Promi-Geschwister: Fluch und Segen zugleich
Von news.de-Redakteurin Julia Zahnweh
14.04.2021 20.32
Genauso innig wie sich Geschwister lieben können, können sie sich auch streiten oder gar hassen. Zwischen berühmten Geschwistern ist das nicht viel anders: Die Spears, die Minogues, die Gottschalks, die Schumachers und die Hiltons sind dafür die besten Beweise.
Erst vor kurzem haben die beiden «Bad Boys» des Britpop, Liam und Noel Gallagher, einen ihrer brüderlichen Zwiste, für die sie fast ebenso berühmt sind wie für ihre Musik, in aller Öffentlichkeit ausgetragen. Nachdem Liam mal wieder betrunken zum Auftritt erschien, stellte sein Bruder ihn angeblich zur Rede. Was in wüsten Beschimpfungen und Noels Ausstieg aus der gemeinsamen Band Oasis endete.
«Die Leute können schreiben oder sagen, was sie wollen, aber ich kann einfach keinen Tag länger mit Liam arbeiten», klagte Noel daraufhin auf seiner Webseite. Dass keiner der beiden im Schatten des anderen stehen wollte, im Gegenteil, sowohl Liam als auch Noel gelten als überaus große Egomanen, könnte den Bruderzwist zum Überkochen gebracht haben. Doch auch wenn die beiden Brüder nicht berühmt wären, würden sich diese beiden hitzigen Gemüter wohl des öfteren ordentlich in die Wolle kriegen.
Don´t look back in anger heißt ein Lied der beiden. Und gerade zwischen Geschwistern lässt es sich einfacher vergeben, das werden auch die Gallagher-Brüder sicherlich schon bald wieder beweisen.
Stets unzertrennlich zeigen sich dagegen die Brüder Bill und Tom Kaulitz von Tokio Hotel. Von Kokurrenz wollen die Zwillinge angeblich nichts wissen, öffentliche Streits oder Skandale gibt es nicht. «Für uns ist es völlig normal, zusammen zu sein. Wir haben immer dieselben Freunde, wir haben immer auf allen Gebieten dieselben Interessen. Wir sind einfach, wisst ihr, 24 Stunden am Tag zusammen», sagte Tom in einem Interview mit Entertainment-Weekly.com.
Und der 20-Jährige scheint seinem Bruder geradezu dafür dankbar zu sein, dass dieser die Rolle des Frontmans übernimmt. Aus der zweiten Reihe heraus könne er sich so ungestört seiner zweiten Leidenschaft, den Frauen, widmen, wie der Womanizer Tom gerne heraus posaunt.
Geschwister machen aber in den seltesten Fällen gemeinsam Karriere. Und dann kann es richtig schwierig werden. Steht der Bruder oder die Schwester im Rampenlicht und man selbst in dessen Schatten, kann das für große Konflikte in der Geschwister-Beziehung führen. Oft spielen Neid, Eifersucht und Ignoranz eine große Rolle.
So etwa wie bei Christopher Ciccone und seiner berühmten Schwester Madonna. Jahrelang war er einer ihrer engsten Vertrauten, er selbst bezeichnete sich als ihr «Hofnarr». 2008 schrieb er ein Buch über die Diva - natürlich ohne deren Einverständnis - und machte sich damit bei seiner großen Schwester äußerst unbeliebt.
In Meine Schwester Madonna und ich verriet Ciccone etwa, dass Guy Ritchie ein furchtbarer Mensch sei, Madonna eine kleine Diktatorin, die nur vorgibt ein Sex-Symbol zu sein und der plastischen Chirurgie nicht abgeneigt ist. Er habe unter seiner Schwester gelitten, weil sich alles immer nur um sie drehe. «Ich merkte, dass ich mich zurückziehen musste aus dem Schatten, den sie wirft. Sonst wäre ich verrückt geworden», sagte Ciccone im Interview mit dem Stern. Schwester und Bruder haben seit der Veröffentlichung des Buches keinen Kontakt mehr.
