TV-Duell zwischen Scholz und Merz: Ex-Grünen-Chefin stichelt nach Debatte gegen CDU-Kanzlerkandidat

Ex-Grünen-Chefin Ricarda Lang hatte nach dem TV-Duell zwischen Scholz und Merz neben deutlicher Kritik eine verbale Spitze gegen den CDU-Kanzlerkandidaten parat. Bild: picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod
Erstellt von Claudia Löwe
10.02.2025 13.58
- TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz erhitzt Gemüter
- Ricarda Lang rechnet mit Aussagen von CDU-Kanzlerkandidat ab
- Friedrich Merz ätzt gegen Windkraftanlagen und ignoriert Klimaschutz und Bildung
Ob das große "Dschungelcamp"-Finale, prominentes Kochen mit Tim Mälzer und Steffen Henssler oder "Tatort"-Krimis: Am Abend des 9. Februar 2025 konnte quotenmäßig keine Sonntagabend-Sendung gegen das TV-Duell zwischen Bundeskanzler Olaf Scholz und CDU-Chef und Kanzlerkandidat Friedrich Merz standhalten. Der politische Schlagabtausch zwei Wochen vor der Bundestagswahl wurde in ARD und ZDF übertragen und lockte allein im linearen Fernsehen in Summe mehr als 12,26 Millionen Menschen vor die TV-Bildschirme.
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TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz: Das waren die Kern-Themen der Debatte
In den 90 Minuten, die die TV-Debatte zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz dauerte, flogen zu Themen wie Migration, Wirtschaft und Außenpolitik kräftig die Fetzen. Mit gegenseitigen Vorwürfen hielten sich Olaf Scholz und Friedrich Merz ebenso wenig zurück wie damit, ihrem Gegenüber ins Wort zu fallen. Am Ende verabschiedeten sich beide per Handschlag, der Umgangston blieb zivil. Bei den befragten Zuschauern kam Scholz in der Summe ein wenig glaubwürdiger und sympathischer rüber. Beim Thema Sachverstand lagen beide Kontrahenten gleichauf.
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Ricarda Lang klagt an: Scholz und Merz ignorieren brennende Themen Klimawandel und Bildung
Allerdings blieben in der TV-Debatte einige Themen unangesprochen, die bei anderen Kandidaten für das Bundeskanzleramt ganz oben auf der Agenda stehen - und das wurde wenige Stunden nach der Fernseh-Ausstrahlung mit deutlichen Worten auf dem Lager der Grünen angeprangert. Die frühere Bundesvorsitzende der Grünen, Ricarda Lang, meldete sich nach dem Schlagabtausch zwischen den Spitzenpolitikern von SPD und CDU zu Wort.
Bei X (vormals Twitter) kritisierte die Bundestagsabgeordnete mit deutlichen Worten, welche brennenden gesellschaftlichen Themen sie in der Debatte zwischen Merz und Scholz vermisste. "Kein einziges Wort zu Klimaschutz. Kein einziges Wort zu Bildung", so die Grünen-Politikerin enttäuscht und setzte mit einem verbalen Schlag gegen den CDU-Kanzlerkandidaten nach: "Aber wenigstens wissen wir jetzt, dass Friedrich Merz Windräder nicht so hübsch findet."
So reagierten Ricarda Langs Follower auf die Kritik am TV-Duell zwischen Merz und Scholz
Einwände ihrer Follower, bildungspolitische Themen seien eine Angelegenheit, die auf Bundesländer-Ebene bearbeitet werde, ließ Ricarda Lang nicht gelten und erwiderte: "Der Bildungsföderalismus in seiner jetzigen Form mit dem Kooperationsverbot ist ein Problem. Ein Thema, dem sich ein Kanzler annehmen könnte, wenn doch alle immer sagen, dass Bildung unsere wichtigste Ressource ist." Für ihren Post bekam Ricarda Lang nicht nur mehr als 6.100 Likes, sondern auch Kommentare wie diese:
- "Kein Wort zum Klimaschutz, kein Wort zur Rente, kein Wort zur Bildung. Das kommt heraus, wenn zwei Männer eingeladen werden, denen die Zukunft der jungen Menschen egal ist. Enttäuschend. Beschämend. Unwählbar."
- "Merz verbieten, weil er hässlich ist!"
- "Ich finde Merz auch nicht besonders hübsch, aber akzeptiere ihn."
- "Das hat er schon vor Monaten gesagt, ist also nicht neu. Zugegeben, sie sind potthässlich. Ich lebe nur 10 Kilometer von der Küste und fand und finde sie potthässlich, aber ich habe gelernt, wenn wir das Klima retten wollen, kann man keine Kompromisse machen."
- "Als hätte irgendwann irgendjemand Windräder mal ob ihrer außergewöhnlichen Schönheit gebaut... Aber so 'n Atomkraftwerk ist halt auch nicht gerade eines Architekturpreises würdig."
- "Es war überhaupt sehr wenig davon die Rede, dass wir hier und heute mit höchster Priorität daran arbeiten müssen, wenn wir unseren Kindern und Enkeln einen lebenswerten Planeten hinterlassen wollen."
Grünen-Chef Banaszak prangert an: "Zentrale Überlebensfrage" in TV-Duell ignoriert
Der Kritik von Ricarda Lang schloss sich auch Langs Amtsnachfolger Felix Banaszak an. Auch dem amtierenden Grünen-Chef mangelte es in der TV-Debatte an Interesse für den Klimaschutz. Banaszak sagte vor Beratungen des Bundesvorstands in Berlin, er habe es sehr bezeichnend gefunden, dass in einer anderthalbstündigen Debatte die "zentrale Überlebensfrage" unserer und kommender Generationen keinen Raum gehabt habe. "Es wurde nicht über Klimaschutz gesprochen, obwohl wir in jedem Jahr neue Extremwerte-Ereignisse in immer schlimmerer Intensität und auch in immer intensiverer Abfolge erleben."
Scholz und Merz sei es offensichtlich kein Anliegen gewesen, diese Fragen zu thematisieren. "Wir haben gestern ein spannendes Duell zwischen dem Gestern und dem Vorgestern erleben dürfen", sagte der Grünen-Chef am 10. Februar. Die Zukunft habe aber nicht stattgefunden.
Auch viele andere Themen hätten keine große Rolle gespielt. Banaszak nannte Bildung oder Kinderbetreuung. Dafür hätten Scholz und Merz fast eine halbe Stunde über Migration gesprochen. Dies sei ein wichtiges Thema. Er hätte sich allerdings gewünscht, dass sich die beiden nicht nur gegenseitig darin übertrumpfen wollten, wer der "härteste Knochen" sei - sondern dass es ab und an auch ein Wort der Empathie und der Zugewandtheit gegeben hätte gegenüber Menschen, die vor Krieg, Bomben und Hunger fliehen und in Deutschland Schutz gefunden haben. Die Debatte um Migration brauche Differenzierung. Die Kanzlerkandidaten von SPD und Union hätten sich aber nur gegenseitig darin überboten, wer am schnellsten abschiebe.
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loc/news.de/dpa