Eklat im Weißen Haus inszeniert?: Experte sicher: Darum lockte Trump Selenskyj in die Falle

War der Eklat im Weißen Haus etwa geplant? Bild: picture alliance/dpa/AP | Mystyslav Chernov
Erstellt von Anika Bube
03.03.2025 10.15
- Eklat zwischen Donald Trump und Wolodymyr im Wortlaut
- Politologe glaubt an Inszenierung
- Darum könnte Trump den Ukraine-Präsidenten provoziert haben?
Die Eskalation des Treffens von Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj vor der Presse sorgt weltweit für Entsetzen. Ein deutscher Politologe sagt, der US-Präsident habe dem ukrainischen Staatschef eine Falle gestellt. War der Eklat etwa geplant?
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"Da ist ein Manuskript abgespielt worden!" Politologe spricht von inszeniertem Eklat im Weißen Haus
Der Politikwissenschaftler Thomas Jäger hält den Eklat für eine geplante Aktion von Trump. "Da stand der Reality-Star Donald Trump und hat genau das gemacht, was er kann: Vor der Kamera jemanden fertigmachen. Das war ja lange Zeit sein Markenzeichen und das hat er völlig geplant", sagte Jäger in einemInterview mit n-tv.
Laut dem Experten sei Selenskyj in die Falle gelaufen. "Das ist kein Zufall, das ist keine Provokation. Da ist ein Manuskript abgespielt worden", sagte Jäger über das gescheiterte Treffen im Weißen Haus. "In den letzten Tagen ist ja sehr deutlich geworden, dass Trump mit seinem Vorhaben, diesen Krieg irgendwie zu beenden, nicht weiterkommt. Und zwar deshalb, weil Russland die Bedingungen diktiert." Trump sei Wladimir Putins Mann im Weißen Haus. Das Verhältnis von Putin zu Trump komme aber bei der Bevölkerung nicht gut an, es traue Putin nicht. Aus diesem Grund habe Trump die Erniedrigung geplant, glaubt der Polit-Experte. "Er muss die Ukraine, er muss Selenskyj erniedrigen, um in den Vereinigten Staaten der Bevölkerung verkaufen zu können, dass er mit einem Vorschlag, diesen Krieg zu beenden, aufschlägt, der letztlich die Kapitulation der Ukraine bedeutet, die es - und das ist das Ergebnis dieses Abends - einfach nicht verdient hat, von den USA weiter unterstützt zu werden." Der US-Präsident habe sein Manuskript abgespult, weil er gesehen hat, dass er mit den Friedensverhandlungen nicht weiter kommt.
Donald Trump und J.D. Vance gegen Wolodymyr Selenskyj: Der Zoff im Wortlaut
Schon bei der Begrüßung frotzelt Trump über Selenskyj und betont, dass er zu Kompromissen bereit sein müsse. Fast 40 Minuten läuft das Gespräch einigermaßen gut, doch dann stellt der ukrainische Staatschef die wohl entscheidende Frage, die sowohl Trump als auch dessen Vizepräsident J.D. Vance offensichtlich komplett in den falschen Hals bekommen.Selenskyj moniert, dass in der Zeit nach der Annexion bis zum Ausbruch des Krieges 2022 viele Gespräche mit Putin gegeben habe - aber die diplomatischen Bemühungen nichts gebracht hätten. Dann wendet er sich direkt an Vance, der zuvor die Verhandlungsfähigkeiten der USA gepriesen hat und fragt: "Von was für einer Diplomatie ist hier die Rede?"
Vance: "Herr Präsident, bei allem Respekt, ich finde es respektlos, dass Sie ins Oval Office kommen und versuchen, dies vor den amerikanischen Medien zu verhandeln. Im Moment zwingen Sie in der Ukraine Wehrpflichtige an die Front, weil Sie Personalprobleme haben. Sie sollten dem Präsidenten danken, dass er versucht, diesen Konflikt zu beenden."
Selenskyj: "Waren Sie schon einmal in der Ukraine, um sich die Probleme anzusehen, die wir haben?"
