Edgar Selge privat: Erst Gefängnis, dann TV! So tickt der Charakterdarsteller
Erstellt von Anne Geyer
21.03.2022 14.03
Deutscher und Bayerischer Filmpreis, Deutscher und Bayerischer Fernsehpreis, zwei Grimme Preise, eine Goldene Kamera, ein Bambi und diverse Höchstnoten im Feuilleton sprechen für sich: Edgar Selge ("Poll") gehört zur allerersten deutschen Schauspielgarde. Er spielte auf den renommiertesten Bühnen und in seiner Filmografie sucht man vergebens nach trivialen Jugendsünden. Der studierte Philosoph nimmt es sehr genau mit der Wahl seines Umfeldes.
Edgar Selge begann seine Schauspieler-Karriere im Gefängnis
Mit sechs Jahren trat er bereits im Gefängnis auf und spielte dort Theater. Sein Vater war der Direktor der Einrichtung und brachte seinem Sohn die Verbindung sozialer Arbeit und Kunst nahe. Ein Eiapopeia-Hippie-Typ ist Selge aber nicht. Denn es gibt sehr wohl auch Momente, in denen Selge mal ausrastet. Im Interview mit "spot on news" erzählt er: "Jede Form von Machtmissbrauch macht mich wütend. Ich bin da sehr empfindlich. Das gibt es überall: Ob am Set, im Sender, am Theater oder bei der Post. Mich macht zum Beispiel wütend, wenn die Post so voll ist, dass eine Schlange bis auf die Straße raus steht und da trotzdem drei Postbeamte Mittagspause machen und so tun, als würden sie das nicht wahrnehmen. Da werde ich wütend. Und dann sage ich irgendwann mal was, auch mal sehr laut."
Edgar Selge lebt privat mit Ehefrau Franziska Walser, Sohn Jakob und Tochter Maria
Edgar Selge ist seit 1985 mit der Tochter von Autor Martin Walser, Franziska Walser, verheiratet. Auch sie ist eine Schauspielerin. Die beiden haben einen Sohn, Jakob, der ebenfalls als Schauspieler arbeitet, und eine Tochter, Maria. Edgar und seine Frau standen bereits gemeinsam vor der Kamera. In der ARD-Produktion "So auf Erden" spielen sie ein Pastorenpaar. Doch gemeinsame Projekte sind eher selten, wie Selge der dpa verrät. Bei gemeinsamen Dreharbeiten schlafen die beiden in unterschiedlichen Hotels. "Wir treffen uns dann am Set", sagte Walser. "Man braucht in dieser Zeit schon einen Raum ganz für sich."
Filme und Fernsehsendungen mit Edgar Selge
Seine Karriere begann Selge, ziemlich typisch, am Theater. 1975 trat er erstmals an den Staatlichen Schauspielbühnen Berlin auf. Besondere Bekanntheit erlangte er aber durch seine Darstellung des einarmigen Kommissars Tauber im "Polizeiruf 110". Doch auch in Produktionen wie "Das Experiment" (2001), "Reine Geschmacksache" (2007), "Jenseits der Mauer" (2009), "Ludwig II." (2012) oder "Verbrechen nach Ferdinand von Schirach" (2013) und "Inside Wikileaks – Die fünfte Gewalt" (2013) wirkte er mit. 2018 machte er Schlagzeilen mit seinem Mitwirken in der Verfilmung des Skandalromans "Unterwerfung" von Michel Houellebecq. Hier agierte der Mime unter der Regie seines Neffen Titus Selge.
Edgar Selge veröffentlicht sein erstes Buch
Der Mime legt nicht nur seine Rollen vielfältig an. Auch als Autor weiß er, wie er Geschichten erzählen muss. 2021 veröffentlichte er sein Romandebüt "Hast du uns endlich gefunden". Darin schildert er eindrücklich seine Kindheit, die geprägt war von sexuellem Missbrauch und die Schläge seines Vaters. Er selbst sieht sich aber nicht als Missbrauchsopfer, wie er im Gespräch mit dem "Tagesspiegel" erzählte. "Ich habe das Buch nicht deshalb geschrieben. Ich würde dieses Wort nicht auf mich beziehen".
Das wünscht sich Edgar Selge für die Zukunft
Auch im hohen Alter ist Selge noch ein vielbeschäftigter und gut gebuchter Schauspieler. Einen Wunsch fürs Älterwerden hat er aber doch: von "seniler Bettflucht" verschont zu bleiben. "Stattdessen würde ich gerne mehr schlafen, mehr lesen, irgendwann nur noch Tagträume haben und dann wegdämmern", beschreibt der Schauspieler.
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gea/kad/news.de/dpa/spot on news