Psychiater analysiert Trump-Eklat: Diese Fehler machte der Ukraine-Präsident im Weißen Haus

Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj vor dem Eklat im Weißen Haus. Bild: picture alliance/dpa/AP | Ben Curtis
Erstellt von Anika Bube
06.03.2025 14.03
- Fassungslosigkeit nach Eklat im Weißen Haus
- Psychiater analysiert Gespräch zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj
- Diese psychologischen Fehler machte der Ukraine-Präsident
Nach dem Eklat zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj im Weißen Haus herrscht Fassungslosigkeit. Doch wie konnte es überhaupt zu dem Eklat kommen? Ein britischer Psychiater analysierte das Treffen und erklärt, welche Fehler der Ukraine-Präsident im Gespräch mit Trump machte.
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Nach Eklat im Weißen Haus: Psychiater analysiert Gespräch zwischen Trump und Selenskyj
Während Außenstehende fassungslos waren, wie schnell die Emotionen im Oval Office außer Kontrolle gerieten, gab es für Psychologen einige versteckte Hinweise darauf, dass die Situation bald eskalieren könnte. "Es gab Momente, in denen das wütende Wortgefecht, in das sich auch Vizepräsident J.D. Vance einmischte, mehr an einen Familienkrieg, eine feindselige Paarberatung oder sogar an eine angespannte Gruppentherapie erinnerten als an die Diplomatie zwischen führenden Politikern der Welt im Weißen Haus", schreibt der Psychiater Raj Persaud im britischen "Express". "Manchmal habe ich mich gefragt, ob dies das Oval Office oder eine psychiatrische Einrichtung ist." Laut Persaud trage Selenskyj Schuld an der Eskalation. Seiner Einschätzung nach habe der ukrainische Präsident den Kampf "psychologisch" begonnen.
"Ein erster Hinweisauf die unter der Oberfläche brodelnden Emotionen könnte in einem anfänglichen Geplänkel darüber aufgetaucht sein, warum der ukrainische Führer ohne Anzug erschienen war", meint Persaud. "Teil von Selenskyjs unerbittlicher psychologischer Strategie ist es, stark auf dieses Gefühl der Krise zu setzen, das er selbst mit seinem militärischen Dresscode vermittelt, der diplomatische Konventionen infrage stellt." Und weiter: "Trump mag diese Herausforderungen wahrscheinlich nicht, denn wie jeder narzisstische Persönlichkeitstyp durchschaut er die psychologische Manipulation, die damit einhergeht, und das ärgert ihn wahrscheinlich noch mehr."
Diese Fehler des Ukraine-Präsidenten ließen das Treffen eskalieren
Mit seiner üblichen Taktik konnte sich Selensky kein "emotionales Kapital" bei Trump verschaffen, meint der Psychiater. "Wahrscheinlich hat diese Annahme den komplexen Charakter Donald Trumps bereits verärgert." Womöglich habe der ukrainische Präsident nicht begriffen, dass es mit Donald Trump im Weißen Haus auch neue Regeln gebe. Dazu gehöre unter anderem, dass man sich nicht mit dem "Platzhirschen" anlege. "Doch genau das hat der ukrainische Staatschef getan, und er erntete die Früchte dessen, was Psychiater als einen klinischen Zustand bezeichnen, der unter Therapeuten als 'narzisstische Wut' bekannt ist", erklärt Persaud. "'Narzisstische Wut' ist eine explosive Mischung aus Wut und Feindseligkeit, und wenn man sie nicht in der Klinik erlebt hat, so wie ich als Psychiater, ist es schwer zu begreifen, dass dieser Cocktail giftiger Emotionen scheinbar aus dem Nichts auftaucht." Und weiter: "Stattdessen entspringt er einem Gefühl der Bedrohung für den grandiosen Glauben an sich selbst bei den hypersensiblen Besitzern eines großartigen Egos."
