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Expertenschätzung: Bald 0,8 Prozent mehr? Krankenkassenbeitrag könnte 2025 explodieren

Die Krankenkassenbeiträge könnten auf ein Rekordniveau steigen. Bild: AdobeStock / marcus_hofmann

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  • Experten erwarten extreme Erhöhung der Krankenkassenbeiträge
  • GKV-Beitrag könnte um 0,8 Prozent von 16,3 auf 17,1 Prozent steigen
  • Bundesregierung hat vereinbarte Steuerfinanzierung für Krankenkassen nicht geleistet

Die finanzielle Lage vieler Krankenkassen ist dramatisch: Die Beiträge drohen daher förmlich zu explodieren.Experten des sogenannten Schätzerkreises haben für das Bundestagswahljahr 2025 eine rechnerisch nötige Beitragssatzerhöhung um 0,8 Punkte auf 2,5 Prozent vom beitragspflichtigen Einkommen ermittelt, wie das Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) in Bonn mitteilte. Bei dem Wert handelt es sich allerdings nur um eine theoretische Größe. Wie sehr der Beitragssatz dann wirklich steigt, entscheidet jede Krankenkasse für sich.

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Gegenüber dem "Handelsblatt" brachte Jens Baas, Chef der Techniker Krankenkasse, bereits eine Steigerung von bis zu 0,8 Prozent ins Spiel. Damit würde der Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung von derzeit 16,3 Prozent auf 17,1 Prozent ansteigen. Bei einem monatlichen Bruttoeinkommen von 2.500 Euro würde der monatliche Krankenkassenbeitrag für Arbeitnehmer um 10 Euro steigen.

GKV-Zusatzbeitrag könnte explodieren

Konkret geht es um den Anstieg des sogenannten Zusatzbeitrages. Alle gesetzlich Versicherten haben den festen Beitragssatz von 14,6 Prozent - zur Hälfte getragen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Darüber hinaus erheben die aktuell 95 gesetzlichen Kassen zur Kostendeckung einen Zusatzbeitrag, der ebenfalls hälftig von beiden Seiten gezahlt wird.

Der Zusatzbeitrag ist unterschiedlich und liegt laut einer ständig aktualisierten GKV-Liste im Moment zwischen 0,7 und 3,28 Prozent. Eine Kasse ist darunter, die keinen Zusatzbeitrag erhebt. Der durchschnittlich von den Krankenkassen erhobene Zusatzbeitragssatz lag im August bei 1,78 Prozent, wie das Bundesgesundheitsministerium mitgeteilt hatte.

Bei 3.000 Euro brutto 12 Euro weniger netto

Die Prognose des Schätzerkreises ist nach GKV-Angaben eine theoretische Größe, die sich aus dem Verhältnis von laufenden Einnahmen und Ausgaben der Krankenkassen insgesamt ergibt. Die Ausgaben der Krankenkassen im Jahr 2025 werden demnach mit 341,4 Milliarden Euro veranschlagt. Auf Basis dieser Schätzung gibt das Gesundheitsministerium bis zum 1. November einen durchschnittlichen Zusatzbeitrag für das kommende Jahr bekannt. Die genaue Höhe legen die Krankenkassen dann aber jeweils für sich fest.

Deshalb lassen sich jetzt noch keine genauen Angaben zur tatsächlichen Höhe der Kosten für den Einzelnen machen. Rechnerisch würde eine Erhöhung um 0,8 Prozentpunkte bei einem Einkommen von 3.000 Euro brutto im Monat 12 Euro weniger netto bedeuten - die anderen 12 zahlt der Arbeitgeber. Erhöht eine Kasse den Zusatzbeitragssatz, haben die Mitglieder ein Sonderkündigungsrecht.

Krankenkassen beklagen Finanzlücke

"Die Bundesregierung hat die im Koalitionsvertrag vereinbarte Steuerfinanzierung für die Kassen nicht geleistet. Dazu gehört, Kassenbeiträge von Bürgergeld-Beziehern aus Steuermitteln zu finanzieren. Das wird wohl zum höchsten Beitragssprung seit vielen Jahrzehnten führen", sagt DAK-Vorstandschef Andreas Storm gegenüber der "Bild". "Die Kassen sind auf die Erhöhung der Beiträge angewiesen, um gestiegene Kosten aufzufangen. Krankenhausbehandlungen, Pflege und Arzneimittel belasten die Kassen-Finanzen. Deshalb sind sie gezwungen zu erhöhen, sonst droht ihnen der Kollaps", sagte Thomas Lemke, Geschäftsführer des Deutschen Finanz-Service Instituts, gegenüber der "Bild".

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/gom/news.de/dpa

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