Warum Ralf Schumacher das Paradebeispiel des ewigen Zweiten ist
Eher wenig Kontakt haben angeblich Ralf und Michael Schumacher. Vor allem nach der Beendigung ihrer Formel-1-Karriere sollen sich die beiden privat eher selten sehen. Ein Grund hierfür könnte sein, dass die beiden Schumachers vom Charakter her sehr unterschiedlich sind. «Michael ist der disziplinierte, harte Arbeiter, der nichts dem Zufall überlässt. Ralf dagegen ist der Sonnyboy, bei dem alles viel lockerer aussieht, aber alles genauso professionell ist.», sagte ihr gemeinsamer Manager Willi Weber einmal treffend über sie.
Die beiden Rennfahrer waren Jahre lang Konkurrenten, der eine (Ralf) hat das mehr als der andere (Michael) öffentlich ausgetragen. Oft bekam man den Eindruck, dass Ralf die Demut fehlte, die seinen großen Bruder auszeichnete. Auch seine Frau Cora fiel nicht nur mit freizügigen Outfits in der Boxengasse auf, sondern auch gern mal mit einem zickigen Spruch in Richtung ihrer Schwägerin Corinna Schumacher. Laut der Bild am Sonntag sagte Cora über Corinna: «Wir haben wenig Kontakt. Aber Corinnas Wesen und meines sind auch total anders. Ich bin eine ehrliche, eine weltoffene Frau. Nicht der Typ, der anderen Leuten eine Geschichte vorspielt oder die Heilige Mutter Theresa rauskehrt.»
Aber das Los des ewigen Zweiten sein Leben lang zu tragen, ist auch alles andere als einfach. Ein Gefühl des Unterlegenseins ist dabei fast unumgänglich und im Fall der Schumacher-Bürder besonders bitter: Beendete Michael 2006 seine Formel-1-Laufbahn mit sieben Weltmeistertiteln, trat Ralf ein Jahr später mit nur sechs Siegen zurück. Dass der vermeitlich unterlegene Bruder dann versucht, sich immerhin charakterlich oder vom Lebenswandel her von seinem Geschwisterteil abzuheben, ist nur eine logische Folge.
Diesen ewigen Konkurrenzdruck hätte Ralf Schuhmacher vermeiden können, wenn er seinem Bruder beruflich nicht nachgeeifert wäre. Doch es ist nicht selten, dass Geschwister den gleichen Beruf wie ihre Brüder oder Schwestern ergreifen. Im Sport haben das neben Ralf und Michael Schumacher auch die Boxer Wladimir und Vitali Klitschko, die Fußballer und heutigen Manager Dieter und Uli Hoeneß oder die Tennis-Spielerinnen Serena und Venus Williams getan.
Auch bei den Schauspielerin gibt es berühmte Geschwister-Paare wie Uwe und Armin Rohde, Elmar und Fritz Wepper oder Joaquin und River Phoenix. In der Musik sind es Dannii und Kylie Minogue, die Jacob Sisters, Jessica und Ashlee Simpson oder Britney und Jamie Lynn Spears. Sie alle kennen den ewigen Konkurrenzdruck, den sie sich selbst oft aufbauen, und die Vergleiche, die die Medien immer wieder ziehen. Sich mit dem Bruder oder der Schwester messen zu müssen, ist zwar sicherlich belastend, aber diese Wettbewerbssituationen haben sie meist frei gewählt.
Dass das Leben in der zweiten Reihe aber auch seine Vorteile haben kann, beweisen Nicky Hilton, Schwester von It-Girl und Hotelerbin Paris Hilton, und Ann-Carolin Schiffer, Schwester von Topmodel Claudia Schiffer. Beide zeigen keine Ambitionen, sich in den Vordergrund spielen zu wollen.
Zwar scheinen sich beide im gemeinsamen Rampenlicht mit der berühmten Schwester auch nicht unwohl zu fühlen, aber sie brauchen im Gegensatz zu ihren berühmten Schwestern den Glamour nicht zum Leben, wie Paris Hilton bestätigt: «Nicky ist meine andere Hälfte. Obwohl sie stiller und ernsthafter ist als ich, haben wir viel Spaß. Und wir vertrauen einander».
Ähnliches sagt auch Ann-Carolin Schiffer über ihre große Schwester Claudia: «Claudia ist die Ausgeglichene, ich brause schnell mal auf. Trotzdem: Wir sind wie beste Freundinnen.» Mit dieser Einstellung funktioniert es dann auch mit der Geschwisterliebe.