Politik

Donald Trump: Letzter US-Handelskrieg führte zum Weltkrieg - So gefährlich ist Trumps Zoll-Hammer

Donald Trump belegt die ganze Welt mit Strafzöllen.

Donald Trump belegt die ganze Welt mit Strafzöllen. Bild: picture alliance/dpa/AP | Mark Schiefelbein

  • Artikel teilen:
  • Donald Trump verkündet Zoll-Hammer
  • US-Präsident erhebt bis zu 90 Prozent auf importierte Waren
  • Ökonomen warnen vor fatalen Folgen und ziehen Vergleich zu 1930ern

Donald Trump verkündete am Mittwoch drastische Zollerhöhungen für nahezu alle Handelspartner der USA. In einer pompösen Zeremonie im Rosengarten des Weißen Hauses erklärte der US-Präsident den 2. April zum "Tag der Befreiung" und zur "ökonomischen Unabhängigkeitserklärung" Amerikas. "Dieser Tag wird in die Geschichte eingehen als der Tag, an dem die amerikanische Industrie wiedergeboren wurde, als der Tag, an dem Amerika sein Schicksal zurückerobert hat, und als der Tag, an dem wir begonnen haben, Amerika wieder reich zu machen", sagte der 78-Jährige. "Jahrzehntelang wurde unser Land geplündert, gebrandschatzt, vergewaltigt und ausgeplündert, von nahen und fernen Nationen, von Freunden und Feinden gleichermaßen." Das sei nun vorbei. Das "goldene Zeitalter" der USA komme zurück, prophezeite Trump. Ökonomen kritisierten die Zollpolitik des Republikaners und warnen vor dramatischen Folgen.

Schon gelesen?

Die Finanzmärkte reagierten umgehend negativ auf das angekündigte Zoll-Paket. Die Futures auf den S&P-Index fielen um 1,7 Prozent, während der techniklastige Nasdaq fast zwei Prozent einbüßte. Gold legte hingegen deutlich zu und kletterte über 3.150 Dollar je Feinunze, wie "Die Welt" berichtet.

Ökonomen zeigen sich alarmiert. Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING, verglich die Situation mit den 1930er Jahren. Die Ratingagentur Scope erwartet eine Abschwächung des Wirtschaftswachstums sowohl in den USA als auch bei deren Handelspartnern. Trump selbst versprach, dass "Jobs und Fabriken mit Gebrüll zurückkommen" werden. Viele Wirtschaftsexperten bezweifeln jedoch, dass seine Zollpolitik die gewünschten Effekte erzielen wird.

Details zu den angekündigten Zöllen von Donald Trump

Die neuen Zollmaßnahmen sehen einen "Basiszoll" von 10 Prozent auf alle in die USA importierten Waren vor, der bereits am kommenden Samstag in Kraft treten wird. Für die Europäische Union und Deutschland wurden individuelle Zölle in Höhe von 20 Prozent festgelegt, die ab Donnerstag nächster Woche gelten.

Die bereits angekündigten 25 Prozent Zoll auf Autos und Autoteile sind seit heute Nacht in Kraft. China muss mit 34 Prozent Zoll rechnen, während Länder wie Kambodscha oder Vietnam sogar mit mehr als 90 Prozent belastet werden.

Trump begründet die Maßnahmen mit angeblichen Handelsbarrieren anderer Länder. Laut seiner Darstellung erhebe die EU "einschließlich durch Währungsmanipulation und Handelsbarrieren" durchschnittlich 37 Prozent auf US-Waren. Handelsexperten in Brüssel halten diese Angaben jedoch für falsch oder schwer nachvollziehbar, wie "Die Welt" berichtet.

Wirtschaftliche Folgen für Deutschland

Die Zollmaßnahmen treffen Deutschland als exportorientierte Wirtschaft besonders hart. Die USA sind der wichtigste Handelspartner Deutschlands und der größte Abnehmer von Waren "Made in Germany". Im vergangenen Jahr erreichten die deutschen Exporte in die USA mit mehr als 161 Milliarden Euro einen Rekordwert.

Besonders betroffen ist die Automobilindustrie. 13,1 Prozent aller exportierten neuen Fahrzeuge aus Deutschland gingen im vergangenen Jahr in die USA. Das Ifo-Institut rechnet als Folge der Zölle mit einem Export-Rückgang um 15 Prozent.

Laut Ifo-Präsident Prof. Clemens Fuest sind US-Zölle auf Autos, das wichtigste Exportgut Deutschlands, "schon für sich genommen eine große Belastung für die deutsche Wirtschaft". Er warnt vor zusätzlichen Gefahren, falls es zu einer Eskalation des Handelskrieges kommt.