Vance: "Ich habe mir die Geschichten angesehen und weiß, dass Sie die Menschen auf eine Propagandatour mitnehmen, Herr Präsident. Sind Sie nicht auch der Meinung, dass Sie Schwierigkeiten hatten, Menschen ins Militär zu holen, und halten Sie es für respektvoll, ins Oval Office der Vereinigten Staaten von Amerika zu kommen und die Regierung anzugehen, die versucht, die Zerstörung Ihres Landes zu verhindern?"
Selenskyj: "Zunächst einmal hat während des Krieges jeder Probleme, auch Sie. Sie schlagen hier nette Lösungen vor und spüren es jetzt nicht, aber Sie werden es in Zukunft spüren."
Trump: "Das wissen Sie nicht. Sagen Sie uns nicht, was wir spüren werden. Wir versuchen, ein Problem zu lösen. Sagen Sie uns nicht, was wir spüren werden."
Selenskyj: "Ich sage es Ihnen nicht, ich antworte..."
Vance: "Genau das tun Sie..."
Trump: "Sie sind nicht in der Position, uns vorzuschreiben, was wir fühlen werden. Wir werden uns sehr gut und sehr stark fühlen.Sie befinden sich gerade nicht in einer sehr guten Lage. Sie haben sich in eine sehr schlechte Lage gebracht. Sie halten im Moment nicht die Karten in der Hand. Gemeinsam mit uns halten Sie die Karten in der Hand. Sie spielen mit dem Leben von Millionen von Menschen, Sie spielen mit dem Dritten Weltkrieg und was Sie tun, ist sehr respektlos gegenüber diesem Land."
Vance: "Haben Sie sich einmal bedankt?"
Selenskyj: "Sehr oft."
Vance: "Nein, in diesem Treffen, in diesem gesamten Treffen? Sagen Sie ein paar Worte der Anerkennung für die Vereinigten Staaten von Amerika und den Präsidenten, der versucht, Ihr Land zu retten."
Selenskyj: "Ja, Sie denken, dass, wenn Sie sehr laut über den Krieg sprechen..."
Trump: "Er spricht nicht laut. Ihr Land ist in großen Schwierigkeiten. Nein, nein, Sie haben viel geredet. Ihr Land ist in großen Schwierigkeiten."
Selenskyj: "Ich weiß, ich weiß."
Trump: "Sie werden das nicht gewinnen. Sie haben eine verdammt gute Chance, mit heiler Haut davonzukommen, und das dank uns."
Selenskyj: "Wir sind seit Beginn des Krieges stark geblieben, wir waren allein, und wir sagen, ich habe 'Danke' gesagt."
Trump: "Sie waren nicht allein. Wir haben Ihnen militärische Ausrüstung zur Verfügung gestellt. Ihre Männer sind mutig, aber sie hatten unsere militärische... Wenn Sie unsere militärische Ausrüstung nicht gehabt hätten, wäre dieser Krieg in zwei Wochen vorbei gewesen."
Selenskyj: "In drei Tagen, so habe ich das schon von Putin gehört."
Trump: "Es wird sehr schwierig sein, auf diese Weise Geschäfte zu machen."
Vance: "Sagen Sie einfach Danke."
Selenskyj: "Das habe ich schon oft gesagt."
Vance: "Akzeptieren Sie, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt, und lassen Sie uns diese Meinungsverschiedenheiten klären, anstatt zu versuchen, sie vor den amerikanischen Medien auszutragen, wenn Sie im Unrecht sind. Wir wissen, dass Sie im Unrecht sind."
Trump: "Sie stecken dort fest. Ihre Leute sterben. Ihnen gehen die Soldaten aus. Nein, hören Sie zu ... Und dann sagen Sie uns: 'Ich will keinen Waffenstillstand. Ich will keinen Waffenstillstand. Ich will weitermachen und ich will das'. Sie verhalten sich überhaupt nicht dankbar. Und das ist nicht nett. Ich bin ehrlich, das ist nicht nett. In Ordnung, ich denke, wir haben genug gesehen. Was meinen Sie? Großes Fernsehen. Das muss ich sagen."
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