So hätte Selenskyj mit dem Narzissten Trump umgehen müssen
Laut Persaud wäre es für Selenskyj hilfreich gewesen, einen psychologischen Experten in die diplomatische Mission einzubeziehen. Ein Briefing hätte als wichtige Persönlichkeitsmerkmale von Trump wahrscheinlich Eitelkeit, Selbstverliebtheit, Arroganz und Geltungsdrang enthalten. "Man muss kein Sigmund Freud sein, um zu analysieren, dass der derzeitige Bewohner des Weißen Hauses übermäßig in sein Selbstbild investiert, davon besessen ist, wie er von anderen gesehen wird, und häufig die Bedürfnisse und Wünsche anderer missachtet, insbesondere in dem Maße, wie sie mit den eigenen in Konflikt geraten", erklärt der Psychiater. "Man muss sich ihnen so nähern, wie sich ein Bombenentschärfungsexperte vorsichtig einem nicht explodierten Gegenstand nähert. Doch Selenskyj tauchte auf und schien mühelos mit Granaten jonglieren zu wollen." Und weiter: "Wenn man es mit diesem Persönlichkeitstyp zu tun hat, darf man ihn niemals wegen irgendetwas anfechten, selbst wenn es offensichtlich ist, dass seine Argumentation völlig aus dem Ruder läuft und keinen Sinn ergibt." Während Selenskyj zurecht der Meinung ist, dass man mit Wladimir Putin keinen Deal machen könne, sei es jedoch unklug, einem Narzissten wie Trump zu sagen, dass es etwas gebe, was er nicht tun könne.
Ein weiterer Fehler, den der ukrainische Präsident machte, bestand darin, dass er nicht verstand, dass im Weißen Haus nur eine Person wichtig war. Alle, die für die Verteidigung seines Landes gestorben waren, waren plötzlich irrelevant. "Dies verlangte von dem Ukrainer einen großen mentalen Gangwechsel, und wir konnten alle sehen, wie schwer es ihm fiel", schreibt Persaud. "Für einen Psychiater schien es offensichtlich, dass Selenskyj nicht richtig über die psychologische Zwangslage informiert worden war, in der sich jeder befindet, der sich in einem Raum mit Donald Trump befindet."
Als ein Pressevertreter eine Frage zu künftigen Abkommen mit Russland stellte, murmelte Selenskyj offenbar "Das ist eine sehr gute Frage" vor sich hin. "Das war ein massiver psychologischer und taktischer Fehler, denn selbst wenn ein Narzisst etwas Unlogisches oder Widersprüchliches vorschlägt, ist es seine Aufgabe, zu lächeln, zu nicken, zuzustimmen und sogar Verwunderung über das Ausmaß der Unterstützung zu äußern", analysiert der Psychiater. Trump antwortete darauf: "Das Problem ist, dass ich Sie ermächtigt habe, ein harter Kerl zu sein, ich glaube nicht, dass Sie ohne die Vereinigten Staaten ein harter Kerl wären. Sie verhalten sich überhaupt nicht dankbar, und das ist keine schöne Sache." Für Persaud ist in dieser Situation klar: "Was auch immer Sie tun, bringen Sie den Platzhirsch nicht dazu, Ihnen zu beweisen, dass er der Platzhirsch ist, sondern lassen Sie sich einfach fallen und spielen Sie den Gefälligen, sonst wird Ihnen der Kopf abgebissen."
Selenskyj hätte die Rolle des "ehrerbietigen, dankbaren, unterwürfigen Höflings spielen" müssen, der "durch geduldige Manipulation schließlich seinen Willen bei Trump durchsetzen kann". "Man muss nicht zum inneren Zirkel des Weißen Hauses gehören, um zu verstehen, dass der Chef das Gefühl haben muss, das Sagen zu haben. Manche Chefs brauchen es, dass ihr Ego ständig massiert wird", fasst Persaud zusammen.
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