Promi-Sextapes: Ein Video sagt mehr als tausend Worte
Von news.de-Redakteurin Nadine Kotré
14.04.2021 20.30
Sex sells – das wissen Prominente besser als alle anderen. Will der Star schnell ganz viel Aufmerksamkeit, plaudert er über seine sexuellen Vorlieben oder packt seine intimen Erlebnisse in literarische Gewänder. Läuft es mal nicht so gut mit der Karriere, zieht er sich für den Playboy oder eines der anderen Männermagazine aus. Enge, kurze und freizügige Outfits für Premieren, Preisverleihungen, Musikvideos oder Bühnenshows sind für Schauspielerinnen und Sängerinnen grundsätzlich Pflicht.
So freizügig sich viele Prominente geben, bei einem hört auch für sie der Spaß auf: bei ihren privaten Sexfilmchen oder besser gesagt bei der Veröffentlichung dieser. Dass recht viele dieser Videos im Internet zu finden sind, zeigt der Eintrag zu «Celebrity Sex Tapes» in der englischsprachigen Wikipedia.
Die Motive für die Veröffentlichung der intimen Videos sind unterschiedlich. Meist erklärt der beschämte Promi, sein Video sei bei einem Einbruch gestohlen worden. Bei Pamela Anderson und ihrem damaligen Gatten Tommy Lee war es der Safe, bei Katie Price der Rücksitz ihres Wagens und bei Fred Durst klaute ein gewiefter IT-Fachmann das Video, als er dessen Computer reparierte.
So gutgläubig man auch sein mag, bei einigen dieser Erklärungen drängt sich der Verdacht auf, dass die Sexvideos nicht ganz so ungewollt veröffentlicht wurden, wie behauptet wird. Denn was macht ein Sextape auf dem Rücksitz eines Wagens? Auch Pams und Tommys Flitterwochenfilmchen soll nicht gestohlen, sondern von beiden absichtlich in Umlauf gebracht worden sein.
Die Frage nach dem Warum lässt sich leicht beantworten: Publicity. Es ist ein einfacher, wenn auch schamloser, Weg schnell zum Gesprächsthema Nummer eins zu avancieren. Die Gesellschaft bewertet zwar, verurteilt aber nicht mehr. Das war vor 20 Jahren noch ganz anders. Auch damals gelangten Sexvideos von Prominenten an die Öffentlichkeit. Jedoch mit anderen Folgen.
Wessen Karriere nach dem Erscheinen eines Sextapes ins Stolpern kam
Schauspieler Rob Lowe gehörte in den 1980er Jahren zu den aufstrebenden Jungsstars Hollywoods. Zusammen mit Emilio Estevez, Matthew Broderick, Kevin Bacon, Molly Ringwald und anderen gehörte er zum von den Medien titulierten «Brat Pack», einer Gruppe von Schauspielern, die oft gemeinsam vor der Kamera standen. Sein Image vom gutaussehenden und talentierten Mr. Charming bekam 1988 allerdings Risse, als ein Sexvideo auftauchte, das den damals 24-Jährigen mit zwei Frauen zeigte, eine davon erst 16 Jahre alt.
Dieses Video stellt eines der ersten kommerziell verfügbaren Sextapes eines Prominenten dar. Der Anklage wegen Unzucht mit einer Minderjährigen, entkam Lowe zwar, indem er glaubhaft erklären konnte, nichts über ihre Minderjährigkeit gewusst zu haben. Sein öffentliches Image als Schwiegermutters Liebling war jedoch stark angekratzt. Rob Lowe zog die Konsequenz und begab sich wegen Alkohol- und Sexsucht in Behandlung.
Wie Lowes Video in Umlauf kam, ist unbekannt. Neben dem absichtlichen Herausgeben der Videos, spielt die Rache des Expartners und/oder dessen Geldgier eine weitere wichtige Rolle, für das Auftauchen der Videos im Internet.
Paris Hiltons Video One Night in Paris zählt zu den bekanntesten Filmchen seiner Art und wurde 2006 sogar im deutschen Fernsehen von Premiere ausgestrahlt. Hiltons ehemaliger Freund Rick Salomon, der später kurzzeitig mit Pamela Anderson verheiratet war, bot die Videoaufnahmen nach der Trennung von der Hotelerbin 2004 auf seiner Internetseite zum Download an.
Die Resonanz war derart überwältigend, dass Salomon sich entschloss, das Video unter dem bekannten Namen herauszugeben und professionell zu vermarkten. Akteurin Paris Hilton war von der Verbreitung des Videos alles andere als angetan und versuchte zunächst juristisch gegen die Veröffentlichung vorzugehen. Sie scheiterte damit zwar, erhielt aber 400.000 Dollar Schadenersatz, eine Beteiligung an den Einnahmen – und einen ungeahnten Popularitätsschub, der sich in den rasant wachsenden Einschaltquoten für ihre Reality-Show The Simple Life bemerkbar machte.
