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Ramsan Kadyrow: Konflikt verschärft - Putins Freund droht Kreml-Politiker mit Blutrache

Tschetscheniens Machthaber Ramsan Kadyrow droht drei russischen Politikern mit einer Blutrache. Bild: picture alliance/dpa | Emile Alain Ducke

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  • Ramsan Kadyrow droht russischen Politikern mit Blutrache
  • Tschetscheniens Machthaber reagiert nach Schießerei in Moskau und Streit um einen Online-Händler
  • In Russland wird mit einer Verschärfung des Konflikts zwischen Dagestan und Tschetschenien gerechnet
  • Putin könnte den Konflikt nicht lösen

Die Beziehung zwischen den beiden autonomen Teilrepubliken Tschetschenien und Dagestan ist seit Jahren angespannt. Ein schwelender Konflikt zwischen dem tschetschenischen Machthaber Ramsan Kadyrow und Sulejman Kerimow, Senator im russischen Föderationsrat, aus Dagestan könnte sich laut Berichten nach einer Schießerei in Moskau verschärfen. Kadyrow sprach nun erstmals darüber und drohte drei Politikern aus dem Nordkaukasus mit Blutrache.

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Ramsan Kadyrow droht Russen-Politikern mit Blutrache

In einer Rede vor Offizieren des Sicherheitsapparates in Grosny in der islamisch geprägten Teilrepublik Tschetschenien beschuldigte er die drei, sie hätten einen Mord an ihm in Auftrag gegeben. "Es gibt Zeugen, es gibt Leute, von denen sie versuchten, Aufträge zu erhalten, die sie fragten, wie viel sie für den Auftrag nehmen würden", sagte Kadyrow.Seine Drohungen richteten sich gegen zwei Politiker aus der Nachbarrepublik Dagestan, namentlich Sulejman Kerimow und Riswan Kurbanow, Abgeordneter in der Staatsduma in Moskau. Als Dritten nannte der Tschetschenen-Chef den Duma-Abgeordneten Bekchan Barachojew aus der Nachbarrepublik Inguschetien. Das Video der Rede veröffentlichte Kadyrow auf Telegram.

Hintergrund zur Kadyrow-Drohung: Streit um Online-Handel eskalierte 

Hintergrund ist ein geschäftlicher Konflikt um Russlands größten Online-Händler Wildberries. Um das Online-Kaufhaus Wildberries mit seinem Milliardenumsatz streiten sich die Firmengründerin Tatjana Kim und ihr Noch-Ehemann Wladislaw Bakaltschuk. Es geht um eine Fusion des Online-Einzelhändlers Wildberries mit dem Werbekonzern Russ Group. Bakaltschuk soll versucht haben, den Zusammenschluss zu verhindern. 

Dieser versuchte im September, sich gewaltsam Zugang zur Firmenzentrale zu verschaffen. Bei einer Schießerei in Moskau starben zwei Wildberries-Wachleute aus Inguschetien. Kerimow aus Dagestan steht in dem Streit auf der Seite der Firmengründerin, Kadyrow auf Seiten des Ehemanns. "Jeder, der glaubt, dass es möglich ist, ganze Nationen aus innenpolitischen Gründen gegeneinander auszuspielen, irrt sich gewaltig", sagte Kadyrow und bezog sich dabei auf die Behauptungen, dass Tschetschenen hinter dem Streit um Wildberries stecken.

Spannungen zwischen Tschetschenien und Dagestan - diskutiert Russland über Krieg?

Der Konflikt zwischen Kadyrow und Kerimow soll einer der schwersten "der letzten zehn Jahre sein", schreibt der frühere Berater des ukrainischen Innenministeriums Anton Geraschtschenko auf X (vormals Twitter). "Der interethnische Konflikt verschärfte sich nach der Schießerei im Büro eines Marktplatzes in Moskau. In einer Mitteilung des Innenministeriums von Dagestan heißt es. 'Der blutige Konflikt, den der tschetschenische Führer heute skizzierte, und die Anschuldigungen, seine Ermordung zu organisieren, destabilisieren die Lage im Nordkaukasus ernsthaft.'" Angeblich soll in Russland diskutiert werden, dass diese Spannungen einen Krieg zwischen Tschetschenen und Dagestanern auslösen könne, meint Geraschtschenko.

Bericht: Wladimir Putin kann den Konflikt nicht lösen

Auf den Kreml habe die Auseinandersetzung Auswirkungen. Wladimir Putin selbst könne den Konflikt nicht mehr beenden oder kontrollieren, weil ihm auch die Ressourcen fehlen würden. "Putin kann einen emotionalen interethnischen Konflikt nicht mit Geld und Krediten lösen", schreibt Geraschtschenko und fügt hinzu: "Es gibt Gerüchte, dass die russische Nationalgarde und Kräfte des Innenministeriums in den Nordkaukasus verlegt werden sollen, und es ist auch möglich, dass Armeegruppen verstärkt werden: 'Dies könnte den Verlauf der BBS beeinflussen. Es ist noch nicht klar, ob Kadyrow Achmat-Einheiten zurück nach Tschetschenien verlegen wird.'"

In dem Video fordert Kadyrow zugleich, man solle aus dem Vorfall in Moskau keinen ethnischen Streit konstruieren. Er hat die Blutrache in Tschetschenien angeblich abgeschafft, droht sie aber selbst immer wieder seinen Gegnern an. Um die Kontrolle Russlands über das unruhige Tschetschenien zu sichern, hat der Kreml Kadyrow freie Hand zu einer diktatorischen Herrschaft gegeben. 

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/loc/news.de/dpa

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