: 4192, Paperback
  • Preis: 22 Euro
  • ISBN: 978-3-517-10293-1

Was ist Multiple Sklerose?

  • Bei Multipler Sklerose, kurz MS, handelt es sich um eine chronisch-entzündliche Autoimmunerkrankung des Zentralen Nervensystems (ZNS), das die Nervenbahnen des Gehirns und des Rückenmarks umfasst. Das Immunsystem löst in den beiden Organen Entzündungen aus, die Narben (Läsionen) hinterlassen.
  • Bislang ist die Erkrankung nicht heilbar.
  • MS tritt häufig im jungen Erwachsenenalter auf.
  • Laut "Deutsche Multiple Sklerose Bundesverband e.V." leben weltweit zirka 2,8 Millionen Menschen mit MS. In Deutschland leben etwa 280.000 MS-Erkrankte, wie neue Zahlen des Bundesversicherungsamtes zeigen.
  • Es gibt einige typische Symptome, wie Sehstörungen, Schwindel, Geheinschränkungen und Empfindungsstörungen wie Schwindel, erklärt Prof. Dr. Bernhard Hemmer, Direktor der Klinik für Neurologie am TUM-Klinikum rechts der Isar in München und MS-Spezialist in "Kraftakt".
  • MS verläuft bei jedem Patienten anders. Wichtig zu bedenken ist auch: Multiple Sklerose ist nicht ansteckend, nicht zwangsläufig tödlich, kein Muskelschwund und keine psychische Erkrankung. Auch die häufig verbreiteten Vorurteile, dass MS in jedem Fall zu einem Leben im Rollstuhl führt, sind so nicht richtig.
  • Weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Verbands.

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/loc/news.de

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