Spätestens dann war klar: Mit Sextapes kommt man nicht nur in die Schlagzeilen, sondern kann auch viel Geld verdienen. Für den Fall, dass ein Promi ausnahmsweise mal nicht an der Verbreitung beteiligt ist oder daran profitiert, haben sich gewisse Vorgehensweisen nach Auftauchen der Filmchen etabliert. Diese treffen übrigens auch für ungewollt veröffentlichte Nacktfotos zu. Denn viele Promis, allen voran Disney-Stars wie Miley Cyrus und Vanessa Hudgens, haben offenkundig eine Vorliebe ihre nackten oder halbnackten Körper – sich auf der Couch oder unter der Dusche räkelnd – mit ihren Fotohandys festzuhalten. Die Hacker haben eine Freude daran, diese Handys zu knacken und die nackten Tatsachen gewinnbringend an diverse Internetseiten zu bringen.
Wie sich die Promis erklären
Unangefochten an der Spitze der abgegebenen Erklärung ist: Ich bin das nicht!
Lindsay Lohan und ihr PR-Team griffen auf diese Erklärung zurück, nachdem ein sehr unschafes Handyvideo im Internet auftauchte, dass die Schauspielerin beim Oralsex zeigen soll. Auch Sex and the City-Star Kristin Davis erklärte, dass nicht sie es sei, die man in sehr eindeutigen Szenen eines Videos sehen konnte. Was bei Lindsays angeblichem und vor allem unscharfen Sextape Sinn machte, scheint bei Kristin Davis die falsche Taktik gewesen zu sein. Die Dame im Video sieht der Charlotte-Darstellerin nämlich mehr als nun ähnlich.
Sinnvoller ist in diesem Falle wohl Erklärung zwei: Das Verwenden der Fotos stellt eine Urheberrechtsverletzung dar!
Damit ist klar, der Star auf den Fotos oder im Video ist tatsächlich der, für den man ihn hält. Diese Gewissheit ist für viele Fans zwar erfreulich, für die Anbieter des Materials jedoch weniger. Denn sie berechtigen das juristische Team des Promis dazu, jeden der es dennoch wagt, die Aufnahmen zu verbreiten, wegen Urheberrechtsverletzung zu verklagen. Rihanna ließ dies erklären, nachdem Nacktfotos von ihr im Internet erschienen. Die gleiche Verlautbarung kam von den Sprechern der Twilight-Darstellerin Ashley Greene, nachdem eine Reihe von Nacktfotos der Schauspielerin auftauchten. Wer sich im Internet umschaut, erkennt, dass man die Verbreitung so zwar nicht verhindern kann, sie lässt den Promi an dem ein oder anderen jedoch mit der juristischen Keule Rache üben.
Erklärung drei kam bislang hauptsächlich bei Nacktfotos zum Einsatz und eignet sich auch nur für jüngere Promis: Ich war minderjährig!
Da das Verbreiten von Fotos oder Videos, auf denen ein Minderjähriger nackt zu sehen ist, unter Kinderpornographie fällt und damit strafbar ist, greifen viele Jungstars auf diese Erklärung zurück. Ihr Vorteil ist, dass man schlecht sagen kann, ob er oder sie erst 17 Jahre oder vielleicht doch schon 18 Jahre alt war. Und so griffen Vanessa Hudgens und die entronte Miss California USA Carrie Prejean nach dem Auftauchen von Nacktfotos auf diese Erklärung zurück.
Interessanteste Auslegung eines angeblichen Sextapes ist allerdings Nummer vier: Das ist kein Sexvideo!
Getroffen wurde diese Aussage von Grey's Anatomy Star Eric Dane und seiner Gemahlin Rebecca Gayheart. Ihr erst im August veröffentlichtes Video sei kein Sextape, da im gesamten Video weder Sex noch sexuelle Handlungen zu sehen seien, erklärte der Sprecher des Paares. Die beiden Schauspieler plus die frühere Miss Teen USA und spätere Playboy-Model Kari Ann Peniche seien lediglich nackt und hätten «Spaß und würden rumhängen».
Unter rumhängen versteht man in Hollywood also sich nackig mögliche Pornonamen auszudenken und im Anschluss zusammen zu baden, während der Gatte filmt und Anweisungen gibt. Fraglich ist, ob diese Erklärung lange Bestand haben wird. Gerüchte besagen, dass es eine weitere Version des Videos gibt, in dem nicht mehr nur gebadet wird.
Wer auf keine dieser Erklärungen zurückgreifen will, hat nur eine Möglichkeit: kein privates Sextape zu drehen. Denn wie auch immer: Sexvideos schaffen es irgendwann immer ins Internet. Und so hat zumindest Megan Fox öffentlich verkündet, dass es niemals ein Sexvideo von ihr geben wird. Allerdings, weiß man ja: Sag niemals nie! voc/news.de