Die Rezessionsgefahr in den USA hat sich laut "Goldman Sachs"-Analysten wegen Trumps Zoll-Plänen deutlich erhöht: Die Wahrscheinlichkeit sei von 20 auf 35 Prozent gestiegen.

Historische Parallelen zur Großen Depression

Trumps Zollpolitik weckt Erinnerungen an die 1930er Jahre. Nach dem Börsencrash 1929 versuchten die USA mit dem "Smoot-Hawley Tariff Act" durch hohe Zölle auf über 20.000 Warenkategorien den inländischen Markt zu stärken und Arbeitsplätze zu sichern.

Die Folgen waren verheerend. Andere Länder reagierten mit Vergeltungszöllen, was den Welthandel einbrechen ließ. Die US-Exporte fielen um etwa 60 Prozent, was zur Großen Depression und zur Weltwirtschaftskrise vor dem Zweiten Weltkrieg führte.

Als Lehre aus diesem wirtschaftlichen Desaster wurde 1947 das GATT (General Agreement on Tariffs and Trade) abgeschlossen, ein globales Zollabkommen zur Ausweitung des internationalen Handels. 1995 wurde es durch die Welthandelsorganisation (WTO) abgelöst.

Seit Gründung der WTO ist die globale Wirtschaftsleistung von etwa 38 Billionen Dollar (1995) auf über 100 Billionen Dollar (2023) gestiegen, während die extreme Armut weltweit deutlich zurückging.Seit einigen Jahren werden jedoch immer mehr Zölle erhoben. Das WTO-System werde dadurch immer weiter geschwächt. "Das Zeitalter der zunehmenden Globalisierung kommt zu einem Ende. Das erhöht die Kosten und dämpft das mögliche Wachstum. In Deutschland werden wir damit umgehen müssen, dass wir uns Wachstumschancen hart erarbeiten müssen", sagte Wirtschaftsweise Veronika Grimm gegenüber der "Bild".

Reaktionen deutscher Wirtschaftsverbände und Experten

Die Präsidentin des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), Hildegard Müller, bezeichnet Trumps Zoll-Ankündigung als "fundamentalen handelspolitischen Einschnitt". Sie warnt: "Das ist kein America first, das ist America alone." Die Folgen der 25-Prozent-Zölle seien zwar noch schwer einzuschätzen, aber sie würden weltweit negative Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum haben und Arbeitsplätze kosten.

Auch Außenhandelspräsident Dirk Jandura vom Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) erwartet spürbare Konsequenzen: "Die Zölle werden wir in Preissteigerungen umsetzen müssen, und das bedeutet in vielen Fällen einen Umsatzrückgang." Bei kleineren, bereits geschwächten Unternehmen könne dies sogar das Aus bedeuten.

Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie (VCI), fordert von der EU einen "kühlen Kopf". Eine Eskalationsspirale würde den Schaden nur vergrößern.

Mögliche Gegenmaßnahmen der EU und anderer Handelspartner

Die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen werde am Donnerstag eine Stellungnahme abgeben. Erwartet wird, dass Brüssel zwar Vergeltung androht, aber zunächst auf eine Verhandlungslösung setzt, wie Die Welt berichtet.

VDA-Präsidentin Müller fordert, dass die EU stark auftreten, aber gleichzeitig Verhandlungsbereitschaft signalisieren müsse. "Die EU kann und muss dabei selbstbewusst agieren und alle Optionen auf den Tisch legen", sagte sie. Die Geschwindigkeit beim Abschluss von Freihandelsabkommen mit anderen Regionen müsse erhöht werden.

Entscheidend für die weitere Entwicklung dürfte die Reaktion Chinas sein. George Saravalos von der Deutschen Bank sieht darin den kritischen Faktor: "Wird es versuchen, den Schock durch eine Abwertung des Yuan in den Rest der Welt zu 'exportieren'?" Dies könnte dazu führen, dass deutsche und europäische Unternehmen nicht nur mit zurückgehenden USA-Exporten kämpfen, sondern auch mit verstärkter chinesischer Konkurrenz.

Folgen Sie News.de schon bei WhatsApp, Facebook, Twitter, Pinterest und YouTube? Hier finden Sie brandheiße News, aktuelle Videos und den direkten Draht zur Redaktion.

/sfx/news.de/stg

Themen

Erfahren Sie hier mehr über die journalistischen Standards und die Redaktion von news.de.