Politik

Lech Walesa: Polens Ex-Präsident erhebt schweren Kommunismus-Vorwurf gegen Trump

Polens ehemaliger Staatspräsident Lech Walesa kritisiert Donald Trump für dessen Verhalten gegenüber Wolodymyr Selenskyj scharf. Bild: picture alliance/dpa/Zuma Press | Thomas Krych

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  • Lech Walesa übt scharfe Kritik an Donald Trump nach Eklat im Weißen Haus
  • Ehemaliger polnischer Staatspräsident und seine Unterstützer stellen sich auf die Seite der Ukraine und Präsident Selenskyj
  • Atmospähre im Oval Office erinnerte sie an Verhöre in kommunistischen Gerichten

Die Ukraine kann vorerst nicht mehr auf amerikanische Unterstützung im Krieg gegen Russland vertrauen. Donald Trump stoppte die Militärhilfen an Kiew. Der Schritt erfolgte wenige Tage nach einer heftigen Auseinandersetzung zwischen dem US-Präsidenten und seinem Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus. Der Eklat schlägt noch immer hohe Wellen. Auch der ehemalige polnische Staatspräsident und Friedensnobelpreisträger Lech Walesa mischte sich nun in die Debatte ein. In einem von knapp 40 ehemaligen politischen Gefangenen seines Landes unterzeichneten Brief kritisiert er Trumps Verhalten gegenüber Selenskyj scharf.

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Hintergrund - das ist Lech Walesa: Der ehemalige Staatschef setzte sich in den 80er-Jahren gegen den Kommunismus in Polen ein. Er war zwischen 1980 und 1990 Vorsitzender der unabhängigen Gewerkschaft Solidarność. Der gelernte Elektriker aus Danzig erhielt 1983 für seinen friedlichen Protest gegen das Regime und für die Freiheit den Friedensnobelopreis. 1990 wurde er zum neuen Staatspräsidenten Polens gewählt. Das Amt bekleidete er bis zum Jahr 1995.

In dem bei Facebook veröffentlichten Brief an Donald Trump stellen sich Lech Walesa und seine Unterstützer ganz klar auf die Seite der von Russland überfallenen Ukraine und ihrem Präsidenten Selenskyj. Das Gespräch im Weißen Haus hätten sie mit "Entsetzen und Abscheu" verfolgt. An den US-Präsidenten gerichtet heißt es: "Ihre Erwartung, Respekt und Dankbarkeit für die materielle Unterstützung der Ukraine im Kampf gegen Russland durch die USA zu zeigen, empfinden wir als beleidigend." Dank würde den "heldenhaften ukrainischen Soldaten" gebühren, "die zur Verteidigung der Werte der freien Welt ihr Blut vergossen haben". Diese würden an der Front sterben. "Wir verstehen nicht, wie der Führer eines Landes, das ein Symbol der freien Welt ist, dies nicht sehen kann.

Hintergrund: Donald Trump hatte Wolodymyr Selenskyj beim Treffen am vergangenen Freitag fehlende Dankbarkeit für die amerikanische Unterstützung vorgeworfen. Er warf ihm zudem vor, nicht für Frieden bereit zu sein und einen Dritten Weltkrieg zu riskieren. Selenskyj hatte sich selbst nach dem Eklat in Washington aber noch weitere Mal für die US-Hilfen bedankt.

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Die Gegner des Kommunismus zogen zudem Parallelen zwischen dem völlig aus dem Ruder gelaufenen Gespräch zwischen Trump und Selenskyj und Verhören während des Kalten Kriegs. Die Atmosphäre im Oval Office habe sie "an jene erinnert, die wir noch gut aus der Zeit der Verhöre durch den Geheimdienst und aus den Gerichtssälen kommunistischer Gerichte kennen". Staatsanwälte und Richter hätten sie damals dazu aufgefordert, "unsere Aktivitäten einzustellen, mit der Begründung, dass Tausende unschuldiger Menschen unseretwegen leiden müssten". Weiter heißt es: "Sie haben uns unserer Freiheit und Bürgerrechte beraubt, weil wir uns nicht bereit erklärten, mit den Behörden zusammenzuarbeiten und ihnen gegenüber keine Dankbarkeit zeigten. Wir sind schockiert, dass Sie Präsident Wolodymyr Selenskyj auf ähnliche Weise behandelt haben." Trump hat bislang nicht auf die Kritik aus Polen reagiert.

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