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Jan Fedder: So kämpft der "Großstadtrevier"-Star gegen den Krebs

Jan Fedder und seine Marion. Bild: dpa

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Wenn man länger im Krankenhaus liege, erzählt Jan Fedder, habe man viel Zeit zum Nachdenken. "Und ich kann für mich sagen: Ich habe alles erreicht und gemacht und getan."

Jan Fedder an Krebs erkrankt

Seit einer Krebsdiagnose musste der "Großstadtrevier"-Star in den vergangenen Jahren bisweilen Zwangspausen beim Drehen einlegen. Aufhören zu arbeiten könne er trotzdem nicht. "Wenn ich nicht mehr drehen darf, dann falle ich tot um", sagt der 61-Jährige. Sein neuer Film "Der Hafenpastor und das Blaue vom Himmel" ist an diesem Freitag im Ersten (14. Oktober/20.15 Uhr) zu sehen. Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur spricht der Hamburger über sein neues Werk, über die "Verunglimpfung" eines früheren ("Das Boot"), seinen Weg in die Schauspielerei und seinen Glauben an Gott.

Jan Fedder ganz privat: Er spricht offen über Gott und die Welt

Als "Hafenpastor" kümmern Sie sich um Ihre Schäfchen auf St. Pauli. Zieht es Sie auch privat dort in die Kirche? Das Viertel rund um Reeperbahn und Große Freiheit ist seit jeher Ihre Heimat.

Jan Fedder: Ich gehe schon lange nicht mehr in die Kirche, aber ich bin ihr sehr eng verbunden. Vor allem dem Michel, wo ich getauft, konfirmiert und getraut worden bin. Den kenne ich in- und auswendig. Dort habe ich als Kind auch sieben Jahre lang im Kirchenchor gesungen. Was übrigens auch der Grund dafür ist, dass ich nicht mehr in Gottesdienste gehe. Jeden Sonntag musste ich für den Chor früh raus, damals war auch noch samstags Schule - ich konnte also nie ausschlafen. Aber ich bete und bin sehr gläubig.

Hat Sie in Ihrem Leben schon mal etwas an Gott zweifeln lassen?

Fedder: Ja, meine Krankheiten. Das habe ich eigentlich nicht verdient. Ich bin ein grundehrlicher Mensch. Ich lüge nicht, ich hab noch nie jemanden beschissen, gar nichts. Mit dem Krebs vor fünf Jahren fing das ganze Dilemma an. Den Glauben an Gott verliert man trotzdem nicht. Aber manchmal denke ich schon: Muss das jetzt auch noch sein? Doch wir kriegen alle mal einen mit vom Leben. Und ich kann eigentlich nicht meckern, denn: Wenn man sich anschaut, wer in diesem Jahr schon alles gestorben ist - und ich bin noch da.

Im Film stürzt eine Beichte den Pastor in einen Gewissenskonflikt. Haben Sie mal eine Beichte abgelegt oder würden einen Grund dazu sehen?

Fedder: Ich hab mir noch nie was zu Schulden kommen lassen, also muss ich auch nichts beichten. Aber viele Leute haben bei mir schon gebeichtet. Ich weiß nicht, warum mir - auch fremde Menschen - so viel anvertrauen, darüber haben sich manche von denen selbst gewundert. Ich kann einfach ein guter Zuhörer sein - das hat man oder man hat es nicht. Ich sage auch immer: Hauptberuflich bin ich Mensch und nebenberuflich Schauspieler. Übrigens: Wenn man als Mensch nicht überzeugt, überzeugt man auch nicht als Schauspieler.

Jan Fedder über seine Frau Marion: "Ich liebe meine Frau heiß und innig"

Sind Sie allein der Zuhörer oder vertrauen auch Sie sich an?

Fedder: Ich erzähle gar nichts mehr, in letzter Zeit nicht mehr. So ziemlich alles mache ich - leider - mit mir selbst aus. Viele Freunde habe ich nicht, nicht mehr so wie früher. Aber ich habe einen besten Freund und eine wundervolle Frau - die beiden helfen mir, sind immer für mich da. Mehr sage ich aber nicht zu meinem Privatleben. Nur ein Satz noch dazu: Ich liebe meine Frau heiß und innig, seit 20 Jahren sind wir zusammen, und sie kümmert sich rührend um mich.

Bekannt sind Sie für deutliche Worte, gelten als Kodderschnauze mit klarer Ansage. Waren Sie immer gnadenlos ehrlich?

Fedder:Ja, fast immer jedenfalls. Wenn es um meine Krankheiten ging, habe ich manchmal ein bisschen geschummelt. Da habe ich nicht immer ganz die Wahrheit gesagt. Muss man ja aber auch nicht allen auf die Nase binden. Aber sonst immer absolut ehrlich. Damit kann man viele Leute auch verstören, weil es grausamer sein kann, als jemanden zu beleidigen. Wenn du die Wahrheit erzählst, ist das manchmal viel schlimmer. Aber mit der Ehrlichkeit bin ich privat und beruflich immer sehr gut gefahren.

Kritische Worte fanden Sie auch beim Fernsehpreis, den Sie 2006 für Ihre erste Lenz-Verfilmung erhielten. Ihr Kommentar auf der Bühne dazu: "Mach einfach mal vier Wochen ein anderes Gesicht, dann - Alter - das ist kein Scheiß, kriegst du den Fernsehpreis."

Fedder:Es gab eine Zeit, in der ich gesagt habe: Jetzt will ich keine Preise mehr. Weil es einfach schon hätte passieren müssen. "Büttenwarder" zum Beispiel hätte schon lange einen Comedypreis verdient. Aber ist egal, ich habe alles, was ich brauche und kriegen konnte - und das reicht mir. Der wichtigste Preis im Leben ist sowieso Gesundheit. Und ich kämpfe mich so durch, es wird mal ein bisschen besser, dann wird es wieder schlechter.

Wenn man Sie heute bitten würde, der TV-Branche die Leviten zu lesen, was würden Sie ihr sagen?

Fedder: Schauspieler wie ich sterben aus, die gibt's bald nicht mehr. Den Typus Volksschauspieler findet man kaum noch. Ich suche seit 20 Jahren den jungen Jan Fedder oder die junge Janine Fedder - völlig vergeblich. Volksschauspieler werden irgendwie nicht mehr hergestellt. Die jungen Kollegen heute ähneln sich auch alle sehr. Guck dir mal "Das Boot" an, die Mannschaft - diese Fressen kriegst du heute gar nicht mehr zusammen.

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