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Olaf Scholz gegen Friedrich Merz: Nach Schlagabtausch im TV-Duell: Ihn kürten die Zuschauer zum Sieger

Olaf Scholz (l.) und Friedrich Merz (r.) lieferten sich beim TV-Duell vor der Bundestagswahl in ARD und ZDF einen intensiven Schlagabtausch. Einen klaren Sieger gab es nicht.

Olaf Scholz (l.) und Friedrich Merz (r.) lieferten sich beim TV-Duell vor der Bundestagswahl in ARD und ZDF einen intensiven Schlagabtausch. Einen klaren Sieger gab es nicht. Bild: picture alliance/dpa/dpa-Pool | Michael Kappeler

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  • Kein klarer Sieger bei TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz
  • Zuschauer sehen SPD-Kanzler leicht vorn
  • Kanzlerkandidaten stritten sich um Themen wie Migration, Sozialpolitik oder Ukraine-Krieg
  • Gemischte Reaktionen auf TV-Duell im Netz

Es war der erste direkte Schlagabtausch zwischen zwei Kanzlerkandidaten vor der Bundestagswahl am 23. Februar. Der amtierende Regierungschef Olaf Scholz (SPD) traf am Sonntagabend im TV-Duell auf seinen Konkurrenten aus der Union, CDU-Chef Friedrich Merz. In ARD und ZDF stellten sich die beiden Politiker den Fragen der Moderatorinnen Sandra Maischberger und Maybrit Illner. Es ging um Themen wie Migration, Ukraine-Krieg, Steuern oder den neuen US-Präsidenten Donald Trump. Wer konnte die Zuschauer:innen am meisten überzeugen?

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TV-Duell zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz: Wer ist der Sieger?

Einen klaren Sieger brachte das TV-Duell zwar nicht hervor, doch einer Analyse der Forschungsgruppe Wahlen zufolge fand mit 37 Prozent eine knappe Mehrheit der insgesamt 1.374 online und telefonisch Befragten Olaf Scholz besser. 34 Prozent waren hingegen von Friedrich Merz überzeugter, für 29 Prozent lagen beide Kandidaten gleichauf. Olaf Scholz wurde zudem ein wenig glaubwürdiger und sympathischer bewertet als der CDU-Kanzlerkandidat.

Eine Wende im Wahlkampf zeichnet sich dadurch aktuell nicht ab. Denn die Union (Werte um 30 Prozent) liegt seit einigen Wochen in Wahlumfragen deutlich vor der SPD (Werte um 15 Prozent). Scholz hätte wohl einen klareren Sieg im TV-Duell gebraucht.

Olaf Scholz attackiert Friedrich Merz beim Thema AfD, Kontroversen bei Migration, Bürgergeld und Co.

Während des TV-Duells wurden die Unterschiede zwischen Olaf Scholz und Friedrich Merz deutlich. Beide griffen sich immer wieder verbal an, zeigten sich bei verschiedenen Themen unversöhnlich. Doch der Ton blieb insgesamt gemäßigt. Nicht verwunderlich, denn es ist durchaus wahrscheinlich dass SPD und Union nach der Bundestagswahl eine Koalition eingehen müssen.

Folgende Standpunkte äußerten die beiden Kandidaten während des TV-Duells:

Umgang/Zusammenarbeit mit der AfD: Friedrich Merz hatte im Bundestag einen Fünf-Punkte-Plan der Union zur Verschärfung der Migrationspolitik erstmals mit Stimmen der in Teilen rechtsextremen AfD im Bundestag durchgesetzt. Deshalb warf Olaf Scholz seinem Kontrahenten erneut "Wortbruch" und "Tabubruch" vor. Der SPD-Kanzler zeigte sich ernsthaft besorgt, dass Union und AfD nach der Wahl am 23. Februar eine Koalition mit der AfD eingehen könnte. Friedrich Merz widersprach, dass es eine solche Zusammenarbeit nicht geben werde. "Uns trennen in den Sachfragen Welten." Gemeinsamkeiten zwischen der Union und der AfD gebe es nicht.

Migration: Olaf Scholz versprach für die Zeit nach der Wahl, einen "harten Kurs" bei diesem Thema fortsetzen zu wollen. Deutschland dürfe Gewalttaten wie die von Aschaffenburg nicht akzeptieren. Plänen der Union zur Zurückweisung von Migranten an der deutschen Grenze erteilte der SPD-Politiker jedoch eine klare Absage, kritisierte diese als rechtswidrig. Er forderte Merz dazu auf, dem von der Regierung vorgelegten Gesetz zur Umsetzung der europäischen Asylreform zuzustimmen. "Warum soll man so doof sein", dies nicht zu tun, sagte Scholz. Friedrich Merz entgegnete unter anderem, dass laut Grundgesetz auch eine Zurückweisung an der Grenze möglich sei, es zudem immer noch Tricks gebe, um einer Abschiebung zu entgehen. Der CDU-Chef warf Scholz und der Ampel-Koalition Versagen in Migrationsfragen vor. "Sie leben nicht in dieser Welt", sagte Merz. "Was Sie hier erzählen, ist ein Märchenschloss."

