Davide Rebellin ist tot: Deutscher Lkw-Fahrer überfuhr den Radprofi laut Staatsanwaltschaft
Erstellt von Dinah Rachko
02.12.2022 17.09
Nach dem tödlichen Unfall des ehemaligen Radprofis und Team-Gerolsteiner-Fahrers Davide Rebellin sucht die Polizei nach dem Fahrer des involvierten Lastwagens. Dieser hatten den bisherigen Erkenntnissen zufolge am Mittwochvormittag den 51-Jährigen überfahren - Rebellin starb noch an der Unfallstelle in der norditalienischen Gemeinde Montebello Vicentino.
Davide Rebellin ist tot: Radprofi bei Training mit nur 51 Jahren verstorben
Wie Medien am Donnerstag berichteten, wurde der frühere Klassiker-Spezialist von seinem Bruder identifiziert. Dieser habe im Radio von einem Unfall mit einem Radsportler gehört und sei herbeigeeilt. Dann habe er sofort das Rad seines Bruders erkannt - auf Fotos ist zu sehen, wie dieses komplett demoliert und praktisch in der Mitte auseinandergerissen wurde.
Zunächst wurde spekuliert, dass der Fahrer des Lastwagens den Unfall nicht bemerkt habe. Die italienische Nachrichtenagentur Ansa berichtete aber, dass auf Videoaufnahmen der Überwachungskamera eines Restaurants gleich neben der Unfallstelle zu sehen sei, wie der Lkw nach der Kollision auf den Parkplatz fuhr und diesen über dieselbe Einfahrt wieder verließ. Die Behörden gingen deshalb davon aus, dass der Lenker des Lasters den am Boden liegenden Rebellin oder dessen zerstörtes Fahrrad gesehen haben müsste.
Staatsanwaltschaft: Deutscher Lkw-Fahrer überfuhr Radprofi Rebellin
Davide Rebellin ist nach Erkenntnissen der italienischen Polizei von einem deutschen Lkw-Fahrer überfahren und getötet worden. Das ergaben die Auswertung von Überwachungsvideos am Tatort, Zeugenbefragungen und weitere Ermittlungen, wie die Staatsanwaltschaft Vicenza am Freitag mitteilte. Demnach sei der 62 Jahre alte Mann, der für eine Spedition aus Nordrhein-Westfalen arbeite, auch durch die Kooperation mit der deutschen Polizei gefunden worden.
Es wurde Anklage erhoben gegen den Fahrer des Sattelschleppers, der laut den Strafverfolgern nach der Kollision den Unfallort verlassen hatte und nach Deutschland zurückgekehrt war. In seiner Heimat könne er aber nicht verhaftet werden, weil es den italienischen Straftatbestand der sogenannten Tötung im Straßenverkehr ("omicidio stradale") so analog in der Bundesrepublik nicht gibt, berichteten Medien. Daneben ermitteln die Behörden auch noch wegen Fahrerflucht nach einer Tötung im Straßenverkehr.
Die Staatsanwaltschaft veröffentlichte nun weitere Details: Wie Augenzeugen berichteten, sei der Deutsche nach dem Unfall ausgestiegen und habe sich dem auf der Straße liegenden Rebellin genähert. Dann aber sei er sofort wieder in das Fahrerhaus des Sattelschleppers eingestiegen und davongefahren. Er wurde dabei von den Passanten fotografiert - anhand dieser Bilder konnten die Carabinieri den Mann ausfindig machen.
Ferner wurde bekannt gegeben, dass der deutsche Fernfahrer 2001 von einem Gericht im süditalienischen Foggia wegen Fahrerflucht verurteilt worden war. Außerdem sei ihm 2014 in Chieti in der mittelitalienischen Region Abruzzen von der Polizei der Führerschein abgenommen worden wegen Trunkenheit am Steuer.
Davide Rebellin gewann 2004 für das deutsche Team Gerolsteiner
Die Welt des Radsports war erschüttert über den Tod Rebellins, der 2004 für Gerolsteiner innerhalb einer Woche die drei Klassiker Amstel Gold Race, Flèche Wallonne und Lüttich-Bastogne-Lüttich gewonnen hatte.
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Doping-Skandal: 2008 wurde RebellinOlympia-Silber in Peking aberkannt
Später allerdings schrieb er negative Schlagzeilen, als ihm Olympia-Silber 2008 in Peking wegen Dopings aberkannt wurde. Nachkontrollen im April 2009 hatten ihn der Einnahme mit dem Blut-Doping-Präparat Cera überführt. Er wurde für zwei Jahre gesperrt, stritt Dopingvergehen und Betrug bis zuletzt aber stets ab. Nach seiner Dopingsperre blieb Rebellin für kleinere Teams aktiv, zuletzt für den drittklassigen Rennstall Work Service-Vitalcare-Dynatek. Der Italiener beendete erst vor wenigen Wochen seine Laufbahn.
"Bitte sagt mir, dass das nicht wahr ist", twitterte der italienische Nationalmannschaftscoach und Ex-Profi Daniele Bennati. Rebellin war nicht der erste italienische Radprofi, der bei einem Unfall mit einem Lastwagen starb. Der einstige Giro-d'Italia-Sieger Michele Scarponi war im April 2017 im Alter von 37 Jahren ebenfalls bei einer Trainingsfahrt von einem Kleintransporter überfahren und getötet worden. In Italien wurde prompt über die Sicherheit von Fahrradfahrern auf den Straßen diskutiert. Laut offiziellen Daten starben allein von Januar bis August dieses Jahres 103 Radsportler im Straßenverkehr. Und die Gesamtzahl dürfte deutlich steigen: Am Mittwochabend etwa wurde in der Stadt Ferrara ein 17-Jähriger auf seinem Rad von einem Auto erfasst und getötet, wie Ansa meldete.
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rad/news.de/dpa