Wirtschaftspolitik: Scholz erklärte im TV-Duell, dass es in Deutschland keine Deindustralisierung gebe. Darauf reagierte Friedrich Merz wiederum "erschüttert" und fügte hinzu: "50.000 Unternehmen sind in Ihrer Amtszeit in Deutschland in die Insolvenz gegangen, fast die Hälfte davon im letzten Jahr". Scholz gab zu, dass man etwas tun müsse, verwies aber gleichzeitig auf eine steigende Zahl von Erwerbstätigen und darauf, dass Deutschland die zweitniedrigste Arbeitslosigkeit unter allen wirtschaftsstarken Demokratien der G7-Gruppe habe.

Sozialpolitik: Die Union ist scharfe Kritikerin des Bürgergelds. So sprach sich Friedrich Merz am Sonntagabend erneut für eine Reform in diesem Bereich aus, sagte: "Wir wollen eine neue Grundsicherung." Olaf Scholz will das Bürgergeld hingegen beibehalten. Er verwies darauf, dass im Bundestag ein Gesetz zur Verschärfung von Sanktionen für Bürgergeld-Empfänger liege, das "spätestens nach der Wahl" beschlossen werden könne.
Ukraine-Krieg: Beim Thema Ukraine-Krieg und ob ein Frieden durch den neuen US-Präsident Donald Trump schneller möglich wäre, blieben beide Kandidaten vage und lieferten keine klare Antwort. Sowohl Scholz und Merz betonten aber die Notwendigkeit einer weiteren Unterstützung der Ukraine. Scholz zeigte sich zuversichtlich für baldige Friedensverhandlungen. Es gab allerdings Unstimmigkeiten bei der Frage, ob Deutschland Kiew Taurus-Marschflugkörper zur Verfügung stellen sollte, die potenziell auch für Angriffe tief in Russland verwendet werden könnten. Olaf Scholz wiederholte sein Nein dazu.
Donald Trump: Der neue US-Präsident ist für Friedrich Merz "berechenbar unberechenbar". Man solle geschlossen auf der anderen Seite des Atlantiks reagieren. Dabei ging der CDU-Chef näher auf Trumps Pläne ein, die zu Dänemark gehörende Insel Grönland zu übernehmen. "Wir brauchen hier eine gemeinsame europäische Strategie, eine gemeinsame Haltung", betonte Merz. Scholz setze im Umgang mit Donald Trump auf "klare Worte" und "freundliche Gespräche". Er wolle mit der US-Regierung zusammenarbeiten. Der SPD-Politiker wies aber auch darauf hin, dass die eigenen Partner Grenzen nicht mit Gewalt verschieben dürfen. Um den Gebietsansprüchen von Trump entgegenzuwirken, solle auch die Präsenz der Nato in Grönland erhöht werden.

Reaktionen auf TV-Duell zwischen Friedrich Merz und Olaf Scholz vor Bundestagswahl

Während und nach dem TV-Duell entbrannte auch eine hitzige Diskussion in den sozialen Medien über Olaf Scholz und Friedrich Merz. Hier waren ebenfalls sehr unterschiedliche Meinungen zum Auftritt der beiden Kanzlerkandidaten zu lesen. Manche Nutzer auf der Plattform X (vormals Twitter) fanden Scholz besser, manche Merz. Andere wiederum konnten weder vom SPD- noch vom CDU-Politiker überzeugt werden. Kommentare lauteten beispielsweise:
  • "#Merz nach außen gewohnt Staatsmann. #Scholz überraschend offensiv und gut drauf.. Leider sind #cdu #csu weiterhin zu feige klar zu benennen, woher das Geld für ihr Wahlprogramm kommen soll. Leider zieht es noch immer bei zu vielen Wählern. #tvduell #Bundestagswahl2025", so ein Nutzer.
  • "Im #TVDuell ist #Merz klar der Stärkere - argumentativ und sachlich. Warum sieht das der ÖRR mal wieder anders?", heißt es in einem weiteren Kommentar.
  • "Ein sog. "Kanzler", der seinen Gegner gleich zweimal als doof bezeichnet, ist im Gegensatz zu #Merz alles andere als staatsmännisch. Er wirkte eher wie ein rechthaberischer Giftzwerg! #TVDuell #Scholz", schreibt ein anderer User.
  • "Scholz war im #TVDuell auf jedenfall sympathischer und klarer in seinen Aussagen", ist in einem weiteren Tweet zu lesen.
  • "Unter dem Strich haben beide, Scholz und Merz, Wahlkampf für alle anderen Parteien gemacht und ein klares Statement geliefert: Wählt keinen von uns!", so noch eine Meinung.

Das TV-Duell ist in kompletter Länge in den Mediatheken von ARD und ZDF abrufbar.

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/bos/news.de/dpa

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